Im Dorf Pertek Avéker in Dersim haben Partizan-Sympathisanten einen Vergewaltiger einer 63-jährigen behinderten Frau geschlagen und bestraft, wodurch sich auch die örtliche Gendarmerie gezwungen sah, etwas „zu unternehmen“ und den Vergewaltiger festnahm. Unmittelbar nach dem Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention spielt der Kampf gegen Gewalt an Frauen eine vorrangige Rolle – nicht nur für das Volk, sondern auch der Staat ist nun gezwungen, den Anschein zu geben, als würde er an der Lösung dieses Problems „noch“ Interesse haben.
Eine ähnliche Aktion wurde in Istanbul-Sarıgazi durchgeführt, wo ein Ladenbesitzer eine Frau belästigt hatte. Revolutionäre- und Frauenorganisationen, darunter die Yeni Demokrat Kadın’ın (Neudemokratische Frauen) versammelten sich daraufhin vor dem Geschäft, denunzierten den Inhaber, hielten Reden und hinterließen Parolen am Gebäude, um den Täter zur Rechenschaft zu ziehen.
Auch in Form anhaltender Proteste und Demonstrationen hält sich der Kampf mit der Forderung gegen den Austritt aus der Istanbul-Konvention besonders in Istanbul aufrecht. Im Stadtteil Kadköy fand Samstag wieder eine Großdemo mit Tausenden von Teilnehmern statt, bei der die Bullen versuchten, den demonstrierenden Frauen den Weg mit Barrikaden zu versperren. Auf einem zentralen Platz in Kadköy wurden die Barrikaden niedergerissen, an einem anderen Ort der Stadt, in Besiktas, als Reaktion auf einen Polizeiangriff auf eine Demonstration. Zeitgleich laufen die Kämpfe an der Boğaziçi-Universität gegen die Ernennung Melih Bulus als neuen Reaktor fort. Dieses noch junge Jahr hat ganz offensichtlichbereitseine große und breite Mobilisierung für die Verteidigung demokratischer Rechte in der Türkei hervorgebracht.