Wir dokumentieren hier eine Übersetzung eines Interviews mit Gajarla Ravi, Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Indiens (maoistisch) und Verantwortlicher des Dandakaranya Special Zonal Committee. Wir schließen uns der Entscheidung der Genossen in Ecuador an, nicht den ursprünglichen Titel des Artikels zu übersetzen, („Kein Guerillakrieg mehr“) der den falschen Eindruck erwecken will, dass die Genossen in Indien den bewaffneten Kampf aufgeben werden und übernehmen den Titel, den die Genossen formuliert haben. In anderen Artikeln des Autors erklärt dieser, dass die Genossen so geschwächt sind, dass sie den Guerillakrieg aufgeben und sich nur noch verteidigen. Damit versucht er, die Tatsachen auf den Kopf zu stellen. Die Umwandlung der Volksbefreiungsguerillaarme zur Volksbefreiungsarmee, von Guerillazonen in Stützpunktgebiete als einen Rückschritt, eine Schwäche darstellend. 

Auch inhaltlich bildet das Interview bzw. der Artikel die Sicht der indischen Reaktion und nicht den Standpunkt der KPI (maoistisch) ab, was sich schon im ersten Absatz sehen lässt, der klar im Widerspruch zu der Erklärung der Partei selbst steht. Aber auch die Vorstellungen der Reaktion, wie die Arbeit in der Kommunistischen Partei funktioniert, hat mit der Realität wenig zu tun. Mit diesem Wissen muss die Übersetzung kritisch aufgenommen werden.


Die Naxaliten organisieren sich neu.
Interview mit Gajarla Ravi, Mitglied des Zentralkomitees der KPI (maoistisch), verantwortlich für Dandakaranya und das östliche Gebiet.

Er wurde nach dem Angriff der GreyHounds im Oktober in Malkangiri für tot gehalten, bei dem 33 maoistische Führer und Gruppenmitglieder getötet wurden. Viele Menschen schickten auch Beileidsbekundungen an Gajarla Ravi alias Ganesh. Aber als THE WEEK die freie Zone Dandakaranya besuchte, fanden wir Ganesh beim Wandern durch den Wald vor, um eine Bestandsaufnahme des Einsatzes der Kräfte nach dem Angriff zu machen. Es gab einen Sicherheitsring von etwa 50 Maoisten um ihn und er trug eine AK-57 bei sich, mit Munition um seine Hüfte und Brust.

Einer der besten Militärstrategen der KPI (maoistisch) und meistgesuchten Männer der NIA (National Investigation Agency), ist Ganesh mit anfang Fünfzig auch bekannt als Ideologe für die Partei. Er war bei dem Angriff in Malkangiri zusammen mit dem Mitglied des Politbüros, Rama Krishnan anwesend. Aber, dank dem starken Sicherheitsring, konnten Ganesh und RK fliehen. Schwache Gesundheit zwang RK den „Stab“ an Ganesh auf Beharren der Partei weiterzugeben. Der Angriff deckte die Mängel auf Seiten der Maoisten auf, und jetzt baut Ganesh die Region Malkangiri mit neuer Rekrutierung und Einsatz von Sicherheitseinheiten wieder auf. Bekannt dafür, eng mit beiden zu sein, dem Vorsitzenden der Partei Ganapathy und seinem Stellvertreter Prashanta Bose (Kishan da), ist Ganesh auch verantwortlich für die östliche Region der Gegend. Seine drei Brüder, die nicht mehr am Leben sind, waren auch Maoisten. Als Ingenieurstudent verließ Ganesh die Universität und schloss sich dem Studentenflügel der People's War Group an. Er kam Ganapathy näher, der ihn mit sich nahm, als er in den Untergrund ging und ihn auch als Ideologe der Partei und Militärexperten trainierte.

Ganesh und RK kamen 2004 für Gespräche mit der Regierung Andhra Pradeshs, die von dem damaligen Ministerpräsidenten Y.S. Rajasekhara Reddy geführt wurden, aus dem Untergrund. Vor einem Jahr hatte Ganesh geplant, N. Chandrababu Naidu zu töten.

Als Diabetiker trägt Ganesh immer Insulin bei sich. Er rekrutierte kürzlich eine große Anzahl junger Jungen und Mädchen und beorderte sie nach Malkangiri. Erst widerwillig, stimmte er später zu mit THE WEEK zu sprechen und forderte uns auf, in ein Dorf zu kommen (das nicht genannt werden soll) und versprach, innerhalb einer halben Stunde auf uns zuzukommen. Er hielt sein Versprechen. Ganesh befahl, dass Tee und Essen – Reis und Gemüsecurry – organisiert werden. In der Nacht wurde eine Matte auf dem Erdboden der Hütte ausgerollt, während seine Männer einen vierstufigen Sicherheitsring um die Hütte errichteten. Milch schlürfend sprach er mit THE WEEK in einem lockeren Interview bis das Essen organisiert war. Er gab zu, dass die KPI (maoistisch) in schwierigen Zeiten ist, da sie fast die gesamte obere Ebene der Partei verloren hat. Trotzdem denkt er, dass die Maoisten zurückkehren werden. Auszüge:

