Am 17. Februar gingen Tausende in Surinams Hauptstadt Paramaribo auf die Straße und stürmten das Parlamentsgebäude der 600 000 Einwohner zählenden ehemaligen (formellen) niederländischen Kolonie nördlich von Brasilien. Die Proteste wurden durch die hohen Lebenshaltungskosten ausgelöst, da die Preise für Energie, Waren und Transportmittel explodierten und der Wechselkurs der Landeswährung abstürzte.

Der Surinamische Energiemarkt wird hauptsächlich von zwei Konzernen mit bürokratischem Kapital, Rubis und SOL, kontrolliert. SOL gehört zum kanadischen Monopolkonzern Parkland und Rubis ist direkt französisches Kapital. Beide erhielten bis vor kurzem direkte finanzielle Zuwendungen des Surinamischen Staates in Form von Subventionen, damit sie Energie und Gasderivate billiger an die Bevölkerung verkaufen konnten.  Anfang Februar wurden jedoch Vorschriften des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Kraft gesetzt, die zu einer Kürzung der Subventionen in zwei Stufen führten. Bereits die erste Stufe der Subventionskürzungen führte zu einem starken Anstieg der Energiepreise, insbesondere von Diesel und Strom, was sich wiederum zwangsläufig auf alle transportierten oder verarbeiteten Güter auswirkt, so dass die Kosten für Güter des täglichen Bedarfs im Allgemeinen steigen.

Riots 2023 February

Aufgrund dieser unerträglichen Situation, die die extrem harten Lebensbedingungen in diesem halbkolonialen Land weiter verschärft, kam es am 17. Februar zum Sturm von tausenden Massen auf das Parlamentsgebäude und stundenlangen Krawallen auf den Straßen. Gegen die gerechten Forderungen, tatsächlich von seinem Lohn leben zu können, ging die Polizei mit aller Härte vor: Mindestens ein Demonstrant wurde erschossen, mehrere andere wurden durch Gasgranaten und Gummigeschosse sowie scharfer Munition verwundet. Die sozialen Medien wurden abgeschaltet und eine Ausgangssperre verhängt. Dennoch war die Polizei nicht in der Lage, die Situation unter Kontrolle zu bringen, was zu anhaltenden Handgemengen und Plünderungen von Geschäften und Betrieben sowie zum Anzünden von Autos führte, um die Polizei am Vorrücken zu hindern. Die Proteste waren bisher sehr erfolgreich, da sie die zweite Stufe der vom IWF beschlossenen Subventionskürzungen aufhielten.

Der Minister für natürliche Ressourcen, David Abiamofo, wird mit den Worten zitiert:  "Der IWF will, dass wir den Strompreis in einer Reihe von Punkten erhöhen [...]. Aber wenn wir uns das soziale und politische Barometer ansehen, dann müssen wir noch eine Weile warten und sehen, ob wir andere Instrumente einsetzen können."