Eine Frage, die vor allem in den unterdrückten Nationen nach wie vor auf der Tagesordnung steht, ist die der Kinderarbeit.
Beispielsweise in Bolivien oder Peru ist der Anteil der Kinder zwischen 6 und 17, die gezwungen sind zu arbeiten sehr hoch, so in Bolivien bei 27,9% und in Peru bei 29,8% (in ärmeren Teilen des Landes weit höher, in Bolivien auf dem Land bei 64,9% und in Peru bei 47%). Gezwungen werden die Kinder dazu durch die herrschende Armut, in Peru liegt die Armutsrate auf dem Land bei über 53%, wodurch der miserable Lohn für die Arbeit der Eltern alleine, geschweige denn die Arbeit einer alleinerziehenden Mutter, nicht ausreicht, die Familie zu ernähren. Dabei werden Kinder auch häufig für besonders gefährliche Arbeiten, wie z.B. im Bergbau eingesetzt, wo sie durch ihre Körpergröße in kleineren Stollen schuften können.
Nun gibt es verschiedene internationale Gesetze und Abkommen, die die Kinderarbeit verbieten, auch wenn dies auf die Realität in den unterdrückten Nationen wenig Einfluss hat, wie die obigen Zahlen zeigen. Beispielsweise eine Internationale Arbeitsorganisation, deren Mitglied sowohl Bolivien als auch Peru sind, die sich als Mitglied verpflichten, Kinderarbeit für unter 14-jährige zu verbieten.
In Bolivien unter dem so „fortschrittlichen“ Evo Morales wurde im Widerspruch dazu aber im Jahr 2014 ein Gesetz verabschiedet, dass „Ausnahmefälle“ zulässt, in denen Kinder ab dem Alter von 10 Jahren legal arbeiten dürfen. Ein Hauptinitiator für dieses Gesetz ist eine Kindergewerkschaft, deren Argumentation sich einfach darauf reduzieren lässt, dass es in den halbfeudalen Strukturen, die (in diesem Fall in Bolivien) noch bestehen, völlig normal ist, dass Kinder arbeiten. Schon 2006, als das Verbot der Kinderarbeit in Bolivien Gesetz werden sollte, schaffte es die Gewerkschaft, dies so abzuändern, dass Arbeit in „familiären und sozialen Rahmen [...] ihrer integralen Entwicklung als Bürgerinnen und Bürger“ dient und „eine bildende Funktion“ hat und daher erlaubt ist. Auf diese halbfeudalen Stukturen beruft sich auch Morales selbst. Mit dem Gesetz von 2014 ist die Einschränkung auf den „familiären und sozialen Rahmen“ dann zusätzlich aufgehoben worden.
Statt gegen den Zustand zu kämpfen, dass Kinder überhaupt arbeiten müssen um zu überleben, versucht die Gewerkschaft, ganz im Interesse der Ausbeuter, Kinderarbeit zu legalisieren. Und das auch noch mit der Argumentation, damit den Kindern zu helfen. Während es richtig ist, für Tagesforderungen zu kämpfen, ist doch zu beachten, welche Tagesforderungen erkämpft werden. Kinder, die dafür kämpfen, legal ausgebeutet zu werden? Weshalb nicht dafür, dass die Eltern eine Unterstützung dafür bekommen, ihre Kinder zu ernähren, anstatt sie zur Arbeit schicken zu müssen? Oder eine bessere Bezahlung für die Arbeiter und Bauern?
Am Ende ist die Frage nur durch die demokratische Revolution zu lösen, ein Weg, der in Peru schon beschritten wurde und weiter begangen wird, ein Weg, auf dem auch Kinder gegen ihre Ausbeutung und Unterdrückung kämpfen, ein Kampf, der auch in den ärmsten und von dieser Problematik am stärksten betroffenen Gegenden am heftigsten geführt wird.