Der Papst ist tot und umgehend wird postmortem an seinem Mythos gefeilt, aber wer war der „Ausnahmepapst“, der sich angeblich so sehr für die Armen und Unterdrücken, für Frauen und Schwule eingesetzt hat? Abgesehen von den Schweinereien der katholischen Kirche, die er natürlich auch zu verantworten hat, hat der „nette, alte Mann“ ganz ordentlich Dreck am Stecken.

Während die Militärs Argentinien, das Land in welches die italienischen Eltern von Jorge Mario Bergoglio, dem späteren Papst Franziskus, umgesiedelt hatten, beherrschten und Tausende tatsächliche und mutmaßliche Oppositionelle ermorden ließen, leitete Bergoglio die jesuitische Ordensprovinz San Miguel bei Buenos Aires. 1980 stieg er sogar zum Rektor der Theologischen Fakultät von San Miguel auf.

Emilio Massera, einem der Junta-Chefs und dem Verantwortlichen für die Morde in der Esma, hat Bergoglio 1977 die Würde einer Ehrenprofessur an der Universidad del Salvador in Buenos Aires verliehen.

Bergoglio wird von damals inhaftierten Ordensbrüdern vorgehalten, er habe sich nicht nur nicht ausreichend für sie eingesetzt, er soll der Junta auch bei der Entführung von zwei von seinen eigenen Leuten geholfen haben.

Es handelt sich dabei um die beiden Jesuiten Orlando Yorio und Franz Jalics. Bergoglio habe ihnen den Schutz der Gemeinde Bajo Flores versagt und sie angewiesen, den Jesuitenorden zu verlassen. Er habe sie damit den Schergen des Regimes ausgeliefert, die die beiden daraufhin verschleppten. Die beiden Opfer warfen ihm sogar später vor, sie direkt denunziert zu haben.

Franz Jalics war gemeinsam mit dem Jesuitenpater Orlando Yorio im Mai 1976 in dem Armenviertel Bajo Flores in Buenos Aires von Soldaten festgenommen worden, während beide Patres eine Messe hielten. Er blieb fünf Monate verschwunden. Zuvor hatte es Auseinandersetzungen zwischen den Patres und Bergoglio gegeben.

Nach Angaben der Familie von Jalics war Franz Jalics überzeugt, dass Bergoglio ihn und Orlando Yorio an die Militärjunta verraten habe, weil er mit ihrer Arbeit in dem Armenviertel nicht einverstanden war. Ende der 80er Jahre habe es noch einmal ein Treffen zwischen Bergoglio und Jalics gegeben. Franz Jalics hatte seiner Familie danach erzählt, Bergoglio habe sich bei ihm entschuldigt.

Der argentinische Journalist Horacio Verbitsky warf Bergoglio vor, mit Hilfe der Kirche seine Vergangenheit zu verschleiern. Bergoglio würde das ganze Gewicht des Vatikans gegen eine Aufarbeitung der Verbrechen der Junta einsetzen. Je nach der Quelle, die man befrage, sei der Erzbischof von Buenos Aires entweder der intelligenteste und großzügigste Mensch, der jemals eine Messe gehalten hat, oder aber ein Schwerverbrecher, der seine Brüder verraten und aus unersättlicher Machtgier der Folter ausgeliefert habe.

Unter dem Slogan "Memoria Completa - Vollständige Erinnerung" forderte Bergoglio zusammen mit dem früheren Staatspräsidenten Eduardo Duhalde, die Aktionen der Montoneros gegen das Militärregime ähnlich zu behandeln, wie den organisierten Massenmord der Junta. Bergoglio bewarb dies wiederholt als "nationale Versöhnung".