Inmitten der bisher schärfsten Einschränkung der demokratischen Rechte und Freiheit seit Beginn der Pandemie, in der die Türkei eine dreiwöchige Ausgangssperre verhängt hat, die so ziemlich alles an Aktivitäten außerhalb der eigenen vier Wände verbietet, hat sich in der vergangenen Woche Protest gegen den Betrieb von Steinbrüchen entwickelt.

Auf der einen Seite soll im Nordosten des Landes nahe der Küste vom Schwarzen Meer in Ikizdere in Rize ein neuer Steinbruch gebaut werden. Die massiven Schäden für die Natur in der Region, hauptsächlich für den Boden, sind absehbar. Daraus entwickelte sich Widerstand auf Straßen in Rize, trotz der massiven Ausgangssperre. Die Stimmung schwappte zu Bauern in Kabatas in Ordu, etwas weiter westlich an der Küste, über, die gegen die Wiederinbetriebnahme des nahegelegenen Steinbruchs nach acht Jahren protestierten. Ein Dorfbewohner sagte dabei: „Der Steinbruch befindet sich in der Nachbarschaft. Wenn es eine Explosion gibt, regnet es Steine in der Nachbarschaft. Häuser werden beschädigt, und unsere Sicherheit ist bedroht. Wir wollen nicht mehr in Angst leben.“ Dazu ist durch den Staub die Ernte (besonders Nüsse und Früchte) bedroht. Ein großer Teil der Umweltprobleme im Land, an denen die Menschen zu leiden hatten, entstanden in der vergangenen Zeit infolge des Steinabbaus; besonders das Grundwasser wurde verschmutzt.

Türkei 2021 Mai Steinbruch Ordu

Man sollte auch die Bilder nicht unterschätzen – eine Versammlung von mehreren Dutzend Menschen ist im Augenblick eine Besonderheit, die extreme Repression durch die Behörden hervorrufen kann. So wurden am 1. Mai so gut wie alle noch so kleinen Aktionen durch Polizei und Gendarmerie unterbunden und die Demonstranten bzw. die auf ihre jeweilige Weise protestierenden Aktivisten und Massen verhaftet. Für Touristen gelten die Maßnahmen übrigens nicht. Wieder einmal zeigt sich, wie die Rechte der Völker in den unterdrückten Nationen dem Privileg der imperialistischen Länder nachgestellt werden.

Kämpfe auf dem Land gab es auch im Dorf Kirazl'yayla in Bursa im Nordwesten des Landes, wo ein Bergbauunternehmen für die infrastrukturelle Ebnung des Gebietes für den Abbau mit dem Bau von Hochspannungsleitungen begann. Die Dorfbewohner ergriffen die Maßnahmen zum Erhalt ihres Lebensraumes, der durch das Projekt als ganzes in Gefahr ist, und rebellierten.

Türkei 2021 Mai Hochspannungsleitung Bursa