Dass es dem Auto schaden könnte, wenn man zu heftig bremst ist klar. Nur hilft das wenig, wenn man sich mit einem Bußgeld wegen des Überfahrens einer roten Ampel konfrontiert sieht. Auf solche Ausreden lässt sich natürlich keine Behörde ein, zumindest nicht bei den Autofahrern, bei Autokonzernen hingegen schon.

Von Anfang Oktober vergangenen bis Mitte Februar diesen Jahres wurden die Stickoxid-Werte von mehr als 50 Diesel-PKW-Modellen durch Bundesverkehrsministerium und Kraftfahrt-Bundesamt ermittelt. Danach dauerte es etwa zwei Monate und zwei Wochen, bis das Ministerium und das Kraftfahrt-Bundesamt die für die Hersteller äußerst unangenehmen Resultate bekannt gab. Erst wurden von Behörden- und Misteriumsseite nämlich viele Gespräche mit verschiedenen Herstellern geführt - zur "Plausibilisierung der Prüfergebnisse".

An die fünfzig Mal haben sich die Untersuchungskommission und das Bundesamt mit den verschiedenen Autoherstellern getroffen. Es gab Klärungsbedarf. Mercedes brachte ganze acht Vertreter auf, um die schlechten Abgaswerte (bzw. die Betrügereien darum) zu erklären. Opel und VW wurden jeweils sechs Mal eingeladen.

Ergebnis: Das Verkehrsressort vereinbarte mit VW, Audi, Porsche, Mercedes und Opel eine "freiwillige Optimierung der Emissionskonzepte". Die fünf Hersteller wollen 630 000 Fahrzeuge in die Werkstätten beordern, um die Abgasreinigung zu verbessern. Das ist nicht einmal die Hälfte der über zwei Millionen Fahrzeuge, die nicht den Normen, die angeblich Mensch und Natur schützen sollen, entsprechen.

Anfang Juni versuchte der verantwortliche Minister, Dobrindt (CSU), in Brüssel eine Umgestaltung der bestehenden Regelungen, zur Abgasreinigung, da sie angeblich nicht eindeutig genug sind. Nach Dobrindts Auffassungen habe es nicht gegen geltende Gesetzes verstoßen, dass bei Opel die Abgasreinigung bei mehr als 80 Prozent der Fahrten weitgehend abgeschaltet wird und es in der Folge zu stark erhöhten Stickoxid-Emissionen kommt.

Offensichtlich ist der Betrug, peinlich auch, und dass die höchste Politik da mit spielt (eine Selbstverständlichkeit die jedoch meist geschickter gehandhabt wird) erscheint einigen wohl ein wenig unangenehm. Dobrindts Vorstoß auf EU-Ebene wurde abgelehnt und das Umweltbundesamt, das von Maria Krautzberger (SPD) geführt wird, verkündete unlängst, dass es eigene Untersuchungen in der causa durchführen werde.

Während das Volk also weiter Lungenkrankheiten, Herzinfarkten, Krebs (und eventuell sogar Hirnschäden durch ultrafeine Partikel, die über den Riechnerv ins Gehirn eindringen - zumindest bei Ratten konnte das nachgewiesen werden) durch die Feinstaubbelastung leidet schert sich die "Politik" nur dann darum wenn es, wie um sich anlässlich der Bundestagswahlen im nächsten Jahr zu profilieren, passt.