Was hast du vor der Krise gemacht und was machst du aktuell?


Ursprüngliche habe ich eine Ausbildung im Handwerk gemacht. Zuletzt war ich jetzt als „Service-Kraft“ auf 35-Stundenbasis in einem Gasthof beschäftigt. Servieren, Abdecken, Kassieren, usw. Ich war der einzige Angestellte dort, sonst waren es nur Familienangehörige die dort gearbeitet haben. Der Gasthof lief eigentlich ganz gut. Es gab, insbesondere im Sommer aber auch im Allgemeinen, immer viele Touris die zu uns gekommen sind und dazu dann noch die Stammkunden, die man dann auch etwas besser kennen lernt. Dass heißt, es gab immer viel zu tun, und Gastro ist natürlich auch recht anstrengend, auch wenn es nicht sonderlich viel Geld dafür gab.


In den letzten Wochen, so ab Februar, kamen aber - weil sich Corona abzeichnete - immer weniger Kunden, vor allem weil die Touris ausblieben. Das war zwar für die Arbeit recht angenehm, endlich mal nicht dieses ewige gehetzte, aber natürlich spielt das Trinkgeld auch immer eine große Rolle und soviel kommt halt nicht rum, wenn die Kunden ausbleiben. Aber das ich weniger Trinkgeld bekommen habe war erst mal nicht schlimm, im Normalfall kann ich mir davon dann immer etwas gönnen – so halt nicht. Letztendlich wurde ich unter irgendeinem Vorwand gekündigt, selbst als der Laden an sich noch nicht geschlossen hatte, weil meine Chefin mit mir nicht mehr genug Geld verdienen konnte.


Wie kam es zu der Kündigung?


Die Kündigung kam von einem Tag auf dem anderen. Am Vortag habe ich ganz normal meine 10-Stunden-Schicht gemacht und bin abends nach Hause. Am nächsten Tag kam meine Chefin zu mir und meinte: „Wir müssen reden“. In dem Gespräch hat sie behauptet, dass sich angeblich Kunden über mich beschwert hätten, da ich die Gesundheitsvorschriften nicht einhalten würde, was absoluter Quatsch ist. Ich habe Heuschnupfen und wie das so ist, muss im Frühling ab und zu niesen, das weiß meine Chefin natürlich auch. Ich habe auch immer die Vorschriften eingehalten, was das anbelangt.


Meine Chefin hat behauptet, dass sie es sich „nicht leisten könne, wegen mir noch mehr Kunden zu verlieren“ und hat mich darauf hin einfach entlassen. Ihre letzten Worte waren, dass ich noch den Außenbereich aufräumen soll und dann gehen kann. Für den Rest des Monats wurde ich freigestellt. Natürlich fehlt mir für die Zeit das Trinkgeld, das ich bekommen hätte. Was mich ärgert ist die Frechheit des Vorwandes: In den letzten Jahren war es kein Problem, dass ich mit mit Heuschnupfen arbeiten komme, aber plötzlich wird das als Vorwand benutzt um mich von einem Tag auf den andern rauszuschmeißen, obwohl ich immer gute Arbeit gemacht habe.
Inzwischen, nach zwei Wochen, hat sich meine Chefin nochmal gemeldet. Sie wollte, dass ich einen Brief für Kurzarbeit unterschreibe. Ich werde den Brief nicht unterschreiben, für mich hört sich das alles sehr illegal an. Als ob sie nochmal Geld vom Staat irgendwo abgreifen will für mich.


Was machst du jetzt?


Im Moment habe ich keinen Job. Ich hatte sowieso grade zum Übergang bei meinen Eltern gewohnt und so konnte ich mir 1-2 Mieten sparen. Aber die Situation war für mich nicht wirklich zu ertragen, weil meine Eltern total auf den „Corona“ Zug aufgesprungen sind, was total unerträglich war, weil die mich „wegen Corona“ nicht mehr vor die Tür lassen wollten. Der Wohnungsmarkt in meiner Stadt sieht sehr schlecht aus. Die Mieten hier sind echt hoch, aber ich habe eine kleine Wohnung finden können, auch wenn sie schweine teuer ist. Aber weil ich gerade bei meinen Eltern  wohne konnte ich mir immerhin eine kleine Reserve zurücklegen. Nur wenn die aufgebraucht ist habe ich kein Geld mehr. Wenn jetzt noch mein letztes Gehalt gekürzt wird ist das umso ärgerlicher.


Wie geht es für dich weiter?


Ich bin schon auf der Suche nach einem neuen Job, aber ich habe noch nicht so intensiv gesucht. Mir ist auch recht egal was ich mache. Ich möchte mit meinen Lohn einfach nur über die Runden kommen. Ich bin was die ganze Situation angeht aber recht optimistisch, ich weiß ich bin nicht der einzige den diese Situation betrifft. Viele sind mit ähnlichen Problemen konfrontiert. Das macht die Lage für mich nicht so schlimm, zudem weiß ich das ich mich immer auf meine Freunde und Familie verlassen kann.