Das 3000 Mitarbeiter zählende Werk der deutschen Automarke Audi, Teil des Volkswagen-Konzerns, in Brüssel ist akut von einer Schließung im nächsten Jahr bedroht. Audi gab im Juli bekannt, dass die Zukunft der Fabrik, in der in erster Linie der sich schlecht verkaufende Elektro-SUV Q8-etron produziert wird, ab 2025 offen ist.

 

Keine Schlüssel in Brüssel

Seit Ende der Sommer-Produktionspause am 28. August liegt das Werk still: Es wird gestreikt. Dabei beteiligen sich auch die Arbeiter der unmittelbar betroffenen Zulieferfirmen. Bemerkenswert war dabei die Aktion vorletzte Woche, wo Arbeiter 200 Schlüssel von zur Auslieferung bereiten Neuwagen konfiszierten und drohten, sie erst herauszugeben, wenn es eine Zukunftsgarantie für das Werk gäbe.

Audi teilte mit, man lasse sich nicht erpressen und drohte auf Basis von Videoaufnahmen mit Strafanzeigen. Die Schlüssel wurden Anfang letzter Woche zurückgegeben, dafür brannten morgens vor den Toren des Werks Autoreifen, die in Symbolik des Audi-Logos zueinander gelegt waren. Auch ein Zeltlager wurde vor dem Werk errichtet.

Audi Reifen Brüssel

Quelle: Bild.de

Gestern gingen dann tausende Menschen in Brüssel auf die Straße, längst nicht nur Arbeiter bei Audi, sondern nach Veranstalterangaben über 10.000 Menschen. Die belgischen Gewerkschaften hatten zu einer nationalen Demonstration aufgerufen, dabei gab es Arbeitsniederlegungen in mehreren Wirtschaftssektoren, wie im städtischen Verkehr in Brüssel, wo der Verkehr im Straßenbahn-, Bus- und U-Bahn-Netz gestört war. Auch Delegationen aus Deutschland, Polen, Frankreich und den Niederlanden nahmen teil. „In ein paar Wochen werden wir arbeitslos sein, ohne Geld und ohne Zukunftsperspektive. Mich mit 37 Jahren neu qualifizieren zu müssen, wird kompliziert“, berichtete ein Arbeiter der bürgerlichen Presse vor Ort. Die Streikdemonstration zog mit Rauchfackeln und Feuerwerkskörpern durch Brüssel, die Teilnehmer hielten Schilder wie „Unter die Räder gekommen“ oder „Unser Leben ist keine Produktionslinie“ hoch.

Auch Audi verlagert Produktion

Audi ist die am Umsatz gemessen zweitstärkste Marke des VW-Konzerns und neben Volkswagen die andere Marke, die sich in der Produktion hauptsächlich auf Deutschland basiert. Wie auch im Falle von Volkswagen setzt man auf die Verlagerung der Produktion in die dritte Welt bzw. nach China (Porsche als Luxusmarke sei hier außen vor gelassen), um Kosten in der Produktion einzusparen, um den Profit aufrechtzuerhalten. Und somit die Schließung „teurer“ Werke in den imperialistischen Ländern Europas. Denn dass es trotz dem Misserfolg des Q8-etron keine Zukunft für die Arbeiter in Brüssel geben kann ist irrsinnig, hat doch erst dieses Jahr im chinesischen Changchun ein neues Audi-Werk die Produktion aufgenommen.

Dass die Krise immer breitere Schichten des Volkes trifft, trifft in Belgien gleichermaßen wie in Deutschland zu und, und die Kampfbereitschaft der Massen im Allgemeinen steigt.

 

Titelbild: Großdemonstration am Montag in Brüssel. (Quelle: lessentiel.lu)