Am 31. März wurde der türkische Staatsanwalt, der sich damit beschäftigt den Mord an Berkin Elvan zu vertuschen, von 2 Angehörigen der DHKP/C in ihre Gewalt gebracht. Die Bedingungen für seine Freilassung, die sie stellten waren die folgenden:
“1- Die Polizisten, die Berkin Elvan ermordet haben sollen auf Live-Sendung gehen und ihre Tat gestehen.
2- Die Polizisten sollen vor einem Volksgericht angeklagt werden.
3) Aufhebung aller Anklagen gegen Personen, gegen die wegen Teilnahme an Aktionen für Berkin Elvan Ermittlungsverfahren eingeleitet, die entlassen oder verhaftet wurden…
4) Es muss für sicheren Rückzug nach dieser Frist von drei Stunden gesorgt werden.
5) Kontaktaufnahme mit einer Delegation. Personen, die bei dieser Delegation anwesend sein sollen:
Ümit Kocasakal (Vorsitzender d. Istanbuler Anwaltskammer), Sezgin Tanrıkulu (CHP-Abgeordneter), ein Anwalt/Anwältin der CHD (Vereinigung Progressiver JuristInnen), 1 Person vom Volksparlament, Angehörige der Juni-Gefallenen und Angehörige des TAYAD (Verein der Angehörigen politischer Gefangener)”
Während die Kämpfer sich noch in Verhandlungen befanden und zugestanden haben, dass sie bei den anderen Forderungen mit sich reden ließen, solange ihre Hauptforderung, die Bekanntgabe der Namen der zwei Bullen, die Berkan Elvin ermordet hatten, erfüllt wird, stürmte die Polizei den Raum, in dem sie sich mit ihrer Geisel aufhielten und eröffnete das Feuer. Die beiden Kämpfer, Safak Yayla und Bahtiyar Dogruyol, sowie der Staatsanwalt wurden dabei getötet.
Mit ihrer Aktion wollte die DHKP/C den Weg zu Zurrechenschaftziehung der Mörder von Berkin voran treiben und das türkische System, dass diese schützt, demaskieren. Berkin war während der Juni Proteste in der Türkei 2013 auf dem Weg vom Einkaufen von einer Granate der Polizei getroffen worden und starb nach neunmonatigem Koma am 11. März 2014 im Alter von 15 Jahren. Bis heute versucht die türkische Regierung die Mörder an Berkin und den anderen Gefallenen der Proteste in der Türkei zu decken und bezahlte dieses nun mit dem Tod ihres Staatsanwalts.
Während der Geiselname und vor allem nach der Ermordung der beiden DHKP/C-Angehörigen gab es in Istanbul auch massive Proteste und Ausschreitungen, vor allem in den Stadtteilen Gazi Mahallesi und Okmeydani, in dem auch Brandsätze auf gepanzerte Wagen der Bullen flogen. Angehörige verschiedener Organisationen, wie der DHKP/C oder Partizan kämpften Seite an Seite gegen die Reaktion.
Die Bullen stürmten mehrere Vereinshäuser in der Stadt, unter anderem das Gebäude, in dem sich die türkische Musikgruppe Grup Yorum betätigt, zerstörte alles, was ihnen in die Finger kam, ob Musikinstrumente oder Einrichtungsgegenstände, im Fall Grup Yorums wohl auch um die Vorbereitungen auf einen Aufritt am 12. April zu behindern, einer Veranstaltung zu der im Vorjahr über eine Million Zuschauer kamen. Mehrere Mitglieder der Band, die sich noch immer in Polizeigewahrsam befinden weisen auch starke Verletzungen auf.
Aus Reaktion auf den Angriff der Polizei im Gerichtsgebäude wurde am 1. April das Polizeipräsidium von einer DHKP/C-Kämpferin angegriffen, Elif Kalsen wurde dabei von den Bullen erschossen.
Am 2. April gab es international Demonstrationen in Solidarität mit den Gefallenen, so z.B. in Wien.
Am 3. April gab es Zusammenstöße von Anwälten mit der Polizei innerhalb des Gerichtsgebäudes in Istanbul, nachdem die Sicherheitsmaßnahmen massiv verstärkt wurden.