Seit letzter Woche hat Frankreich den Ausnahmezustand im Namen des angeblichen Schutzes der Bevölkerung vor dem Coronavirus weiter verschärft. Nun dürfen ungeimpfte Personen nicht mehr in Restaurants, in Sportarenen oder an andere öffentliche Plätze. Was vorher noch mit einem negativen Testergebnis möglich war zu besuchen, soll jetzt nur noch seine Türen für Besitzer des „Impf-Passes“ öffnen.
Frankreichs Präsident Macron hatte kürzlich damit Schlagzeilen gemacht, dass er die ungeimpften „anpissen“ wolle, damit sich diese impfen lassen. Zwar wolle er keine Impfpflicht durchsetzen, jedoch die sozialen Aktivitäten der Ungeimpften so viel wie möglich einschränken.
Das ließen sich vergangenes Wochenende mehr als 100.000 Menschen nicht gefallen und gingen auf die Straße gegen die neuen Maßnahmen. Dabei riefen sie immer wieder „Wir werden dich anpissen“ als Antwort auf Macrons Aussage. Wie schon bei den zahlreichen Protesten gegen die Coronamaßnahmen zuvor, wurde auch hier deutlich, dass die Menschen das Vertrauen in die Regierung und den alten Staat in großen Teilen schon verloren haben. Viele fühlen sich als Bürger zweiter Klasse, was auch in der Rhetorik von Macron beabsichtigt wurde, als er sagte, dass ungeimpfte Personen es unwürdig seien, Bürger zu sein. Ein Demonstrant forderte ganz klar, dass Macron doch mal Drogendealer und Kriminelle anpissen solle, jedoch nicht die durchschnittlichen Menschen. Andere sagten, dass sie ja gar nicht gegen das Impfen seien, jedoch eine Pflicht für Teenager, die ein geringes Risiko hätten, ablehnen.
Dass aus allen politischen Lagern der bürgerlichen Parteien, außer Macrons Partei, den Demonstranten Unterstützung zu kommt, mag nicht verwunderlich sein. Drei Monate vor der nächsten Präsidentschaftswahl beginnen auch sie fleißig ihre Werbetrommeln zu rühren und die gerechtfertigte Wut der Massen für ihre Zwecke zu nutzen.