Die Regierung behauptet, dass ihr einen der größten Rückschläge seit Beginn durch die Sicherheitskräfte erlitten habt.
Das ist in Teilen wahr. Aber das ist nicht in der freien Zone, wo wir unsere eigene Regierung führen. Wir machen dort keinen Guerillakrieg mehr und werden nur zurückschlagen, wenn wir angegriffen werden. 2007, bei unserem letzten Parteikongress, entschieden wir, dass die Volksbefreiungsguerillaarmee, unser Militärflügel, zur Volksbefreiungsarmee umgewandelt wird. Wir setzen auch Schwerpunkte darin, unsere Partei außerhalb unserer Hochburgen auszudehnen.

Durch das Aufgeben des Guerillakriegs werdet ihr das chinesische Modell der Volksbefreiungsarmee annehmen?
Ja. Wie die chinesische VBA werden wir agieren, wenn es notwendig ist. Es wird hauptsächlich eine volksnahe mobile Armee sein.
Ihr sagtet, dass eure Kontrolle der freien Zone intakt wäre, aber hier, in Malkangiri, habt ihr einen der schlimmsten Angriffe in der letzten Zeit erfahren.
Ihr sitzt hier in Malkangiri. Seht ihr eine andere Polizei als unsere? Angriffe fanden statt, weil die Regierung einen skrupellosen Weg der Zerschlagung der Rechte der Menschen die im Dschungel leben angenommen hat. Wir würden das niemals zulassen.

Eure Bewegung in den Bengalen ist schwächer geworden und in Jharkhand geht es euch auch nicht gut.
In den Bengalen litten wir stark durch unseren Mangel an politischem Rahmen. Wir schätzten [Ministerpräsidentin] Mamata Banerjee falsch ein. Trotzdem, wie in den Bengalen, überall wo wir eine Abschwächung hatten, haben wir entschlossen, die Partei neu aufzubauen.
Viele maoistische Führer verfassten Stellungnahmen, die besagen, dass sie Rache an Mamata Banerjee für Kishenji‘s Tod nehmen würden.
Ja, es wird Rache geben. Aber, das wird durch die Wiederbelebung einer weiteren Lalgarh-ähnlichen Bewegung in den Westbengalen sein, die die Regierung Mamata Banerjees entwurzeln wird. Wir werden sie nicht physisch vernichten.

Das wäre eine sanfte Herangehensweise von einem Hardliner, die Politiker überall in Indien vermutlich schätzen werden.
Ja, wir verändern unsere Partei. Wir werben gebildete Menschen und geben ihnen ideologische und grundlegende Schulung von Maoismus und Kommunismus als ganzem. Viele geniale Studenten sind uns als Studentenaktivisten beigetreten und füllen plötzlich unsere zweite Ebene der Führung, die bereit ist, das Vakuum an der Spitze zu füllen.

Was ist mit der obersten Führung?
Die Meisten von ihnen wurden entweder getötet oder festgenommen. Mit dem Tod von Kishenji, Azad, P.B. Rao und der Festnahme des Leiters unseres Propagandabüros Kobad Gandhi und vielen anderen gibt es ein Vakuum an der Spitze. Die momentane Regierung (NDA - Nationale Demokratische Allianz) ist aggressiver als die UPA (Vereinigte Fortschrittliche Allianz). Sie greifen uns aus der Luft an und ließen skrupellose bewaffnete Gruppen wie die GreyHounds von der Leine. Aber das kann uns nicht erledigen, weil wir viele lebhafte Männer und Frauen rekrutiert haben, die die obersten Aufgaben annehmen werden.

Mit dem Ende des Guerillakriegs, werdet ihr den bewaffneten Kampf beenden?
Nein, niemals. Revolution wird unser Weg sein und wir beabsichtigen die existierende falsche Demokratie zu stürzen. Aber wir brauchen das Volk auf unserer Seite und Intellektuelle ebenso.

Warum konntet ihr euren Parteikongress in der letzten Dekade nicht abhalten? Und wann wird er abgehalten?
Er wird stattfinden (lächelt). Aber wir haben jetzt andere Aufgaben zu erledigen. Charu Majumdar leitete den ersten Parteikongress 1969 und wir unseren siebten 2007. Wir sind momentan mit der Neuerrichtung unserer Organisation in Jharkhand, Westbengalen und anderen Teilen des Landes inklusive Maharashtra und anderer nördlicher Staaten beschäftigt. Also wird es einige Zeit dauern.

Ihr scheint von dem Angriff in Malkangiri nicht betroffen zu sein, wo ihr so viele Führer verloren habt.
Genossen sterben für eine Sache. Wir schwelen nicht in der Vergangenheit. Wir sehen in die Zukunft. Die freie Zone Dandakaranya ist intakt und wird es auch in Zukunft sein.