Nachdem die Genossen von Rote Presse die Initiative gemacht haben, die neueste Ausgabe 18 der Zeitschrift Klassenstandpunkt zu scannen, die eine Antwort auf die Kritik der deutschen Maoisten enthält, veröffentlichen wir das Vorwort der Antwort. Wir denken, dass dies für die Genossen, die in den imperialistischen Ländern Arbeit entwickeln, von weiterem Nutzen ist, vor allem, um die Frage der Front zu begreifen.

 

 

„Die edlen, erhabenen und aufrichtigen Geister der Revolution erkennen und respektieren über allem theoretische Barrieren, die historische Solidarität ihrer Bemühungen und ihrer Werke. Es gehört zu den Kleingeistern, ohne Horizonte und ohne Flügel, zu den dogmatischen Mentalitäten, die das Leben in einer strengen Formel, dem Privileg der Verständnislosigkeit und dem sektiererischen Egoismus, versteinern und zum Stillstand bringen wollen.“

– José Carlos Mariátegui

 

Vorbemerkung

 

Als Teil des ideologischen Kampfes in der revolutionären Bewegung publizieren wir die Kritik eines Artikels, geschrieben vom Kommunistischen Aufbau (KA). Diese Kritik, sowie der Artikel der ihr zugrunde liegen, sollten als ein Teil des Kampfes für die Vereinigung der Revolutionäre in Deutschland auf einer festen und kristallklaren ideologischen Grundlage verstanden werden.

Als standhafte Verfechter des dialektischen Materialismus halten wir hoch, dass politische Parteien, Organisationen und Gruppen Ausdrücke der objektiven Realität des Klassenkampfes sind. Die Kommunisten sind der Ausdruck des Klassenkampfes des Proletariats. Dass die Kommunisten in Formierung heutzutage voranschreiten im Kampf für die Rekonstitution der ruhmreichen Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) ist nicht ein Ausdruck des Zufalls oder aufgrund der persönlichen Fähigkeiten irgendeines Genies, sondern es ist in Essenz durch die Forderung der Klasse nach ihrer Vorhut. Der Hauptwiderspruch in Deutschland ist der zwischen Proletariat und Bourgeoisie und das führungslose Proletariat kann seinen Kampf nicht organisieren und ist chancenlos, ohne seinen Generalstab. Daher ist die Hauptnotwendigkeit des Klassenkampfes des Proletariats die Rekonstitution seiner Partei. Dementsprechend ist die Hauptaufgabe eines Jeden, der den Interessen des Proletariats dienen möchte, für diese Sache zu kämpfen.

Neben dem Proletariat existieren Klassen und Schichten von Klassen, die in relativer Opposition zum Finanzkapital stehen und unterschiedliche Arten von Widersprüchen mit ihm haben. Eine davon ist die Kleinbourgeoisie. Diese schwankende Klasse generiert ihre unterschiedlichen Formen politischer Ausdrücke. Einer davon ist die fast zahllose Menge handwerklerischer Zirkel der „radikalen Linken“. Diese Zirkel erheben manchmal die Notwendigkeit „die KPD wieder aufzubauen“. Mit all ihren Unterschieden bringen diese Zirkel im allgemeinen ein Konzept voran, die „Partei von unten aufzubauen“ und zentrieren auf die Notwendigkeit der „Einheit“ von so vielen Zirkeln wie möglich, in unterschiedlichen Formen von „Bündnissen“. Was sie alle gemeinsam haben ist, dass sie die Notwendigkeit des Aufbaus der Partei „von oben“ ablehnen. Darum geraten sie in Widerspruch mit den grundlegenden Prinzipien, die wieder und wieder in Theorie und Praxis des internationalen Proletariats bestätigt wurden und von Lenin etabliert sind.1

Diese Zirkel stellen, im gegenwärtigen Moment der Entwicklung des Klassenkampfes in diesem Land, nicht als solche einen Feind des Proletariats dar und es ist möglich und notwendig sich mit vielen von ihnen in bestimmten Kämpfen zu vereinen, aber ihr ideologischer Opportunismus, und nicht selten plumper Revisionismus, muss bekämpft werden mit einem entschlossenen ideologischen Kampf, begleitet von praktischen Aktionen, die die Wahrheit des Proletariats einhämmern. Da es in fast allen diesen Zirkeln ehrliche Elemente gibt, die wirklich der Klasse dienen wollen, in machen Fällen sogar in der klaren Mehrheit, es wäre ein großer Fehler der Kommunisten in Formierung einen „allumfassenden Krieg“ gegen sie zu erklären, so ein Ansatz würde gegenwärtig nur zu Isolation und weiterer Zersplitterung der revolutionären Bewegung führen. Die Politik als Befehl und die richtige Behandlung der Widersprüche im Volk, sind was gebraucht wird. Heutzutage haben wir keine Partei und selbst wenn wir sie hätten, wäre es nur mit der siegreichen Entwicklung des Klassenkampfes in seiner höchsten Form, dass sie die anerkannte Vorhut wird. Dies verlangt ein korrektes Verständnis der Front.

