Die Universität der Kunst und Wissenschaft in Santiago de Chile soll geschlossen werden – so erklärte es die Bildungsministerin gestern gegenüber der Presse. Für Studenten und Professoren der Uni kam diese Nachricht aus heiterem Himmel. Noch in der Nacht wurde das Unigelände besetzt und großflächig Barrikaden gebaut um sich gegen den weiteren Ausverkauf öffentlicher Bildung zu wehren.
In verschiedenen Interviews ließ die Bildungsministerin Chiles gestern verlauten, dass eine der Universitäten in Santiago der Chile geschlossen werden soll. Betroffen: Die Universität für Kunst und Wissenschaft – kurz Arcis. Nach Angaben der Regierung rechne sich die Uni seit langem nicht mehr und es müsse jetzt endlich ein Schlussstrich unter die finanzielle Misere gesetzt werden. Ein Käufer für das Objekt sei zu dem bereits gefunden.
Anstelle öffentliche Bildung vernünftig zu finanzieren zeigt dieser Fall für die Studenten einmal mehr, dass genau jene Bildungseinrichtung dicht gemacht werden, die von ihnen keine exorbitanten Gebühren verlangen. Im Unterschied zu vielen anderen, vor allem privaten, Unis und Schulen in Chile. Die Dreistigkeit der Regierung zu behaupten, sie habe mit dieser Entscheidung nur das Wohl der Studenten im Kopf, die jetzt von einer anderen Uni aufgefangen werden sollen, ist kaum zu überbieten. Gegen diesen Verkauf öffentlicher Bildung gingen die Studenten der Arcis auf die Barrikaden. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Keine 10 Stunden nach der Bekanntgabe der Entscheidung hatte sich bereits die Studentenschaft der Uni getroffen und beschlossen die Uni zu besetzten, brennende Barrikaden zu errichten und den Unterricht weiter stattfinden zu lassen.
In einem Interview gab die Sprecherin der Studentenschaft an der Uni zu Wort: "Wir sehen im Moment, dass ein Typ von Bildung vom Staat gefördert wird und das ist die private Bildung und offensichtlich hat diese Entscheidung des Staates einen Einfluss auf uns - für die haben sie Mittel, für uns aber nicht - aber es betrifft auch die öffentliche Bildung als Ganzes." Mit die sind genau jene privaten Bildungseinrichtungen gemeint, die von ihren Schülern und Studenten bereits jetzt viel Geld verlangen und zusätzlich vom Staat subventioniert werden. In Kaum einem Land auf der Welt ist die Frage ob du zu Schule und Später zur Uni gehst mehr davon Abhängig, aus welcher Klasse du kommst, ob deine Eltern arm oder reich sind, als in Chile. 2014 hieß es in einem Bericht vom Chilenischen Forum für das Recht auf Bildung dazu:
"Nach Haiti hat Chile das meist privatisierte System in der Welt. Bezüglich der Segregation von Studenten ist das Land, zusammen mit Thailand und Peru, eines mit der größten Segregation. Zusätzlich ist Chile unter den Ländern mit den geringsten Ausgaben für Bildung im Verhältnis zum prozentualen pro Jahr produziertem Reichtum (4% seines BIP). Dazu kommt, dass nur die Hälfte dieser öffentlichen Ausgaben für öffentliche Einrichtungen ausgegeben werden, der Rest ist für (private) subventionierte Schulen vorgesehen."