Eigentlich wäre der Ruhestand etwas auf das man sich freuen könnte. Man hat in der Regel um die 45 Jahre gearbeitet und muss nun nicht mehr jeden Tag auf die Anweisungen seiner Chefs oder Vorarbeiter hören. Aber natürlich macht die Arbeit auch etwas mit dem eigenen Körper, sie ist „produktive Verausgabung von menschlichem Hirn, Muskel, Nerv, Hand etc.“ wie Karl Marx sagt. Die Arbeiter verkaufen nicht ihren Körper sondern ihre Arbeitskraft auf Zeit. Aber an ihrer Arbeitskraft hängen sie ja körperlich dran. Und das macht auf Dauer kaputt. Denn zu jedem proletarischen Beruf gibt es auch die entsprechenden Berufskrankheiten. Wer immer nur am Band steht und die immer gleiche Bewegung ausführen muss wird Probleme mit den Gelenken und Sehnen bekommen. Das ständige stehen geht auf den Rücken. Genau so in der Pflege oder auf dem Bau wo gehoben werden muss. Chemikalien, Farbpartikel und andere Feinstoffe setzen sich in der Lunge ab, der ständige Lärm in der Kita oder der Werkshalle belasten das Gehör. Und so kann man sich glücklich schätzen wenn man mit 67 noch keine chronische Krankheit aufgrund seiner Arbeit hat.
Und dann kommt der nächste Hammer. Jahrelang hat man von dem wenigen Geld in die Rentenkasse eingezahlt und am Ende kommt man auf völlig lächerliche Beträge. Grade Frauen die aufgrund von Kindern einige Jahre Zuhause bleiben mussten trifft dies im Alter schwer. Diese Realität spiegelt sich auch in der Haltung vieler Arbeiter, so dass einem Sätze wie „Du glaubst doch nicht ernsthaft das wir noch Rente bekommen“ immer häufiger begegnen. Laut einer aktuellen Umfrage blickt die Mehrheit der Berufstätigen voller Sorgen ins Renteneintrittsalter. Nur zwei Prozent der 55 bis 64 Jährigen erwarten eine Verbesserung ihrer Lebensqualität, ganze 56 Prozent eine Verschlechterung ihrer Lebensqualität. Das zeigt das auch in den imperialistischen Nationen die Bedingungen immer härter werden und sich die Widersprüche verschärfen. Immer mehr Menschen müssen auch hier in Armut leben. Die imperialistischen Nationen haben es sich eine gewisse Zeit lang leisten können soziale Sicherungssysteme aufzubauen und einen vergleichsweise höheren Lebensstandard zu gewährleisten. Diese Privilegien wurden alle von der Arbeiterklasse erkämpft und dem Staat abgerungen. Der Staat hat sie beibehalten um den sozialen Frieden zu wahren. Aber Spätestens seit der Agenda 2010 werden diese Privilegien immer rapider abgebaut und so ist es kein Wunder wenn 78 Prozent der Befragten sagen, dass sie das Vertrauen in die Politik in der Frage der Altersvorsorge verloren haben.
Die proletarischen Revolutionäre dürfen in dieser Situation nicht den ökonomistischen Fehler machen und dafür kämpfen, dass die Verhältnisse wieder so werden wie sie noch vor ein paar Jahren waren. Stattdessen muss die gerechtfertigte Forderung, den Staat zu verpflichten für Versorgung im Alter zu sorgen, mit dem Kampf um die Macht verbunden werden. Denn das Ziel bei der Arbeit mit den Massen muss immer sein, die Widersprüche zwischen den Massen und dem Staat zu vergrößern und nicht die Gräben zu verkleinern und die Widersprüche zu kitten. Das Ziel ist nicht die Rückkehr zu ein bisschen mehr Wohlfahrt und Sozialstaat innerhalb der Diktatur der Bourgeoisie, sondern die Errichtung der Diktatur des Proletariats.