Die Front ist eines der drei Instrumente der Revolution (die anderen beiden sind die Partei und die revolutionäre Armee). Die Front muss unter der absoluten Hegemonie des Proletariats sein, noch mehr vorausgesetzt dadurch, dass es beides ist, die führende und hauptsächliche Klasse unserer sozialistischen Revolution. Der Aufbau der Front benötigt die Partei, ohne die rekonstituierte KPD und die revolutionäre Armee unter ihrer absoluten Führung können wir nicht die Front aufbauen, die für die siegreiche Entwicklung der sozialistischen Revolution gebraucht wird. Die Partei baut die Front auf, die Front baut sich nicht selber auf.

Die Front ist eine Klassenfront und ihr Zweck ist es alle Klassen und Schichten die möglich sind unter der Führung des Proletariats für die sozialistische Revolution zu vereinen; das bedeutet für die Errichtung der Diktatur des Proletariats durch die bewaffnete Revolution, was bedeutet durch den Volkskrieg. Das ist die strategische Perspektive, die im Kopf behalten werden muss. Die Front ist kein „Bündnis“, sie ist ein Werkzeug der Revolution, beherrscht von der Partei. Da wir gegenwärtig nicht die rekonstituierte KPD haben, müssen wir noch einen weiten Weg gehen, bis wir eine solche Front als eine organisatorische Realität haben. Aber dennoch, der Kampf für den Aufbau der drei Instrumente ist ein Prozess, der gleichzeitig stattfinden muss, inmitten des Klassenkampfes und des Zweilinienkampfes. Daher, in einem Moment, in dem die Hauptnotwendigkeit des Proletariats die Rekonstitution der Partei ist, muss die Frontpolitik der Kommunisten in Formierung danach streben die Arbeit in diesem Zusammenhang zu entwickeln, damit sie der Rekonstitution dient. Heutzutage verlangt dies die Notwendigkeit die leninistische Formel von „Vereinen, differenzieren und führen“ zu handhaben, die verstanden werden muss als: vereinen auf einer Grundlage von fundamentalen Prinzipien und gemeinsamen Entscheidungen; klar differenzieren welche die Punkte der Einheit sind und welche nicht und was die Probleme im Zweilinienkampf sind, und; führen auf die Art, die Lenin erdacht hat in „Brief an einen Genossen“: „… und zwar selbstverständlich nicht kraft der Machtbefugnisse, sondern kraft des Ansehens, kraft der Energie, der größeren Erfahrung, der größeren Vielseitigkeit, der größeren Begabung“ – wie immer ausgehend von unserer grundlegenden Kampftaktik (mit Vorteil, gerechtfertigtem Grund und Begrenzung). Das muss durchgängig gemacht werden mit dem Ziel einen günstigen politischen Raum oder Umgebung für den Kampf für die Rekonstitution der Partei zu generieren. Um unsere Pflicht gegenüber der Klasse und der Revolution zu erfüllen, müssen wir natürlich unsere Kämpfe in vielen Fragen entwickeln, mögen es die antiimperialistischen, antifaschistischen und proletarisch feministischen Kämpfe oder der ökonomische Kampf und Kämpfe um die Tagesforderungen im allgemeinen sein, aber sie alle müssen kanalisiert werden, um dem Kampf für die Rekonstitution der Partei in der gegenwärtigen Periode und den gestellten Aufgaben zu dienen.

In diesem Zusammenhang müssen wir die Aussage des KA, dass die Maoisten „wertvolle Bündnispartner“ sind, betrachten.

