Gewalt an Frauen gibt es täglich. Abgesehen von der psychischen Gewalt werden Frauen erniedrigt, geschlagen und vergewaltigt. Auf der Straße und insbesondere in Beziehungen und Ehen. Wenn sie das nicht mehr ertragen, gibt es für sie oft aufgrund mangelnder Organisierung und Vernetzung nur die Möglichkeit, ins Frauenhaus zu gehen.

Wenn diese Entscheidung getroffen ist, scheitert es leider viel zu oft an der Umsetzung. In Deutschland fehlen laut der Taz und Focus momentan über 14.600 Plätze, um den Bedarf annähernd zu decken. Der aktuelle Bestand beträgt 350 Frauenhäuser und 40 Schutzwohnungen. Das sind insgesamt nur 6800 Plätze. So werden Frauen tagtäglich abgewiesen und müssen, wenn sie nicht auf der Straße leben wollen, sich selbst um Unterkunft bei zuverlässigen Freundinnen kümmern oder im schlimmsten Fall zurück zu ihren prügelnden Männern. In Kiel wurden im letzten Jahr 320 Frauen abgewiesen. Nur 130 hatten das Glück einen Platz zu bekommen.

In Artikeln wie dem vom Focus oder der Taz glimmt Hoffnung, dass sich dieses Problem durch staatliches Eingreifen regeln ließe. Doch der alte Staat kümmert sich nicht um das Wohlergehen von Frauen, wenn das für ihn keinen Vorteil hat. Nicht umsonst hat die Bundesregierung erst im letzten Oktober die Istanbul-Konvention ratifiziert. Diese wurde bereits 2011 vom Europarat verabschiedet und soll Gewalt an Frauen entgegenwirken. Dass jetzt Runde Tische geplant sind, die gemeinsam mit betroffenen Frauen einen Ausbau der Frauenhäuser anstoßen sollen, ist Ausdruck dessen, dass der Staat den sozialen Frieden wahren will. Erfolg werden die Tische nur haben, wenn wir Frauen das durchsetzen.

Frauenhäuser sind gut, weil sie Frauen einen Ausweg bieten. Sie sind aber momentan nichts anderes als Sozialarbeit, die den alten Staat stützt. Frauen sollen funktionieren. Und dafür schafft der alte Staat Möglichkeiten. Davon dass die patriarchale Gewalt Ausgeburt dieses Systems ist und sich jeden Tag reproduziert, will niemand etwas wissen. So passt auch die Einzelfallfinanzierung. Die Finanzierungsmodelle unterscheiden sich bundesweit, aber häufig müssen pro aufgenommener Frau Anträge zur Kostenübernahme gestellt werden – ein kaum zu leistender Aufwand.