In Solidarität mit den von ihrem Land vertriebenen armen Bauern Guahorys gab es vergangenen Samstag im Südosten Paraguays eine Demonstration zu der verschiedene Organisationen aufgerufen hatten. Mitte November hatte ein Großaufgebot von 1.500 Polizisten die Rund 200 Bauernfamilien vertrieben, die seit Jahrzehnten auf diesem Land leben und ihre Felder bestellen. Kurz darauf wurden Teile dieses Landes von ihnen besetzt.
Die Frage des Bodens, und damit verbunden natürlich die Frage der Agrarrevolution, ist in Paraguay ein Thema mit enormer Sprengkraft. Selbst bürgerliche Institute müssen einräumen, dass 1% der Landbesitzer über 77% des Landes besitzen, während 40% der Landarbeiter zusammen nur 1% des Landes haben. Darüber hinaus seien 15% der Bevölkerung unterernährt und 120.000 Familien (29,7% der Landbevölkerung) besäßen kein Land, heißt es in einem Bericht dazu. Diese Sprengkraft bekommen auch die 20 Großgrundbesitzer zu spüren, die sich durch Bestechung des paraguayischen Staates die Eigentumsrechte an 1.200 Hektar Land haben zusichern lassen und infolge dessen das Areal von der Polizei räumen ließen.
Bereits während dieser Vertreibung Mitte November kam es zu massiven Protesten und Widerstand durch die rund 200 ansässigen Familien armer Bauern, die diese Ländereien schon seit Jahrzehnten bewirtschaften. Mehrere Polizisten wurden verletzt, nachdem es zu brutalsten übergriffen auf die Bauern gekommen war. Bereits damals kündigten die Bauern an, dass sie sich ihr Land zurückholen werden und das die Frage des Eigentums an Grund und Boden keine Frage von vom Staat ausgestellten Urkunden sei. Und sie haben ihr versprechen wahr gemacht: Aktuell sind Teile des ehemals geräumten Ackerlandes von den Bauern besetzt. Aufnahmen einer Drohne der Großgrundbesitzer, der es gelungen ist (angeblich unter Beschuss) Fotos von den Bauern zu machen, zeigen, dass bereits erste Hütten und Zelte wieder stehen und der Anbau wieder aufgenommen wurde.
Der Kampf der Bauern gegen ihre brutale Vertreibung hat auch in anderen Teilen des Landes für eine kämpferische Stimmung unter den Bauern gesorgt. Dies und der militante Kampf um ihr Grund und Boden haben die Regierung inzwischen gezwungen den Bauern entgegenzukommen und ihnen alternative Ländereien anzubieten. Ein Angebot, welches von diesen direkt abgelehnt wurde und nur dazu diene die Bauern im Kampf um ihren Grund und Boden zu spalten.
Mit der Demonstration anlässlich des Tages der Menschenrechte am Samstag zeigten viele Menschen in der Gegend ihre Solidarität mit diesem gerechtfertigten Kampf. Diese Besetzung, so der Tenor, müsse im Kontext der Besetzung und den Lehren von Curuguaty gesehen werden. 2012 kam es dort zu einer Besetzung durch 150 landlose Bauern, bei deren Räumung 11 Bauern massakriert wurden und 6 Polizisten starben.