Der US-Konzern Amazon ist ein Krisengewinner. Vom geschlossenen Einzelhandel unbeeindruckt, werden immer mehr Waren in alle Welt geschickt.
Der Erfolg des Konzerns gründet nicht zuletzt auf dem absolut rücksichtslosen Umgang mit seinen Arbeiten. Deren Arbeitsschritte und Bewegungsabläufe werden minutiös überwacht – wie viele Artikel werden gepickt, wie oft wird auf Toilette gegangen, etc.. Jedes Jahr wird dann abgerechnet, ob die Leistung mit den Erwartungen der Ausbeuter zusammenpassen. Dieser Tag wird zynisch „release day“, also Freisetzungstag, genannt. Anihmwerdenalle,dienur etwas unter den Erwartungen bleiben, gefeuert. Um die Arbeitsleistung zu überwachen und die Angst vor Jobverlust als dauerhafte Drohung aufrechtzuerhalten, hat Amazon ein perfides System geschaffen.
Es beginnt damit, dass die Arbeiter nur befristet auf Basis von Einjahresverträgen angestellt werden. Während ihrer Schichten wird jeder Arbeitsschritt digital genaustens erfasst. Geht ein Arbeiter außerhalb der Pausen ein paar mal auf die Toilette, muss er sich vor dem Vorarbeiter rechtfertigen. Am „release day“ werden dann die Mitarbeiter mit dem geringsten Arbeitspensum entlassen. Dieses Vorgehen ist nicht nur für die Entlassenen ein Drama, sondern auch für die, die ihren Job behalten. Denn so steigt das erwartete Arbeitspensum Schritt für Schritt an. Wer heute noch durchschnittlich gearbeitet hat, gehört morgen vielleicht schon zu den Langsamen und kommt auf die Abschussliste.
Amazons Arbeitshetze wird Schule machen, oder hat das schon getan. Dessen eh schon abgehängten Mitbewerber werden mit ähnlichen Mitteln ihre Lohnkosten auf ein vergleichbares Maß drücken, um konkurrenzfähig zu bleiben. Die dafür nötigen technischen Grundlagen werden unter Schlagworten wie „Industrie 4.0“ bereits von allen Seiten gefordert.