„Laut der Tageszeitung „La Repubblica“ verließ am Donnerstag eine Gruppe von Einheimischen einen sizilianischen Supermarkt, ohne zu zahlen. „Wir haben kein Geld, um zu bezahlen, wir müssen essen“, rief demnach einer von ihnen den Kassierern zu.“ Diese Zeilen sind in der Welt zu lesen.
Die Begründung wird auch hinter her geschickt: „Mit mehr als 10.000 Todesfällen hat das Coronavirus Italien in die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg gestürzt. Gleichzeitig bricht wegen der Ausgangssperre und der Schließung aller nicht lebenswichtigen Unternehmen und Fabriken die Wirtschaft immer stärker ein. Millionen Menschen haben dadurch kein Einkommen.“
Noch ist die Landwirtschaft nicht zusammen gebrochen, noch funktionieren die Lieferketten. Trotzdem beginnt in Italien schon das Hungern. Denn im Kapitalismus werden die Bedürfnisse des Volkes nur befriedigt, wenn es zahlungsfähig ist. Und zahlungsfähig ist unser eins bloß, wenn wir unsere Haut zu Markte tragen. Doch der Markt hat gerade geschlossen. Weite Teile der Völker der Welt haben in dieser Zeit keine Möglichkeit Geld zu verdienen. Kurzarbeit und Entlassungen greifen um sich und Kleinbürger müssen ihre Läden schließen oder haben keinen Umsatz mehr. In Italien ist die Lage der Masse besonders hart.
Der italienische Staat will nun 400 Millionen und Essensgutscheine als Almosen ans Volk verteilen, und ist sich anscheinend selbst im Klaren darüber, dass das nicht reicht. Denn es werden auch noch andere Maßnahmen ergriffen: „Nach Berichten über Plünderungen wegen zunehmender Geldnöte in der Corona-Krise haben auf Sizilien bewaffnete Polizisten vor Supermärkten Stellung bezogen. Vor den Eingängen eines Supermarktes in Palermo standen am Samstagnachmittag vier Polizisten, wie ein AFP-Reporter berichtete.“
Doch die italienischen Massen werden sich davon nicht einschüchtern lassen. Denn in diesen Plünderungen kommt etwas zum Ausdruck, was Bertolt Brecht einst so formulierte:
„In Erwägung, daß wir hungrig bleiben
Wenn wir dulden, daß ihr uns bestehlt
Wollen wir mal feststelln, daß nur Fensterscheiben
Uns vom guten Brote trennen, das uns fehlt.
In Erwägung, daß ihr uns dann eben
Mit Gewehren und Kanonen droht
Haben wir beschlossen, nunmehr schlechtes Leben
Mehr zu fürchten als den Tod.“