Am 24. Mai griffen 29 Bullen, darunter Mitglieder der Spezialpolizei für Agrarkonflikte und der Militärpolizei, unterstützt durch Paramilitärs ein Lager von Bauern nahe des Landgutes Santa Lúcia in der Gemeinde Pau D’Arco an, ermordeten 10 der dort lebenden Bauern und vertrieben den Rest. Ihr Verbrechen: Sich brachliegendes Land genommen zu haben, um darauf Leben und Arbeiten zu können. Einen Monat nach dem Massaker fand nun eine kämpferische Demonstration und eine Neubesetzung des Landes statt.
In Pará, dem Bundesstaat in der Pau D’Arco liegt, sind 69% des Bodens in den Händen von 8% der Menschen konzentriert. Es ist ein Ausdruck der enormen Landkonzentration die es überall in Brasilien gibt. Allein zwischen 2003 und 2010 wuchs das Land im Besitz der Großgrundbesitzer von 214.8 Mio. Hektar auf 318 Mio. Hektar, dem ca. neunfachen der Fläche der BRD. Von der gesamten Fläche des Landes die von der Behörde für Kolonisierung und Agrarreform registriert ist, befinden sich 47,23% in der Hand von lediglich 130.000 Großgrundbesitzern.
Gegen diese himmelschreiende Konzentration und dafür, dass das Land denen gehört die darauf leben und Arbeiten, richtet sich der gerechtfertigte Kampf der Bauern, welchem die Reaktion in Brasilien mit zunehmender Brutalität begegnet. Das Massaker in Pau D’Arco Ende Mai, die Verhaftungen der fünf (bewaffneten) Bauern Anfang Juni in Vilhena und die Morde an den beiden Bauernführern Paulo Sérgio und Valdenir Juventino Izidoro diesen Monat sind nur die aktuellsten Beispiele der Angriffe der Konterrevolution.
Doch davon lassen sich viele Bauern in Brasilien längst nicht mehr einschüchtern und den Wind den die Reaktion sät, wird sie als Sturm ernten: Bereits am 13. Juni wurde das Land, von welchem die Bauern vertrieben worden waren, erneut besetzt. Das Lager dort befindet sich in Wiederaufbau, ein weiteres naheliegendes ist bereits eingerichtet. Darüber hinaus zeigten hunderte Bauern ihren Heldenmut und ihre Entschlossenheit vergangenes Wochenende, als sie in kämpferischer Stimmung und unter Beteiligung vieler Angehöriger der Ermordeten vom Sitz der Liga der armen Bauern in Pará zunächst zum Hauptquartier der Militärpolizei und anschließend zum Hauptquartier der Bundespolizei demonstrierten um Gerechtigkeit für die Ermordeten und die Herausgabe des besetzen Landes zu fordern.