Die Berliner Akademie der Künste zeigt in einer aktuellen Ausstellung Werke des roten Künstlers John Hearthfield, den man vor allem für seine avantgardistischen politischen Fotomontagen kennen sollte.
John Heartfield wurde im Jahr 1891 als Helmut Herzfeld geboren. Im Ersten Weltkrieg änderte er aus Protest gegen die nationalistische, antibritische Kampagne „Gott strafe England“ seinen Namen. Dem imperialistischen Krieg entkam er nach einem Jahr als Soldat, indem er eine Nervenkrankheit simulierte. Während der Kriegsjahre lernte er Georg Grosz kennen und gründete mit seinem Bruder Wieland Herzfelde den Malik-Verlag, der fortschrittliche Kunst und kommunistische Literatur publizierte. Noch am Gründungstag, dem 31.12.1918, tritt Hearthfield der KPD bei. Nach dem Krieg wendet er sich kurzzeitig der Kunstströmung Dada zu und nutztdabei erstmalig Methoden der Verfremdung. Ab 1921 gestaltet Hearthfield die Umschläge der Malik-Bücher und verwendet dafür auch Fotomontagen. Diese basierten unter anderem Bilder aus dem Ersten Weltkrieg, der als erster Krieg in größerem Stil fotografisch festgehalten wurde. Er nutzte Bilder von den Schlachtfeldern und Toten, aber bediente sich auch bei den Fotografien staatlicher Propagandisten und rückte sie ins rechte Licht. Seine klaren und kraftvollen Arbeiten erfreuten sich früh großer Beliebtheit. Kurt Tucholsky äußerte sich unter seinem Pseudonym bewundernd: „Wenn ich nicht Peter Panter wäre, möchte ich Buchumschlag im Malik-Verlag sein.“
Ab 1930 beteiligte sich Heartfield an Willi Münzenbergs Arbeiter-Illustrierten-Zeitung. Diese bebilderte Zeitung war die kommunistische Antwort auf die bürgerlichen bunten Blätter ihrer Zeit und erfreute sich bis zum Ende der Weimarer Republik steigender Beliebtheit. Einer der Hauptgründe für ihren Erfolg waren die politischen Fotomontagen Heartfields, die oft die Titel zierten, und den Schwerpunkt seines künstlerischen Schaffens bilden. Thematisch bildeten sie viele Facetten der KPD Politik ab: Den Kampf gegen den Revisionismus, Antiimperialismus, internationale Solidarität oder Klassenkampf. Den Entwicklungen der 30er Jahre entsprechend wurde Antifaschismus ein immer größeres Motiv in Hearthfields Werken.
Typischerweise wurden die Montagen mit komplettierenden Sätzen versehen, die unter anderem auch aus der Feder seines Bruders Herzfelde stammten. Erst durch diese Text-Bild-Kombination entfalten viele Werke ihre volle Wirkung: Pointierte Gesellschaftskritik durch beißenden Spott. Aufgrund dieser Leistung musste Hearthfield 1933 aus Deutschland fliehen, die AIZ aber wurde im tschechoslowakischen Exil bis 1938 weiter herausgegeben. Darin machte Hearthfield die Verbrechen der Nazis früh publik. Das dafür benötigte Material, wie frühe Fotografien aus Konzentrationslagern, ließ Hearthfield über Genossen aus dem hitlerfaschistischen Deutschland herausschmuggeln.
Nach dem Überfall der Hitlerfaschisten auf die Tschechoslowakei musste Hearthfield erneut die Flucht ergreifen. Als Kommunist geriet er in seinem neuen Zielort England trotz, bzw. wegen, seiner antifaschistischen Gesinnung als „Enemy Alien“ in Internierungshaft. 1950 übersiedelte Hearthfield in die DDR. Nachdem er aufgrund seines Westexils anfangs kritisch beäugt wurde, avancierte er schnell zu einem wichtigen Kulturschaffenden der DDR. Hearthfield nahm regen Anteil an der chinesischen Revolution und zeigte ein besonderes Interesse für die Kämpfe der Völker Asiens, insbesondere Chinas und Vietnams.
Die Ausstellung zeigt einen guten Teil seiner Montagen und gibt einen Überblick über sein Leben und sonstige Werke. Erfrischender Weise verzichtet sie weitestgehend auf die bekannten verlogenen, bürgerlichen Moralkeulen gegen den Marxismus. Seine Zugehörigkeit zu der KPD wurde jedoch auch nicht betont. Wie üblich für Kultur im bürgerlichen Klassenstaat wird mit zehn Euro ein hoher Eintritt verlangt. In unserem Fall wurde ein ermäßigtes Ticket für fünf gekauft und beim Eintritt kein Berechtigungsnachweis verlangt. Wer sich für Hearthfields Werke interessiert, die Ausstellung aber nicht besuchen kann, kann sie online betrachten.