Im Duden wird Korpsgeist wie folgt definiert: „Elitäres Standesbewusstsein das den unbedingten Zusammenhalt von Mitgliedern höherer gesellschaftlicher Kreise fordert.“ Bullen sind zwar nur die Kettenhunde der tatsächlichen Elite dieser Gesellschaft, aber auch sie handeln nach eigenen Regeln. So merkt man vom angeblich gewaltengeteilten Rechtsstaat nichts mehr, wenn ihre eigenen Vergehen aufgedeckt werden sollen. Bullen empfinden keine Liebe für die Massen, dienen ihnen nicht, sondern dem imperialistischen deutschen Staat. Während sie für diesen Staat über Leichen gehen, werden ihnen demokratische Grundrechte schnell lästig und ein faschistischer Korpsgeist attraktiv. Das wird auch an zwei Vorkommnissen in Berlin deutlich.
2017 und 2018 töten Berliner Polizisten drei Personen bei Einsatzanfahrten. Im ersten Fall tötete der Bulle David H. auf einer Kreuzung in Teltow ein Ehepaar, indem er mit ihrem Auto kollidierte. Nachweislich fuhr er im Durchschnitt 137 km/h und am Ende bei Rot über eine Kreuzung. Und der wichtige Grund für diese lebensgefährliche Raserei: „Ein alkoholisierter Mann, der morgens auf dem S-Bahnhof Teltow randalierte. Sechs Beamte waren schon am Einsatzort.“ Mit Blick auf das folgende Verfahren taten seine Kollegen alles erdenkliche, um Fakten zu vertuschen. Eine Zeugenaussage, die belegt, dass der Polizist David H. bei Rot fuhr, wurde einem Dekra-Gutachter für die Anklage nicht zur Verfügung gestellt. „Ereignisse geradeschreiben“ nennt man das in Polizeikreisen. Des Weiteren ist unklar, ob die Blaulichtfahrt von der Leitstelle überhaupt freigegeben war. Solche Informationen werden natürlich aufgezeichnet, finden sich aber seltsamerweise nicht in der Ermittlungsakte.
In dem Fall der 2018 totgefahrenen Fabien Martini will der Beifahrer nicht gemerkt haben, dass der Todesfahrer Peter G. über ein Promille Blutalkohol hatte. Dies war erst ein Jahr später bekannt geworden! Peter G. soll sich gerne als „harter Hund“ inszenieren und genießt dafür den Respekt der Kollegen. Auch zu Journalisten pflegt er ein gutes Verhältnis, man kennt sich – man grüßt sich. Diesen gegenüber soll er nach dem Unfall das Gerücht gestreut haben, dass die tote Fabien Martini am Steuer telefoniert haben soll, dabei hatte das Auto eine Freisprechanlage. Auch auf Twitter war er umtriebig: „Peter G. hatte einen ukrainischen Lastwagenfahrer unflätig beschimpft, der eine deutsche Polizistin tot gefahren hatte – unter Alkohol.“ Standesbewusstsein statt gleichem Recht für alle.