Es gab einen Anschlag in Bayern, dem Königreich Horst Seehofers. Bayern ist ein Land, in dem die Hetze gegen Immigranten sich durchaus mit der einiger sächsischer Dörfer, wie Clausnitz, messen lassen kann. Ein wenig mehr eloquent, ein bisschen weniger martialisch – Rassismus per exzellence – imperialistischer Chauvinismus durch und durch. Horst Seehofer ist ein Landesvater, der sich der unverbrüchlichen Freundschaft mit dem Faschisten Viktor Orban rühmen darf.
Am 18. Juli verübte ein junger Afghane Selbstmord, indem er zunächst in einem Zug Fahrgäste mit einer Axt angriff, anschließend floh und dabei von der Polizei erschossen wurde. Auch dies ereignete sich in Bayern. Die Sonne scheint hier nämlich nicht für alle. Ein Fakt, der sich auch daran ablesen läßt, dass allein im ersten Halbjahr 2014 sich etwa einer von dreihundert Asylbewerbern das Leben nahm.
Das hat auch etwas damit zu tun, wie dort über Menschen gesprochen wird, die von woanders her stammen. "Wir wollen keine Zuwanderung in unsere Sozialsysteme" gehört zum Standardrepertoir. Der Chef macht vor wie es geht und das seit Jahren: "Es ist doch klar, dass sich Zuwanderer aus anderen Kulturkreisen wie aus der Türkei und arabischen Ländern insgesamt schwerer tun. Daraus ziehe ich auf jeden Fall den Schluss, dass wir keine zusätzliche Zuwanderung aus anderen Kulturkreisen brauchen." Fremde werden wie Vieh behandelt, rangieren in der Gunst der Verantwortlichen offenbar unterhalb von Hunden: "Theoretisch müssten wir die Grenzen komplett zumachen und erst mal alles abarbeiten, was in der letzten Zeit hereingekommen ist." Einer Katatrophe, Flut, Völkerwanderung usw. sieht man in Bayern entgegen und macht klar: "Die Willkommenskultur ist vorbei."
Dass das Problem jedoch kein rein-bayerisches ist, sondern die ganze BRD betrifft wird deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, wie überall im Land, mit Ausländern umgegangen wird. Oury Jalloh wurde in einer Polizeizelle in Dessau verbrannt, weil er schwarz war. Achidi John wurde auf Anweisung von Olaf Scholz (SPD) in Hamburg mit Brechmittel getötet, weil er schwarz war. Christy Schwundeck wurde in einem Frankfurter Jobcenter erschossen, weil sie schwarz war.
Das alles passiert in einem Land in dem für einige nicht einmal die Nationalmannschaft deutsch genug ist und selbsternannte Linke dem bierseligen fahnenschwenkenden Chauvinismus die Absolution erteilen. In diesem Land schreit in völliger Verzweiflung ein Mann, der sich am Jahrestag des Nazianschlags in Norwegen aufgemacht hat, in München ein Blutbad anzurichten: "Ich bin Deutscher! Ich bin hier aufgewachsen!" Ein Mann, der ebenso wie Brevik vor allem Kinder erschießt. In diesem Fall Kinder aus muslimischen Familien. Sehr gezielt. Sein gefaketes Facebookprofil war ein junge türkische Frau, damit lokte er seine Opfer.
Und die Reaktion versucht natürlich das auszunutzen. Die Faschisten der AfD spürten Oberwasser: "Merkel-Einheitspartei: danke für den Terror in Deutschland und Europa!" Ganz vorne dabei ist auch Hollande, der ohne genaueres zu wissen, genauso wie er dies bei den Ereignissen von Nizza tat, erklärt, es handele sich um einen "terroristischen Anschlag*". Auch die Bundeskanzlerin stellte die Ereignisse von München in eine Reihe mit Nizza und Würzburg.
Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte einen Einsatz der Bundeswehr im Inland vorbereitet. Eine Feldjäger-Einheit der Bundeswehr stand in München parat. Horst Seehofer jedoch kam dem zuvor und setzte statt auf die deutsche Armee lieber auf die Österreichische Spezialeinheit Cobra, deren Ausrüstung in etwa der von regulären Soldaten entspricht, Sturmgewehre, Scharfschützengewehre etc.
Das alles letztlich nur wegen einem Jugendlichen der gemobbt wurde und in einem gesellschaftlichen Klima, das Muslime per se als Terroristen und/oder Untermenschen, die hier nichts zu suchen haben, definiert, der Meinung war 6 muslimische Kinder zu erschießen wäre eine angemessene Reaktion darauf.
Amokläufe gibt es häufig in Deutschland: Erfurt 2002, Coburg 2003, Emsdetten 2006, Winnenden 2009, Ansbach 2009.
Das alles zeigt eine enorme Verzweiflung, die die Unvereinbarkeit des menschlichen Lebens mit dem Imperialismus deutlich macht und Teil der revolutionären Situation in ungleicher Entwicklung ist. Es zeigt den maroden Charakter eines verrottenden Systems. Es zeigt, dass die Menschen hier nicht weiterleben können, weil sie davon verrückt werden.
* Um eine korrekte Haltung gegenüber Terroranschlägen zu befördern, zitieren wir an dieser Stelle aus einem Dokument, dass im November vergangenen Jahres veröffentlicht wurde:
"Die Ereignisse in der letzten Woche in Paris sind Ausdruck der Epoche der "50 bis 100 Jahre". Es sind, wie Hollande es sagte, "eine Kriegshandlung". Es isst ein Ausdruck davon, dass der Krieg der Imperialisten gegen die unterdrückten Länder "nach Hause zurückkehrt". Als Kommunisten müssen wir in einer solchen Situation klar haben, dass unsere Solidarität nicht mit der imperialistischen Nation, sondern mit dem internationalen Proletariat und den Völkern der Welt ist. Die Imperialisten und alle, die von seiner Blutsaugerei profitieren, haben kein Recht zu verlangen, dass wir uns mehr solidarische mit zivilen Opfern in den imperialistischen Ländern, als mit den hunderttausendfach mehr Opfer der unterdrückten Länder zeigen. Wir sind und bleiben revolutionäre Defätisten und wünschen die Niederlage des imperialistischen Staates, in welchem wir leben."