Wir teilen an dieser Stelle einen Artikel der Roten Fahne Österreich:

Wie uns auch aus internen Quellen berichtet wurde, stehen in zahlreichen Industriebetrieben in Steyr Kündigungen bevor: Tausende Arbeiter könnten davon betroffen sein. Bei Steyr Automotive wurden, wir berichteten bereits darüber (Steyr Automotive baut schon wieder 200 Stellen ab), bereits 200 Arbeiter beim AMS gemeldet, und auch die gesamte Produktion des Werks ist erneut bedroht. Zahlreiche weitere Betriebe hoffen offenbar, sich auf Kosten der Arbeiter „sanieren“ zu können.

Steyr ist eine Industriestadt in Oberösterreich mit rund 38.000 Einwohnern, wovon zirka 23.000 im arbeitsfähigen Alter sind. Es gibt 151 Betriebe, darunter auch zahlreiche Großbetriebe mit mehr als 1.000 Arbeitern. Arbeit, von der man wirklich leben kann ist schwer zu finden und wird nach den neuesten internen Informationen in Zukunft noch schwerer zu finden sein. Immer wieder wird von Fachkräftemangel gesprochen. Das bedeutet aber keineswegs, dass es keine Fachkräfte gibt, denn definiert wird der sogenannte Fachkräftemangel dadurch, dass sich weniger als sieben Arbeitssuchende auf eine offene Stelle bewerben. Ein häufiger Grund für mangelnde Bewerbungen sind jedoch schlechte Arbeitsbedingungen und unzureichender Lohn.


Viele stehen vor der Kündigung: Auch die Großbetriebe sind betroffen

Bei Steyr Automotive sind schon 200 Arbeiter beim Frühwarnsystem des AMS gemeldet. Aus interner Quelle wurde uns zugespielt, dass das Werk angeblich dieses Jahr noch gänzlich schließen soll. Das würde weitere 1.000 Arbeitsplätze betreffen. Als bei der geplanten Schließung von MAN an die 2.300 Arbeitsplätze betroffen waren, wurde in einem ORF-Bericht darauf hingewiesen, dass es in Realität über 6.000 Arbeitsplätze betroffen hätte: Auf jeden Arbeitsplatz kommen weitere 2-3 Arbeitsplätze, die direkt und indirekt mit den Großbetrieben in der Industrie verbunden sind, wie Gastronomie, Bäcker, Zulieferer, Speditionen usw. Bei ZF Steyr Präzisionstechnik gibt es schon 100 Kündigungen. Der Konzern hat angekündigt in den nächsten vier Jahren 14.000 Stellen in Deutschland streichen zu wollen. Auch bei BMW wird es zum Abbau kommen, die Umstellung auf Elektroantrieb läuft nicht so wie erwartet. Die Auswirkungen dieser Fehleinschätzungen und Fehlspekulationen haben dann die Arbeiter zu tragen. Auch bei SKF (Svenksa Kullagerfabriken – schwedische Kugellagerfabrik) werden in den nächsten Monaten Kündigungen bevorstehen, wie uns ein jemand aus dem Betrieb zukommen ließ.

Generell wird der Metallsektor durch die Krise des Kapitals, die sich mehr und mehr verschärft, sehr stark von einem Abbau der Arbeitsplätze betroffen sein und noch viele Kündigungen nach sich ziehen. Noch retten sich viele Betriebe damit, dass sie die Arbeiter in Fortbildungen schicken, um nicht so viele Kündigungen auf einmal auszusprechen und damit auch zu vermeiden das Interesse der Bevölkerung zu wecken und keine Aufstände und Proteste zu riskieren. Auf die Gewerkschaftsführung braucht man sich nicht verlassen, das hat die Vergangenheit – gerade hier in Steyr -  sehr deutlich gezeigt. Der Kampf um Arbeitsplätze, bessere Arbeitsbedingungen und einen Lohn der zum Leben reicht, kann nur im eigenständigen und organisierten Kampf der Arbeiterklasse erfolgreich geführt werden.