Schon im Dezember letzten Jahres wurde darüber berichtet, wie Kleinkriminelle oder auch völlig Unschuldige dazu gebracht wurden, sich als „Maoisten“ zu „ergeben“ und dadurch die von der reaktionären Presse breitgetretenen Zahlen der angeblich kapitulierenden Genossen erzeugen. Konkret wurde diesen Menschen angeboten, entweder eine harte Strafe zu kassieren, oder sich bei Veranstaltungen, zu denen auch Presse geladen wurde, als „Maoist“ auszugeben und zu „kapitulieren“.
Nun wurde anfang Oktober ein Bericht der NHRC (National Human Rights Commission – Nationale Menschenrechtskommission) Indiens veröffentlicht, der Berichten aus dem April 2015 nachgegangen ist und diese bestätigt hat.
Hierbei geht es wieder um Menschen, die sich den Bullen „ergeben“, dieses Mal aber unter anderen Vorzeichen. Die „Maoisten“ sind hier keine Kleinkriminellen oder anderweitig in den Fokus der Bullen geratenen, denen eine Strafe droht, sondern arme oder landlose Bauern, für die die Belohnung, die für Kapitulanten ausgerufen wird, immerhin 150.000 Rupien (etwa 2060€), ein Ausweg aus dem Elend scheint. Dazu werden sie zusätzlich von einem mit den Bullen zusammen arbeitenden Betrüger angestiftet. Dieser kassiert von den Menschen erst mal eine Gebühr, zwischen 50.000 und 250.000 Rupien, mit dem Versprechen, dass sie danach sowohl die Belohnung als auch eine Festanstellung bei den Bullen bekommen. Danach wird ihnen eine Waffe ausgehändigt, von Granaten bis Gewehren ist alles dabei, und damit „ergeben“ sie sich bei der Polizei, wobei sie sich als „Maoisten“ ausgeben, auch konkrete Angehörigkeiten zu Einheiten behaupten.
In dem Bericht, den die NHRC anfertigt, schreiben sie von über 500 Menschen, allerdings wird in den ursprünglichen Berichten darüber klar, dass diese Zahl aus einem einzelnen Fall kommt, aber regelmäßig mehr dazukommen. Für die Polizei und die Presse ist damit eine weitere konstante Quelle von Erfolgsmeldungen über sich „ergebende Maoisten“ sicher, die, wie die Meldungen der reaktionären Presse zeigen, auch gerne genutzt wird.
Die Personen, die auf diesen Betrug hereinfallen, haben davon nichts, im Gegenteil, die ihnen versprochene Anstellung bekommen sie nicht, dafür aber offiziell den Vermerk, dass sie sich als „Maoisten ergeben haben“. Ihre Lage beschreiben sie so:
„Jeder weiß, dass wir uns mit Schusswaffen ergeben haben. Sie können uns jederzeit festnehmen“
„Wir wurden als Naxaliten [Bezeichnung der Reaktion für revolutionäre Kräfte] gebrandmarkt […] die Behörden oder Geschäftseinheiten geben uns keine Jobs. Auf der anderen Seite misstrauen uns die Naxaliten, die große Gebiete auf dem Land kontrollieren. Sie verdächtigen unsere Familien und drohen uns oft mit harten Konsequenzen.“
Ein weiteres Problem ist das Geld, dass sie für den Betrug aufbringen mussten, einige mussten dazu Land verkaufen bzw. verpfänden oder sich verschulden, und nun ohne Job, geschweige denn eine Anstellung beim Staat, keine Möglichkeit diese abzubezahlen.
Die Berichte über die „Kapitulation“ von Kleinkriminellen oder Menschen, denen etwas angehängt werden sollte, kommen aus Bastar, die von der NHRC bestätigten Berichte dagegen aus Jharkhand. Dies zeigt, dass das keine auf einen Kreis von korrupten Bullen und mitspielender Presse, sondern ein Bestandteil der Operation Green Hunt ist, die gegen den Volkskrieg der Kommunistischen Partei Indiens (maoistisch) durchgeführt wird.
Bei der ganzen Angelegenheit ist auch zu beachten, dass die NHRC eine Behörde des alten indischen Staates ist – der damit also selbst bestätigt, was er alles für Schweinereien bei der Bekämpfung des Volkskriegs durchführt.
Der Staat fragt sich auch, woher die Waffen kamen, die bei der „Kapitulation“ abgegeben wurden und muss dabei zugeben, dass die Bullen ständig Waffen auf Reserve herumliegen haben, um sie als Waffen, die von festgenommenen „Naxaliten“ zu präsentieren.
Damit ist auch klar, woher die Waffen kommen, die von den Bullen nach „Fake Encountern“ (fingierte Feuergefechte) als Waffen der „Maoisten“ der Presse vorgeführt werden. Dies zeigte sich zuletzt an dem Massaker, das am 24. Oktober an mindestens 21 Menschen verübt wurde, die, wie die Bullen behaupten, „Maoisten“ gewesen seien, die sie mit zwei Polizeitrupps angegriffen haben. Ein angebliches Gefecht, bei dem die Bullen 21 Mitglieder der PLGA getötet haben wollen, selbst aber nicht einen Verletzten oder Toten melden. Ein Gefecht zwischen einer Gruppe Bullen und mindestens 20 Kämpfern der PLGA, die geübt darin ist, jederzeit kampfbereit zu sein. Dazu kommt, dass die Reaktion behauptet, dass „hochrangige“ Genossen darunter waren, die also sehr kampferfahren sind. Trotzdem hat die Polizei über 20 Menschen massakriert, ohne Gegenwehr?
Dass hier ein „Fake Encounter“ stattfand, ist offensichtlich, auch die präsentierten Waffen, unter denen auch Sturmgewehre sein sollen, sind keine Art von Beweis, wie zuvor gezeigt. Auch Varavara Rao erklärt, dass es sich bei dieser Meldung um ein gestelltes Gefecht, also eben ein „Fake Encounter“ handelt.