Nach Zusammenstößen bei Protesten gegen die Regierung unter Führung von Ali Rama, die seit 2013 an der Macht ist, in der albanischen Hauptstadt Tirana wurden vier Männer festgenommen, nachdem Molotowcocktails auf Beamte und das Büro von Premierminister Rama geworfen worden waren.

Zuvor gab es eine Kundgebung der oppositionellen „Demokratischen Partei“, die regelmäßig Proteste gegen die regierende „Sozialistische Partei“ durchführt. Ein Wahlverein gegen den anderen, und doch zumindest aufsehenerregend.

Die Proteste am Montag fanden gegen 18 Uhr auf einem zentralen Platz vor dem Büro des Premierministers statt. Drei bei dem Vorfall verletzte Polizisten wurden im Krankenhaus behandelt, auch ein Fotograf und ein Demonstrant wurden verletzt. Unter denjenigen, die nun wegen dem Vorwurf in die Auseinandersetzung verwickelt gewesen zu sein vorgegangen wird, befindet sich auch ein 16-Jähriger.

Die Geschehnisse zeigen erneut, wie explosiv die Situation auf dem Balkan war, ist und bleibt. Die Widersprüche zwischen den und innerhalb der Staaten des durch deutsche und NATO-Bomben fragmentierten ehemaligen Jugoslawiens und Albaniens werden immer schärfer, auch weil die Imperialisten allen Orts ihr böses Spiel treiben.

Doch diese Widersprüche sind nicht wirklich immer zweitausend Kilometer entfernt, manchmal drücken sie sich auch direkt vor unserer Haustür aus. Wie beispielsweise in Hamburg.

Dort befindet sich das Westfield-Einkaufszentrum, vor Fertigstellung war dies „Europas wohl tödlichste Baustelle“, wie Medien titelten.

Mord durch Arbeit oder „tödliche Arbeitsunfälle“, wie es offiziell heißt, gibt es immer wieder. 2024 sind 78 Menschen allein auf Baustellen gestorben.

Zu Hochzeiten arbeiteten beim Bau des Prestige-Projekts 2000 Menschen gleichzeitig, viele wussten nicht mal, bei welchem Subunternehmen sie angeblich angestellt waren, viele arbeiteten unter falschen Namen, ohne Aufenthaltsstatus, ohne Anmeldung bei Sozialversicherung, Krankenversicherung, Berufsgenossenschaft.

Schon im Januar 2022 starb auf der Westfield-Baustelle ein Mann aus Rumänien. Am 30. Oktober 2023 starben fünf albanische Bauarbeiter durch den Einsturz ihres Arbeitsgerüsts in einem Fahrstuhlschacht auf Höhe des 8. Stockwerks. Sie stürzten daraufhin in die Tiefe.

Die fünf waren mit gefältschten bulgarischen Papieren auf der Baustelle illegal beschäftigt. Ihre Familien bekamen keine oder kaum Entschädigung von den Baufirmen oder dem Investor. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat immer noch nicht offiziellermittelt, wer für das eingestürzte Baugerüst verantwortlich ist.

Gewerkschafter gehen von einer nicht unerheblichen Dunkelziffer an schweren Unfällen aus, die sich auf der Großbaustelle ereignet haben. Wenn die tödlich enden, seien sie zwar schwer zu vertuschen. Man weiß es trotzdem nicht.

Zum Gedenken an die durch Arbeit Ermordeten, hat die Stadt Hamburg eine Plakette angebracht. Von solchen gibt es einige in der Stadt manche sind sogar ganz präsent. Nicht so im Falle des Westfield-Shopping-Centers.

Die Plakette liegt abseits und man findet man sie eigentlich nur, wenn man direkt vor ihr steht, und auch noch weiß, wonach man sucht. Auf einer von mehreren Holzbänken, neben dem Kreuzfahrtschiffsanleger sind zwei rechteckige Metallschilder angebracht.

Wenn man sich über die Bank beugt oder mit dem Handy leuchtet, kann man lesen: „Ort des Gedenkens und der Besinnung. Zum Gedenken an die fünf Bauarbeiter, die am 30. Oktober 2023 bei einem tragischen Baustellenunfall ihr Leben verloren haben. Mögen sie niemals in Vergessenheit geraten und die Erinnerungen an sie lebendig bleiben.“ Auf der zweiten Tafel steht der gleiche Text auf Englisch. Der aus Rumänien stammende Arbeiter, der 2022 starb, wird nicht erwähnt.

Auch weil das so ist, brennen manchmal Polizisten in Tirana.