Vergangenen Freitag hat das Landesstatistikamt in NRW die Zahlen zu den Unternehmen veröffentlicht, die im ersten Halbjahr des Jahres in Insolvenz gegangen sind. Mit 2160 Firmenpleiten liegt die Zahl damit rund 20% höher als im Vorjahr. Gleichzeitig wird eine weitere Verschlechterung der Tendenz für den Rest des Jahres prognostiziert.

Die Daten, die vom Landesstatistikamt IT.NRW letzte Woche in Düsseldorf vorgestellt wurden, haben in vielen Fragen natürlich ihre Wurzel, in dem, was heute – nachdem bereits mehrere Wirtschaftsforschungsinstitute in der Woche zuvor Vergleichbares hatten verlauten lassen – die Europäische Kommission festgestellt hat, als sie ihre Wachstumsprognose für Deutschland nach unten korrigierte. Jetzt ist nicht mehr von einem „Nullwachstum“ die Rede, sondern von einem Rückgang der Wirtschaft um 0,4%.

Die deutsche Großindustrie schwächelt, weil dem deutschen Imperialismus als „Exportweltmeister“ in der aktuell schwachen Weltkonjunktur die Märkte schrumpfen, vor allem natürlich China, wo sich die Krise gerade erst anfängt voll bemerkbar zu machen. Angesichts dessen intensiviert die deutsche Regierung aktuell entsprechend auch ihre Bemühungen, ihre Industriestrategie umzusetzen und mit großangelegten, vom Staat vorangetriebenen Maßnahmen die deutschen Monopole zu stärken. Im aktuellen Fall durch ihre Bestrebungen zum Industriestrom, den Deutschland jetzt brauchen würde – da sind sich von der Deutschen Industrie bis hin zu Wagenknecht alle einig - weil der „Industriestandort Deutschland“ sonst zu unattraktiv sei und man sonst eine Deindustrialisierung fürchten müsse.

Neben der deutschen Großindustrie kränkeln aber auch viele kleine und mittlere Unternehmen, vor allem dadurch, dass die Inflation weiterhin hoch ist, die Tarifabschlüsse weit dahinter zurückbleiben und die Arbeiterklasse dadurch zusehends von der Bourgeoisie und ihren Regierungen verarmt wird. Die Rheinische Post stellt entsprechend fest:

„Im Blickpunkt stehen insbesondere der Handel, die Immobilienbranche, das Baugewerbe, das verarbeitende Gewerbe, das Gesundheits- und Sozialwesen sowie die Automobilzulieferindustrie“, urteilt Bähr. Die Händler leiden unter der Konsumschwäche in Deutschland, Immobilienbranche und Bauunternehmen unter hohen Zinsen und hohen Baukosten.“

Grade auch der Pflege- und Gesundheitssektor ist in NRW relativ stark von Insolvenz betroffen. Allein neun Kliniken sind im ersten Halbjahr pleite gegangen, weitere sollen kommen. Gleichfalls ist die Anzahl der Insolvenzen von Pflegeeinrichtungen in die Höhe geschnellt. Im zwei Quartal dieses Jahres, d.h. im April, Mai und Juni, wurden 46 Fälle registriert: 18 davon im vollstationären Bereich, 8 im teilstationären, 2 in Kurzpflegeeinrichtungen und 18 im ambulanten Dienst. Im ersten Quartal von 2023 waren es noch 27, im kompletten Vorjahr nur 25.

In der Zahl der relativen Insolvenzen auf 10.000 Unternehmen liegt NRW aktuell auf Platz vier im Bundesvergleich. Dies könnte sich jedoch bis Ende des Jahres noch deutlich ändern. Zahlen von einem Plus von 60% im Vorjahr stehen im Raum. Aber allein durch die 2160 Unternehmenspleiten im ersten Halbjahr haben 41.000 Leute ihren Job verloren.


Quelle des Titelbilds: https://www.waz.de/wirtschaft/wirtschaft-in-nrw/plus-20-prozent-deutlich-mehr-firmen-melden-insolvenz-an-id239400643.html