Am Sonntag, den 19. Juni 2022 fanden in Frankreich die Wahlen für ein neues Parlament statt. Das Ergebnis ist vor allem in zweierlei Hinsicht beachtlich. Erstens gingen nur gut 40 Prozent der Franzosen wählen und gaben eine Stimme ab. Das bedeutet nicht einmal die Hälfte des Volkes in Frankreich hat noch Vertrauen in das Parlament und hat erkannt, dass keine bürgerliche Partei ihren Interessen entspricht. Zweitens verlor die Partei von Präsident Emmanuel Macron die absolute Mehrheit im Parlament. Seine Partei „En Marche“ erhielt mit dem Wahlbündnis „Ensemble“ bei der Wahl lediglich 245 Sitze, was gut 38 Prozent entspricht.
Das Ergebnis hat zur Folge, dass Macrons Partei große Schwierigkeiten bei der Durchsetzung seiner Regierungsvorhaben haben wird, da er eine Oppositionspartei zur Unterstützung für eine Mehrheit braucht. Das führt zu mehr Instabilität in der politischen Landschafts Frankreichs. Die konservative Partei ging gogar so weit, von Zuständen wie in der Weimarer Republik zu sprechen.
Als Wahlgewinner gelten zum einen mit 31,6 Prozent das „Linke“ Wahlbündnis Nupes rund um den Opportunisten Jean-Luc Mélenchon, der bei der Präsidentschaftswahl vor wenigen Monaten noch gescheitert war, sowie die erzreaktionäre Marine Le Pen mit ihrem nationalistischen Wahlbündnis, welches 17,3 Prozent holte. Macrons Partei, die ursprünglich als eine angebliche Alternative zu den alten Parteien gegründet wurde, verlor zahlreiche Stimmen sowohl nach links als auch nach rechts. Macrons Partei kann nur noch davon profitieren, dass die Parteien von Mélenchon und Le Pen beide als radikal und populistisch verschrien sind.
Die tiefe politische Krise in Frankreich manifestiert sich weiter und weiter. Die Massen haben das Vertrauen längst verloren und die schwachsinnige Illusion in die bürgerliche Wahlfarce über Bord geworfen. Das Frankreich reif ist für einen anderen Weg haben die letzten Jahre deutlich gezeigt. Ob die sogenannten Geldwesten Proteste 2019, die ein großer Aufstand der Massen waren oder auch die großen Kämpfe und Proteste gegen die Coronamaßnahmen in 2020 und 2021. Die französischen Massen wollen den Weg des Kampfes und nicht den Weg der verlogenen Wahlen der Bourgeoisie.