In Mazedonien kommt es seit dem 12. April fast jeden Tag zu Protestaktionen gegen die Regierung und korrupte Politiker, die von ihr amnestiert wurden. Die Proteste nahmen im Lauf der Zeit zu. Sie wurden größer und mehr, weiteten sich zu einer landesweiten Volksbewegung aus und erreichten am Montag, den 20.Juni, ihren bisherigen Höhepunkt.
Die Regierung sah und sieht sich immer mehr gezwungen mit Versprechungen zu beschwichtigen. Mitte Mai wurde der Druck auf die Regierung so groß, dass sie sich gezwungen sah „Zugeständnisse zu machen“. Ein Versprechen des Präsidenten war, die Amnestie für die 56 am Abhörskandal (Hauptauslöser für die Proteste) involvierten Politiker zurückzunehmen. Ein Versprechen, das laut den DemonstrantInnen noch immer nicht umgesetzt wurde. Auch ein anderes „Zugeständnis“, die Verschiebung der Parlamentswahlen, interessiert niemanden.
Die DemonstrantInnen schenkten der Regierung nach wie vor keinen Glauben und so kam es am Montag, dem 20.06 zu den bisher größten Protesten. Über 20.000 Menschen demonstrierten gleichzeitig in der Hauptstadt Skopje. Sie forderten unter Anderem den Rücktritt der Regierung, eine Aufhebung der Amnestie für die 56 Politiker.
Auch wenn noch große Teile des Protests friedlich sind, nimmt die Kampfbereitschaft immer mehr zu. Häufig werden wichtige Verkehrspunkte wie Brücken blockiert oder Regierungsgebäude mit Farbe beschmiert, größere Ausschreitungen sind noch eher selten. Dennoch sieht sich die Regierung immer mehr in der Krise weshalb sie zuletzt damit drohte das Militär zu mobilisieren, sollte sich die Lage nicht anders beruhigen können.
Klar ist, dass es der Protestbewegung an einer Führung fehlt, die das Niveau der Kämpfe hebt und so die Interessen der DemonstrantInnen erkämpft. Die Polizei hat sich mit Repression bisher verhältnismäßig stark zurückgehalten. Würde sie aggressiver auftreten würde dies zu mehr Gewalt von Seiten der DemonstrantInnen führen. Die bisherige Führung der Proteste, Oppositionsparteien und vor allem Revisionisten beweist jeden Tag aufs Neue, dass sie mit ihrer pazifistischen Haltung die Proteste entwaffnet und so verrät. Gleichzeitig werden Illusionen in eine neue und bessere Demokratie aufgebaut, die man nur mit Mitteln des friedlichen Protestes wie bisher erkämpfen kann.
Die Protestbewegung wird erst dann einen qualitativen Sprung machen können, wenn sie sich von dieser falschen Führung loslöst und neue Kampfmethoden anwendet. So ein Sprung ist absolut notwendig um die Anliegen durchzusetzen.