Die Theorie von einer angeblichen „menschlichen Natur“ besagt: Menschen hätten eine unveränderbare Natur, welche unabhängig von den sozialen Bedingungen bestehe. Diese Theorie wird seit Jahrhunderten benutzt, um den Menschen glauben zu machen, dass sie halt so sind, wie sie sind und vor allem, um den unterdrückten Klassen einzutrichtern, dass mit den jeweiligen gesellschaftlichen Systemen und ihrem Platz darin, dem Platz des Ausgebeuteten, schon alles in Ordnung sei. Eine wichtige Rolle spielte dabei früher vor allem die Religion, als Ausdruck der idealistischen Weltanschauung. Mit dem Aufkommen der bürgerlichen Wissenschaft durch die Entwicklung des Kapitalismus wurde zwar die Bedeutung der Religion zurückgedrängt, doch die Theorie von einer „menschlichen Natur“ blieb. Engels schrieb darüber in seiner Schrift „Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen“:
„[...]und so entstand mit der Zeit jene idealistische Weltanschauung, die namentlich seit Untergang der antiken Welt die Köpfe beherrscht hat. Sie herrscht noch so sehr, daß selbst die materialistischsten Naturforscher der Darwinschen Schule sich noch keine klare Vorstellung von der Entstehung des Menschen machen können, weil sie unter jenem ideologischen Einfluß die Rolle nicht erkennen, die die Arbeit dabei gespielt hat.“
Die Theorie der „menschlichen Natur“ blieb also, denn sie erfüllt auch für die Bourgeoisie eine Rolle für die Erhaltung ihrer Herrschaft. Nur die Begründungen als ihre Grundlage änderte sich mit der Zeit immer mehr. In der Genforschung fand die bürgerliche Wissenschaft einen neuen Gott, eine neue Religion. Die Gene sollten erklären warum ein Mensch oder die Menschen so sind wie sie sind und dass man halt die Gene nicht ändern kann, so kamen auch dann die Theorien vom sogenannten Faulheitsgen auf, die besagen dass manche Menschen von Natur aus faul seien, andere wiederum nicht. Als besonderer Teil der Theorie der „menschlichen Natur“ ist auch noch immer besonders verbreitet die Theorie der sogenannten „minderwertigen weiblichen Natur“, die Frauen im Gegensatz zu Männern noch einmal mit einer festgeschriebenen negativen „menschlichen Natur“ belegt. Sie dient dazu die besondere Unterdrückung der Frau zu legitimieren und aufrecht zu erhalten, denn in Konsequenz besagt sie, dass Frauen von Natur aus weniger wert seien als Männer.
Für die Kommunisten war von Anfang an klar, dass die Theorie der „menschlichen Natur“, als Teil der idealistischen Weltanschauung, grundlegend falsch ist. In der oben genannten Schrift beschreibt Engels sehr eindrucksvoll in materialistischer Art und Weise wie zunächst der Affe und später der Mensch sich grundlegend durch seine Tätigkeit, die Arbeit, verändert. Und nach dialektischem Prinzip auch die gemachte Veränderung die Art seiner Arbeit entwickelt. Immer wieder finden auch bürgerliche Wissenschaftler Beweise, die eine „menschliche Natur“ durch die Festschreibung in den Genen widerlegen. So gab der Hirnforscher Gerald Hüther kürzlich der FAZ ein Interview, in dem er seine Forschungsergebnisse erläutert:
„Damals schlug das sogenannte Humangenomprojekt hohe Wellen, in dem es
darum ging, das Erbgut des Menschen zu sequenzieren. Nur entpuppte sich dieses Projekt als der größte und wohl teuerste Flop, den wir wissenschaftsgeschichtlich je zustande gebracht haben. Am Ende hat sich nämlich gezeigt, dass der Mensch, anders als es die Genom-Forscher mit ihrem mechanistischen Weltbild erwartet hatten, nicht viel mehr Gene hat als ein Fadenwurm. Die These des genetischen Determinismus, dass also alles im Erbgut festgelegt ist, ließ sich schlicht nicht halten. Von Genen lässt sich nicht auf komplexe Merkmale oder gar Verhaltensmuster schließen.“ (Hervorhebungen von uns)
Ein harter Schlag für die idealistischen Anbeter der Genforschung. Und das auch noch aus den eigenen Reihen der bürgerlichen Wissenschaftler. Die Theorie der „menschlichen Natur“ muss als Teil der idealistischen Weltanschauung als grundlegend falsch kritisiert, demaskiert und bekämpft werden, um klar zu machen, dass es nicht darum geht die Welt auf verschiedene Arten zu interpretieren, sondern sie auch zu verändern und das bedeutet auch, dass sich die Menschen verändern müssen und verändern werden. Sie werden sich verändern bei ihrem Kampf gegen das herrschende imperialistische System, beim Kampf um den Sozialismus und der Errichtung und Erhaltung der Diktatur des Proletariats, auf dem Weg zum Kommunismus.