In den Jahren 2021 und 2022 offenbarten Berichte des WDR-Hintergrundmagazins Sport inside die Zustände für Trainer in vielen Nachwuchsleistungszentren von Fußball-Bundesligisten. Wo die großen Talente zu den Stars von morgen herangezogen werden, hat sich in weiten Teilen Deutschlands ein System durchgesetzt, das Minijobber für das bis zu Dreifache der im Vertrag vorgesehenen Zeit arbeiten lässt.

Nachdem die Sendung bereits im März 2021 über die Bezahlung unter Mindestlohn für einen Coach in der renommierten „Knappenschmiede“ von Schalke 04 berichtete, meldeten sich mehrere Trainer zu Wort und berichteten über ihre Ausbeutung. Die Staatsanwaltschaft hat seit 2021 gegen den FC Augsburg und Bayern München wegen Mindestlohnbetrugs ermittelt und ein Strafverfahren gegen den damaligen Vorstand der FC Bayern München AG – Dreesen, Rummenigge, Kahn, Salihamidzic – eingeleitet. Mitte Juni ist nun entschieden worden, dass Bayern „wegen jahrelang nicht gezahlter Sozialleistungen 200.000 Euro plus 45.500 Euro Säumniszuschläge nachzahlen“ muss – ein Klecks gegen die hohen neunstelligen Jahresumsätze, von denen in den Nachwuchsleistungszentren fast nichts ankommt. Dafür wurde das Verfahren gegen die drei kriminellen Ex-Fußballer und ihren vorgesetzten ostfriesischen Bankier „mangels Tatnachweis“ eingestellt. Dass man sehr milde mit diesen Menschen ins Gericht geht, zeigt nicht zuletzt Uli Hoeneß, der nach anderthalb Jahren Teilzeithaft im Luxusknast als verurteilter Krimineller wieder zum Präsidenten und Aufsichtsratvorsitzenden ernannt wurde.

In Augsburg wurde der erhaltene Lohn der Minijob-Trainer aufgeteilt in das offizielle Gehalt, ein niedriger Beitrag, und eine dagegen größere Summe steuerfreie „Übungsleiterpauschale“; im Vertrag ist kein Anspruch auf Urlaub oder ein freies Wochenende festgelegt. Keine Pflicht bei Minijobs, aber wenn die Minijobs sich in unterbezahlte Teilzeitjobs und mehr verwandeln, dann fällt auch diese Sache umso schwerer ins Gewicht.

Bei den Bayern bekamen die Minijob-Trainer befristete Arbeitsverträge für ein Jahr – drei bis vier mal sollte man pro Woche Training geben – wohlgemerkt, auf Minijob-Basis. Dazu kamen Spiele, Turniere, Elterngespräche und Scouting. Was genauso umfangreich ist, wie es klingt, wird auf dem Papier auf die eigentliche Trainigs- bzw. Spielzeit reduziert, doch sogar diese seien noch abwärts gefälscht worden. Vor- und Nachbereitungszeit, Anreise (laut Bayern sind Busfahrzeiten keine Arbeitszeiten; eine plump aufgetischte Lüge) und dergleichen werden nicht bezahlt. Es sei laut dem Bericht eines ehemaligen Trainers einem Hoffnung gemacht worden auf eine Festanstellung, man sei von den Vorgesetzten gezwungen worden, Stundenzettel falsch auszufüllen, und bei Widerrede, Beschwerden über die Überbelastung etc. sei direkt mit Kündigung gedroht worden. Verantwortlich hierfür ist neben dem Bayern-Vorstand der Leiter des Nachwuchscampus, Jochen Sauer.

Die Grundlage – und das wird in dem WDR-Beitrag nicht erwähnt – ist natürlich, dass die Leute, die diese Jobs machen, nicht aus Deutschland kommen. Aufgrund oft keines festen Aufenthaltsstatus in Deutschland und Unkenntnis der Sprache kann viel einfacher ohne Konsequenzen gedroht, Druck gemacht und, was rechtliche Fragen angeht, gelogen werden. Natürlich ist es insbesondere der Fußball, aber auch andere Sportarten sind betroffen. Oft geschieht dies auch in Kombination, z.B. Leichtathletik-Trainer, die bei großen Fußballvereinen sowohl in der Leichtathletik-Abteilung sowie als Athletik-Coaches für die Fußballer zuständig sind.

Finanzminister Lindner, auf das Thema im Bundestag Stellung beziehend, möchte keine „allgemeine Atmosphäre des Misstrauens“ haben und nimmt die Ausbeuter aus den Geschäftsführungen der Vereine in Schutz. Sollen solche Vorwürfe doch erst einmal bewiesen werden! Man sieht, wie sich die Ampelkoalition die Ausweitung der Minijob-Beschäftigungen vorgestellt hat.