Es ist wahr, dass die hauptsächlichen maoistischen Kräfte in Deutschland noch immer nicht diejenigen sind, die für die Rekonstitution der KPD kämpfen. Die hauptsächlichen maoistischen Kräfte in diesem Land sind die Parteien aus der Türkei. Die TKP/ML, die MKP Türkei und Nordkurdistan und andere, sind noch immer präsenter in der revolutionären Bewegung als jeder andere der den Marxismus-Leninismus-Maoismus als seine führende Ideologie beansprucht. Diesen Fakt zu ignorieren wäre einfach albern. Wenn man also über „Bündnisse mit Maoisten“ im deutschen Panorama spricht, bedeutet das in diesem Land natürlich in erster Linie die „Bündnisse“ mit den Parteien aus der Türkei. Aber der KA ist nicht eine hauptsächlich antiimperialistische Organisation, sondern eine Organisation, die das Ziel proklamiert hat die „KPD wiederaufzubauen“ und daher sind sie auf eine Art und Weise „Kollegen“ im selben Gewerbe wie wir. Also lasst uns nicht dumm spielen.

Es kann kein „Bündnis für die Rekonstitution2 der KPD“ geben, ein solches „Bündnis“ entspricht dem anti-leninistischen Kriterium der kleinbürgerlichen Zirkel. Der Zweilinienkampf unter jenen, die, in der einen oder anderen Weise, behaupten für die Rekonstitution der Partei zu arbeiten, müssen auf die ideologische Grundlage der Partei zentrieren, weil es dies ist, was ihren Charakter bestimmt. Welchem Standpunkt, welcher Weltanschauung und Methode muss gefolgt werden, um zu garantieren, dass die Partei der Entwicklung von Theorie und Praxis des internationalen Proletariats und den Notwendigkeiten der proletarischen Weltrevolution entspricht, das ist die Kernfrage.

Der hauptsächliche positive Aspekt des Artikels vom KA ist, dass er ideologische Fragen von entscheidender Wichtigkeit aufwirft. Der hauptsächliche negative Aspekt ist, dass er während er das tut, Dinge durcheinander bringt, Standpunkte verwirrt und anstatt einer klar formulierten Kritik der Standpunkte der Maoisten, die für die Rekonstitution der KPD kämpfen, zu liefern – Standpunkte, die die Kollegen sehr gut kennen und die kein Geheimnis für irgendjemanden in der revolutionären Bewegung sind – versuchen sie „schwache Flanken“ zu finden, durch die Behauptung es gäbe „viele Arten von Maoismus“; diese Methode ist nicht geeignet für die Debatte, es gibt eine relevante maoistische Kraft in Deutschland, die für die Rekonstitution der KPD kämpft und heutzutage weiß das sozusagen jeder Dummkopf.

Nach unserem Verständnis ist es gut und notwendig mit Kräften wie dem KA zusammen zu arbeiten, innerhalb unseres allgemeinen Konzepts eines Rahmens für die Front in der gegenwärtigen Periode. Taktische Bündnisse sind wichtig und es sollte mit diesem Typ der Kräfte dafür gekämpft werden. Selbst wenn unser ideologischer Widerspruch mit ihnen antagonistisch ist, sollten wir ihn mit nicht-antagonistischen Mitteln behandeln, darauf zentrierend eine genossenschaftliche und konstruktive Debatte zu fördern. Am Ende des Tages sind wir sicher, dass der Marxismus-Leninismus-Maoismus von allen ehrlichen proletarischen Revolutionären angenommen werden wird, wie lange es dauert hängt von uns und der Entwicklung der proletarischen Weltrevolution ab.

Der folgende Artikel ist auf unser Ersuchen von einem Kollektiv von Genossen geschrieben worden. Dass der Text viele Autoren hat, kann anhand von Stil und Form gesehen werden. Einige Aspekte der Kritik sind wesentlich weiter entwickelt als andere, besonders die Philosophie betreffend. Die Fragen, die in diesem Artikel nicht so weit ausgearbeitet wurden, wurden in früheren Ausgaben dieser Zeitung ausführlich behandelt und dem geneigten Leser empfehlen wir ausdrücklich einen Blick in sie zu werfen.

– Klassenstandpunkt-Redaktion

 

1Vor allem in „Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück“, einem Dokument, das jeder der ernsthaft über den Aufbau der Kommunistischen Partei diskutieren will sehr aufmerksam studiert haben sollte.

2Wir bestehen auf den Begriff „Rekonstitution“, weil nur die Kommunistische Partei ihren eigenen Aufbau führen kann, wir betrachten es als eine Negation der Prinzipien, die Lenin etabliert hat, zu behaupten, dass eine andere Organisation die „Partei wiederaufbauen“ kann.