Seit Tagen gibt es in verschiedenen französischen Städten Proteste von Studenten und Schülern. Sie protestieren gegen die Maßnahmen, die von der Regierung durchgesetzt wurden und den jungen Menschen auf vielen Ebenen Schaden zufügen. Seit September wurden die Schulen in Frankreich z.B. offen gelassen, ohne dass es einen ausreichenden Gesundheitsschutz gibt.

Die Studenten hingegen werden seit Oktober letzten Jahres aus den Universitäten ausgesperrt und haben lediglich Online-Veranstaltungen. Das schlägt sich bei vielen Studenten auch in der psychischen Gesundheit wieder. Neben den Folgen der Ausgangssperren und dem Wegbleiben der sozialen Kontakte in der Universität, haben viele Studenten auch ihre Jobs verloren und stehen jetzt davor, dass sie sich ihre Wohnung z.B. nicht mehr leisten können. Auch wenn jetzt die Regierung versucht einzulenken und wieder schrittweise Präsenz-Veranstaltungen in den Universitäten anbieten will, genauso wie günstige Mahlzeiten für Studenten in den Mensen und eine kostenlose psychologische Beratung, sind das nur Tropfen auf dem heißen Stein. Teilweise zeigte der alte französische Staat auch, was er von den Protesten hielt und ließ die brutalen Bullen auf die jungen Menschen los. Die Genossen der Jeunes Révolutionnaires, die sich in vielen Städten an den Protesten beteiligten, sagten zu der Situation der Studenten und Schüler in einer Rede:

"Am Freitag, den 15. Januar, hat sich eine Medizinstudentin in Paris das Leben genommen. In der Woche zuvor hatten zwei Studenten aus Lyon ebenfalls einen Selbstmordversuch unternommen. Diese Tragödien erinnern leider an den Selbstmordversuch von Anas, einem Studenten der Universität Lyon 2, vor etwas mehr als einem Jahr, der sich vor dem CROUS von Lyon in Brand gesetzt hatte, um die prekäre Situation der Studenten anzuprangern.
Diese Verzweiflung vieler Studenten kommt nicht von ungefähr. Sie ist die Folge eines Wirtschaftssystems, des Kapitalismus, das Milliarden von Menschen in Armut hält zum Nutzen von ein paar tausend Ausbeutern, Millionären und Milliardären. Die soziale Gewalt dieses kapitalistischen Systems ist in der gesamten Gesellschaft präsent und betrifft daher auch Studenten aus dem Proletariat. Es muss laut und deutlich gesagt werden, dass das, was Politiker, Medien und Chefs "Chancengleichheit" nennen, nicht existiert! Die Kinder der Reichen gehen für 10.000 Euro im Jahr auf Schulen, wo sie unter sich sind, unter Angehörigen der gleichen sozialen Schicht. Diese Schulen bilden die Ausbeuter von morgen aus, die Führungskräfte, die Big Bosse, die Finanziers und die Personalchefs, die täglich ihre gewaltsame Herrschaft über den Rest der Gesellschaft ausüben. Zu viele Kinder von Arbeitern haben nicht einmal Zugang zu höherer Bildung. Zu viele von ihnen sind arbeitslos oder leben von prekären und entfremdenden Aushilfsjobs. Dies ist kein Zufall! Das Schulsystem, das Bildungssystem, entspricht den Forderungen und dem Willen der Ausbeuterklasse, es zielt darauf ab, auf absolut getrennte Weise einerseits diejenigen zu bilden, die morgen die Bourgeoisie bilden werden, und andererseits diejenigen, die morgen das Proletariat bilden werden. Und diese Ungleichheiten zeigen sich auch in der Hochschulbildung: Wenn nur eine Minderheit der Arbeiterkinder eine höhere Schule besucht, wie viele von ihnen erhalten dann einen Abschluss? Wie kann man ordentlich studieren, wenn man gezwungen ist, neben dem Studium bei McDonald's oder Uber Eats zu arbeiten, um die Miete für seine ungesunde 9-Quadratmeter-Wohnung zu bezahlen? Wie kann man von Stipendien leben, die weit unter der Armutsgrenze liegen, Stipendien, auf die ausländische Studierende nicht einmal Anspruch haben? Wie kann man nicht depressiv werden, wenn man durch die Kombination von Arbeit und Studium nicht einmal Zeit hat, seine Freunde zu sehen und die Freuden des Lebens zu genießen? Das ist der Alltag von zu vielen Studenten, es treibt zu viele Studenten dazu, ihr Studium abzubrechen und vergrößert die Ungleichheiten zwischen den Kindern der Bourgeoisie und den Kindern der Arbeiter.
[…]
Angesichts dieser Situation müssen wir uns organisieren! Wir befinden uns in einer revolutionären Ära, in der dieses System weggefegt werden wird. Wir wollen eine Gesellschaft, in der die Bildung nicht von den Forderungen der Arbeitgeber abhängt, sondern so organisiert wird, dass die Gesellschaft im Interesse der gesamten Bevölkerung funktioniert! Dies ist nur in einer Gesellschaft möglich, die von der Arbeiterklasse geführt wird. Unsere Aufgabe heute ist die Eroberung der Macht durch die sozialistische Revolution. Um diese Aufgabe zu erfüllen, müssen wir uns zum Kampf und Widerstand organisieren. Habt Mut zu kämpfen, habt Mut zu siegen!“

 

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