Zu den in weiten Teilen militanten Protesten an der Boğaziçi-Universität in Istanbul gegen die Ernennung des neuen offen regierungstreuen Rektors Melih Bulu hat die türkische Menschenrechtsstiftung (TIHV) einen vorläufigen Bewertungsbericht veröffentlicht, der verdeutlicht, wie der alte türkische Staat seine Repression auf breite Teile des Volkes ausweitet und verstärkt.
Seit Beginn der Proteste in 38 Provinzen seien mindestens 801 Menschen inhaftiert, gefoltert und misshandelt worden. 13 Demonstranten wurden schwer vor Ort bei den Protesten verletzt (wobei von einer deutlich höheren Zahl auszugehen ist), 60 sollen sich bei der TIHV aufgrund von Folter und Misshandlung gemeldet haben. 228 gerichtliche Kontrollen, 29 erlassene Hausarreste und mindestens 6 verletzte Journalisten. Die Polizei soll unterschiedliche Waffen mit chemischen Wirkstoffen wie Plastikkugeln oder Tränengas, außerdem Wasserwerfer eingesetzt haben.
Unterdessen haben 70 Akademiker beim Staatsrat eine Klage gegen die Ernennung Bulus eingereicht. Nach dem Hochschulgesetz können Fakultätsmitglieder zwar Mitglieder politischer Parteien werden, im selben Gesetz heißt es jedoch auch, dass Mitglieder politischer Parteien keine Rektoren werden können.