Kein Streik, dafür Verhandlungen, erstmal. Ab morgen läuft die nächste Verhandlungsrunde zwischen der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft und der Deutschen Bahn über höhere Löhne für die rund 180.000 Bahner. Ein kleiner Obulus für nur rund 2.000 Arbeiter der Bahn mittels Vergleich führten zur Absage des für vergangene Woche geplanten 50-stündigen Warnstreik durch die EVG.
Die Forderungen der Gewerkschaft sind jedoch eher gering. 10% Lohnerhöhung bei rund 20 bis 30% Preissteigerungen bei den Grundbedarfen. Dazu sollen die Lasten der Inflation durch einmalige Prämienzahlungen vergessen gemacht werden. Eine relativ hohe Laufzeit des Tarifvertrags von 27 Monaten soll vorallem den Arbeitskäufern Sicherheit geben.
Die EVG steht unter Druck, ein allzu großes Entgegenkommen gegenüber der DB würde der GdL, die zweite, noch kleinere Gewerkschaft der Bahner, sicherlich im Wettstreit zugute kommen. Deren Tarifauseinandersetzung mit der Bahn beginnt im Herbst.
Prämien- oder Einmalzahlungen haben sich zu einem beliebten Instrument der Arbeitskäufer und der gelben Gewerkschaften entwickel. Relativ viel Geld auf einmal und das auf den Lohn obendrauf, mindert die täglichen Sorgen und Nöten für einen kurzen Moment. Genau das ist das Problem. Ist das Geld ausgegeben bleibt die Inflation.
Außerdem fallen immer wieder große Gruppen hinten runter. Neueinstellungen oder Teilzeitbeschäftigte haben von solchen Vereinbarungen meistens nichts oder nur wenig. Der im April ausgehandelten Tarifvertrag für die Beschäftigten von Bund und Kommunen sieht für 2023 eine solche Sonderzahlung statt einer echten Entgelterhöhung vor. Erst Anfang 2024 soll es magere 5% mehr geben. Die Arbeiter der kommunalen Klinikum-Nürnberg-Service-GmbH, die nach jahrelangem Kampf gegen die Ausgliederung 2021 wieder in das Klinikum integriert und ab dem 1. Januar 2024 der TVÖD angewandt wird. Dies ist nur ein Beispiel von vielen. Auch darum votierten ein Drittel der ver.di Mitglieder gegen den neuen Tarifvertrag.