Der diesjährige Bericht der Schuldnerberatung in Österreich gab an, dass erstmals den größten Teil der Schuldner, mit 41%, Arbeitslose ausmachen. "Zu Beginn der Wirtschaftskrise 2008 lag der Anteil der arbeitslosen KlientInnen noch bei knapp 28 Prozent, mittlerweile sind es 41 Prozent. Und auch bei den Überschuldungsgründen ist Arbeitslosigkeit seit Jahren die unangefochtene Nummer eins.", so Clemens Mitterlehner, von den ASB Schuldnerberatungen. Der enorme Anstieg der Privatverschuldungen ist Produkt der verstärkten Ausbeutung der Arbeiterklasse, die diese hauptsächlich trifft, also die enormen Teuerungen bei gleichzeitigem Lohn- oder Einkommensverlust, und das Anwachsen des großen Heeres an Arbeitslosen. Seit dem Jahr 1001 hat sich die Summe der Privatschulden um 68% erhöht – vor allem die untersten Teile der Massen sind davon betroffen.

 

Arbeitlosigkeit ist der häufigste Auslöser von Schulden, da laufende Kredite nicht mehr zurückgezahlt werden können und die horrenden Zinsen die Schulden alle 5 Jahre verdoppeln. Oft werden bei durchnittlichen Einkommen von 1.200 € pro Monat, 1000 € an Zinsen verlangt, was einfach bloß ein schlechter Witz ist. Es ist kein Zufall, dass die Knechtung durch Schulden besonders Arbeitslose betrifft, denn Schulden erhöhen den Druck, und sollen die Arbeitslosen besonders gefügig machen. Karl Marx definierte den Zweck der Arbeitslosen im Kapitalismus folgendermaßen: "Sie bildet eine frei verfügbare industrielle Reservearmee, die dem Kapital ganz so absolut gehört, also ob es sie auf seine eigenen Kosten großgezüchtet hätte. Sie schafft für seine wechselnden Verwertungsbedürfnisse das stets bereite ausbeutbare Menschenmaterial, ..." Und im Bezug zu dem Teil der Arbeiterklasse die eine Arbeit hat, legt er fest: „Es liegt in der Natur des Kapitals, einen Teil der Arbeiterbevölkerung zu überarbeiten und einen anderen zu verarmen.“

 

Schulden sind demnach also keine Frage von Einzelschicksalen. 51,2% der Bevölkerung in Österreich haben durchschnittlich 15.600 € Schulden, allen voran junge Menschen zwischen 25-34 Jahren. 60.000 davon gehen zur Schuldnerberatung mit einer Durchschnittsverschuldung von 60.000 Euro. Die Mehrheit der sogenannten "Schuldner" können dabei nicht einmal mehr in Privatinsolvenz gehen, da sie 10% der Schulden zurückzahlen müssten; und das bei einem Einkommen von unter 872€ im Monat (von dem 1/3 aller Schuldner leben müssen).

Die hohe Durchnittsverschuldung ist Ausdruck davon, dass das Reproduktionsniveau der Massen auch in den imperialistischen Ländern wie Österreich immer weiter zu sinkt, und Kredite (mit bis zu 25% Zinsen) sind dabei meist die einzige Möglichkeit, sich ein Auto oder eine eigene Wohnung leisten zu können.

 

Der schärfste Ausruck des Druckmittels Schulden gegen die untersten Teile der Massen sind die vielen Fälle von Selbstmorden als Folge extremer Schulden. Bekanntere Fälle sind dabei der Selbstmord eines 37-jährigen Mannes aus Graz, der sich durch einen Messerstich in die Brust 2008 umbrachte, und der bekannte Fall der 28-jährigen deutschen Anja, die sich nach einem Pfändungsbescheid von 70.000 € das Leben nahm. Selbst Organisationen wie die Schuldnerberatung kritisieren dabei zu Recht die gezielte Vergabe von "Knebelkrediten" an die Bevölkerung, die nichts anderes als Betrug und Entrechtung für die breiten Massen bedeuten.