In den letzten Wochen kam es in Cottbus vermehrt zu Angriffen auf Migranten. Diese fanden an Silvester ihren vorläufigen Höhepunkt, als Asylbewerber in einer Flüchtlingsunterkunft angegriffen wurden. Wie Bewohner der Einrichtung berichteten, schauten die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes zu während die Flüchtlinge verprügelt wurden. Das verwundert nicht, wenn man sich die Verstrickung von rechten Hooligans, organisierter Kriminalität und Sicherheitsdienstleistern in Cottbus anschaut. Wie überall stützen sich die Faschisten auch hier vor allem auf Lumpen und das Kleinbürgertum.
Dies ist keine gänzlich neue Entwicklung. Schon in den 1990er Jahren galt Cottbus als eine Hochburg der Faschisten. Im Zuge der rassistischen Ausschreitungen in den 90er Jahren blockierten Faschisten drei Tage lang ein Flüchtlingsheim. Im Umkreis des Fußballvereins Energie Cottbus gab und gibt es seit Jahren eine sehr aktive, rechte Hooliganszene. Im letzten Jahr jagten Faschisten Migranten durch die Innenstadt und waren in der Lage innerhalb kurzer Zeit 250 Personen für eine spontane Demonstration zu mobilisieren. Anfang des Jahres brachte die rechte Organisation "Zukunft Heimat" knapp 1500 Menschen auf die Straße. Das verdeutlicht die Problematik mit der faschistischen Bewegung in Cottbus.
Besonders ekelhaft ist aber die Berichterstattung bürgerlicher Medien über die momentane Situation. Dort wird die Gewalt nicht als das benannt was sie ist, Ausdruck des imperialistischen Chauvinismus. Da ist nicht mehr die Rede von Auseinandersetzungen zwischen Faschisten und Migranten, sondern von "Schlägereien zwischen Einheimischen und Flüchtlingen [...] Gewalt geht von beiden Seiten aus" oder "gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen und Deutschen". Es ist kein Zufall das sich die Gewalt immer wieder gegen Menschen aus der unterdrückten Nationen richtet. Der imperialistische Chauvinismus wird benutzt und gefördert um unsere internationale Klasse zu spalten und die Kriege gegen die unterdrückten Nationen zu legitimieren. Einen Beitrag dazu leistet auch die Verklärung zu einem „Rassenkonflikt“.
In der Folge haben nun SPD und CDU einen Aufnahmestopp für Flüchtlinge in Cottbus erwirkt um "Den sozialen Frieden zu bewahren". Damit suggerieren sie, es käme notwendig zu Konflikten wenn Menschen verschiedener Nationen aufeinandertreffen. Das heißt sie setzen das Märchen von der menschlichen Natur fort. Sie unterstellen ein unveränderliches, nationales Wesen der Menschen. Hier verweisen wir noch mal auf die Haltung des Marxismus bezüglich der angeblichen Menschennatur in Form von "Rassenbiologie", welche in "Der Marxismus, Mariátegui und die Frauenbewegung" hervorragend zusammengefasst wird:
"Der Marxismus, die Weltanschauung der Arbeiterklasse, begreift den Menschen als ein Produkt seiner sozialen Beziehungen, die sich im Laufe der Geschichte und gemäß dem sozialen Prozess verändern. Von daher ist der Marxismus vollkommen gegen die These der „menschlichen Natur“ als ewige, unveränderbare Wirklichkeit unabhängig von den sozialen Bedingungen, denn dieser Standpunkt entspricht dem Idealismus und der Reaktion. Die marxistische Position impliziert auch die Überwindung des mechanischen Materialismus (der alten Materialisten vor Marx und Engels). Dieser ist unfähig, den historischen und sozialen Charakter des Menschens als Veränderer der Wirklichkeit zu verstehen. Er verfällt undifferenziert auf metaphysische und spirituelle Weltanschauungen, wie im Fall Feuerbachs."
Das heißt natürlich auch, dass Flüchtlinge keine besseren Menschen sind und sich immer korrekt verhalten würden. Es kann auch gut sein, dass Flüchtlinge reaktionäre Lumpen sind. Aber das ist nicht der Kern der Sache. In der Hauptsache ist der Konflikt in Cottbus einer zwischen Migranten und Faschisten, welcher von der bürgerlichen Presse zu einem "Clash of Cultures" inszeniert wird.