John Kornblum, ehemaliger US-amerikanischer Botschafter in der BRD, fordert "europäische Lösungen" und skizziert in der Frankfurter Allgemeinen die mögliche Zukunft des deutschen Imperialismus: Keine "Großmacht im herkömmlichen Sinne" sein, sondern "etwas sehr viel Wichtigeres"; ein "integrierender Knotenpunkt für eine neue Art von Wirtschafts- und Sicherheitspolitik" ...

Kornblum erkennt die aufstrebende Rolle des deutschen Imperialismus, wie sie in dem Artikel zum Weißbuch beschrieben ist. Als Vertreter des Yankee-Imperialismus positioniert er sich jedoch gegen eine "Vertiefung der EU" bzw. "neue geopolitische Strukturen". Er plädiert jedoch für "europäische Lösungen" und "europäische Konzepte" als Basis für "brauchbare transatlantische Lösungen".

Er erkennt die tiefe Krise des Imperialismus an; er schreibt: "der Gesellschaftsvertrag der Nachkriegszeit" zerfalle und "Bewältigt er diese größte politische und philosophische Aufgabe des 21. Jahrhunderts nicht, kann er zerstritten und richtungslos in die Versenkung fallen."

In der EU gebe es ein "gesellschaftliches Fundament", welches die "Wirren" der Zeit besser handhabbar mache. Auf das Verhältnis zwischen den USA und der EU Bezug nehmend erläutert er: "Man braucht die Europäer, um unsere eigenen liberalen Prinzipien auch in Zukunft durchzusetzen."

Ein besondere Rolle kommt in Kornblums Vision der BRD zu:

"Für die meisten in Europa und in Amerika gibt es nur ein Land, das in Europa und transatlantisch eine konsequente Alternative zum Populismus durchsetzen kann. Es gibt nur ein Land und eine führende Persönlichkeit, die dieser Aufgabe gerecht werden: Deutschland und Angela Merkel. Die Weltpresse ist schon längst zu diesem Schluss gekommen. Barack Obama unterstrich den Punkt während seines Berlin-Besuchs gleich nach der Wahl."

"... gebraucht werden Strategien und Systeme, um Probleme wie den Euro, die Flüchtlinge oder die Umwelt unter Kontrolle zu bringen. Für eine solche Rolle ist die moderne Bundesrepublik gut ausgerüstet."

Die durchaus unterwürfig daherkommende Kompromisslerei die Kornblum voranbringt unterstreicht, dass der deutsche Imperialismus sein streben danach den Sprung zur Supermacht zu vollziehen nur in Konfrontation mit dem Yankee-Imperialismus wird durchsetzen können. Der Artikel, betitelt mit "Ist Präsident Trump Europas letzte Chance?", zeigt auch, wie im KLASSENSTANDPUNKT-Artikel dargestellt, wie die Wahl von Donald Trump zum neuen obersten Völkermörder dem deutschen Imperialismus als Argument zur Durchsetzung seiner Interessen dient.