In der Parlamentswahl vom 21. Juli konnte sich Selensksy wieder behaupten, auf seine Partei „Diener des Volkes“ entfielen 42% der abgegebenen Wählerstimmen. Die Russland zugewandte „Oppositionsplattform“ errang 13% der Stimmen. Auch wenn man berücksichtigt, dass die beiden Volksrepubliken der Ostukraine von der Wahl ausgeschlossen waren, ist das Wahlergebnis eine Schlappe für den russischen Imperialismus in der Ukraine. Denn wie seine Vorgänger wird auch Selensky von den europäischen Politbonzen beklatscht, einfach weil er die Westbindung fortsetzt. Natürlich beteuert er, den Bürgerkrieg beenden zu wollen. Doch dabei handelt es sich nur um eine Phrase, die die konfliktmüde Bevölkerung einlullen soll. Denn ein solcher Frieden würde die Bereitschaft voraussetzen, der russischsprachigen Bevölkerung Konzessionen zu machen und diese lässt sich nicht erkennen.
Dabei scheint es aus Russland und der Bevölkerung des Donbass durchaus Signale zu gegeben, wonach die Wiederherstellung der formalen Integrität des ukrainischen Staates – außer der Krim – verhandelbar sei. Am 16. Juli demonstrierten 3000 Menschen in der Volksrepublik Donezk (VRD) für eine Rückkehr in die Ukraine unter der Bedingung einer „Autonomie“. Diese Kundgebung wurde von der Führung der VRD und der Volksrepublik Lugansk unterstützt, während eine Kundgebung für die Autonomie der Volksrepubliken behinderten worden sein soll. Wie erklärt sich dieser Schwenk? Der russische Imperialismus hat mit der Krim einen unerwartet großen Sieg errungen, der seine Positionen in dem Konflikt ausgereizt hat. Die Unterstützung der Volksrepubliken ist das Mittel des russischen Imperialismus, um die Ukraine nach dem prowestlichen Regime-Change zu seinen Gunsten zu destabilisieren. Die jüngsten Wahlen legen einen nahe, dass dies nicht gelungen ist. Was bleibt, sind zwei kriegsgebeutelte und von Russland subventionierte Regionen mit einem Brain-Drain gen Russland, da russische Pässe dort großzügig verteilt werden. Vorstellbar ist, dass Russland seine Unterstützung der Republiken als Verhandlungsmasse mit der EU benutzen wird, um die Handelsbeschränkungen gegen Russland zu beenden. Die Interessen des ukrainischen Volkes und der russischsprachigen Minderheiten interessieren in diesem Geschacher der imperialistischen Mächte und Supermächte natürlich keine Seite.