Nach massivem Protest der indigenen Bevölkerung wurde Anfang Januar der Bau eines gigantischen hydroelektrischen Komplexes in einer der ärmsten Provinzen Guatemalas, Alta Verapaz, vom Staat temporär auf Eis gelegt. Nachdem das für den Bau verantwortliche nationale Bauunternehmen, eine Tocher der Grupo ACS, davon zunächst unbeirrt weitermachte, konnte durch weitere Proteste und Blockaden auch hier der endgültige Baustopp erzwungen werden. In den vergangen Tagen fanden vor den Einrichtungen der Justiz nahe des Cahabón erneut Kundegebungen und Demos statt, um das Projekt ein für alle mal zu begraben.
Der Fluss Cahabón ist einer der längsten Flüsse Guatemalas und hat für die indigenen Bevölkerung an dessen Lauf große symbolische Bedeutung. Bereits seit geraumer Zeit wird an einem riesigen hydroelektrisch Komplex gearbeitet, welcher aus vier separaten Wasserkraftwerken bestehen und nach Fertigstellung 15% des Stromverbrauchs des Landes decken könnte. Bereits jetzt ist das Projekt zu drei Vierteln abgeschlossen, die Fertigstellung soll im ersten Quartal 2018 stattfinden.
Betroffen von dem Projekt sind rund 30.000 Menschen.Sie alle Leben und Arbeiten entlang des Flusses, nutzen ihn für Transport, Bewässerung und als Fischereigrund. Ohne ihnen ein Mitspracherecht zugeben, wurde 2013 die Konzession für den Bau an ein einen der größten Bauunterunternehmen Europas, die spanische Actividades de Construcción y Servicios, SA (Grupo ACS), deren Chef der Direktor von Real Madrid ist, vergeben. Begleitet wurde der Bau damals von einer massiven Desinformationskampagne. So wurde behauptet der Bau und Betrieb würde 15.000 dauerhafte Jobs in der Region schaffen, zum Bau von 14 Schulen führen und sieben Sozialprojekte unterstützen.
Doch der Plan der Investoren, Planer und Bauherren mit dem alten guatemaltekischen Staat ist nicht aufgegangen. Massive Proteste gegen das Projekt führten immer wieder zu Konfrontationen, bis sich die Regierung Anfang des Jahres gezwungen sah, dem Projekt zeitweilig die Zulassung zu entziehen und den für die Erteilung der Erlaubnis verantwortlichen Bergbauminister [1]der Korruption anzuklagen. Für den Weiterbau sei eine Befragung der ansässigen Bevölkerung notwendig, so die Entscheidung des Gerichts. Doch das so eine Befragung frei sein wird, daran glaubt man in Alta Verapaz wohl nicht. Kaum verwunderlich, wurden bereits Morddrohungen gegen führende Aktivisten ausgesprochen und Verleumdungskampagnen durch Handlanger des Bauunternehmens durchgeführt. Auch deswegen hält der Protest in für den sofortigen und dauerhaften Stopp des Staudammbaus entlang des Cahabón an.
[1]Dieser ist bereits wegen einem anderen Korruptionsverfahren untergetauch und wird mit internationalem Haftbefehl gesucht