Seit über einem Monat türmen sich Müllberge in den Straßen Beiruts. Der Grund? Seit dem Auslaufen der letzten Verträge zur Müllentsorgung und der Schließung von Deponien kämpfen die Fraktionen innerhalb des Parlaments in Beirut darum, wer dem eigenen Unternehmen die lukrative Lizenz für die Müllversorgung zu schustern kann. Und während die Bonzen im Parlament, welches seine Amtszeit bereits zweimal selbst verlängerte, noch um die Verteilung des Kuchens streiten, versinkt Beirut zusehends in Müll.
„Wir haben die unerträglichste Situation unter der man leben kann. Wir haben keine Elektrizität, kein Wasser, Müll überall in der Stadt und die Regierung tut nichts.“, so eine 40 jährige Teilnehmerin bei der Demonstration „You Stink“, die sich am 23. August gegen den Müll in Beiruts Straßen und die Regierung richtete. „Unsere Regierenden leben in ihren Türmen, wir im Müll.“, hält eine andere Demonstrantin fest.
Bereits kurz nach dem Start der Demonstration am Sonntag griff die Polizei massiv an. Neben Wasserwerfern, Gasgranaten und Schlagstöcken eröffneten die Bullen mehrmals das Feuer auf die Demonstranten. Auch das Militär kam zum Einsatz. Über dreißig Teilnehmer mussten mit ernsthaften Verletzungen stationär behandelt werden, ein Demonstrant wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Die Demonstranten ließen sich davon jedoch nicht einschüchtern und blieben die ganze Nacht unterwegs, griffen die Polizei an und zündeten ein Polizeimotorrad sowie eine Baustelle an und riefen Parolen zum Umsturz der Regierung und zur Revolution. Auch im Verlaufe dieser Woche kam es immer wieder zu Aktionen, u.a. gegen die nach den Protesten errichtete „Schutzmauer“ aus Beton vor dem Regierungsviertel. Der Kampf gegen die Regierung und die Gesundheitsrisiken, die der gesamten Bevölkerung Beiruts aufgehalst werden, ist gerechtfertigt!