Nigeria ist mit rund 180 Millionen Einwohnern bei weitem das bevölkerungsreichste Land Afrikas und es befindet sich in einer tiefen politischen und Wirtschaftskrise. Präsidenten Muhammadu Buhari hat nach zwei Jahren im Amt abgewirtschaftet. Einige Aspekte der Situation:
Boko Haram kämpft seit etwa acht Jahren militärisch gegen den alten nigerianischen Staat. Dieser Krieg hat sein Zentrum im Bundesstaat Borno im Nordosten des Landes. Auch mit der Eroberung des Sambisa-Waldgebiets, das als hauptsächliches Rückzuggebiet von Boko Haram galt, wurde die Organisation nicht „militärisch besiegt“, wie der Präsident er verkündete.
Die Landwirtschaft wird massiv geschädigt, die Wüstenbildung schreitet voran, der Tschadsee trocknet aus, immer mehr Weideflächen und Äcker verdorren. In dieser Situation wird das Volk gegen einander, werden Bauern gegen Hirten aufgehetzt.
Im Südosten des Landes kämpft vor allem die nationale Minderheit der Igbo und andere (vereint in der IPOB - Indigene Völker Biafras) um Unabhängigkeit als Staat Biafra (von 1967 bis 1970 gab es einen großen Bürgerkrieg bei dem Millionen durch eine Hungerblockade Seitens Nigerias ermordet wurden). Vergangenen Montag wurde der Herausgeber der „Biafra Times“ in Lagos verhaftet. Immer wieder kommt es zu Eskalationen auf Demonstrationen. In der Ölhafenstadt Port Harcourt wurden bei einer Demonstration vor kurzem elf Menschen von Bullen erschossen.
Auch das Niger-Delta ist nicht befriedet. Zwar wurde die MEND-Miliz vom alten Staat aufgekauft, dafür kämpfen dort seit neuestem die Niger-Delta-Avengers. Diese griffen u.a. im November vergangenen Jahres Versorgungslinien von Agip, Oando und Shell an. Die kurzfristige Befriedung von 2009 ist vorbei. Letztes Jahr sank das Volumen der Ölförderung auf den niedrigsten Stand seit Anfang der 90er Jahre.