Einige haben angesichts der flauen Stimmung für den Nationalfußball, die gegenwärtig hinter der chauvinistischen Medienhetze weit hinterherhinkt, noch gar nicht mitbekommen, dass Deutschland in einem halben Jahr schon wieder von einem „Sommermärchen“ heimgesucht wird: Die Fußball-Europameisterschaft 2024 wird in zehn ausgewählten Stadien der Bundesrepublik ausgerichtet.

Deutschland als Gastgeberland präsentiert sich von seiner gütigsten Seite und schwafelt über allerlei Menschenrechte, Inklusion, Diversität usw. usf. und will in diesen Belangen „neue Maßstäbe“ für eine EM setzen. Besonders nach der „Unrechts“-WM in Katar gilt es den deutschen Imperialisten, zu zeigen, wer in der Welt der "Gute" ist. Nachdem man dort schon mit der „One-Love-Binde“ auf arrogante Weise für Aufsehen gesorgt hatte, werden im eigenen Land für nächstes Jahr nochmal ganz neue Maßstäbe gesetzt. Die UEFA und der DFB haben – unter maßgeblicher Einwirkung von der Bundesregierung mit Innenministerin Nancy Faeser und selbsternannten „Menschenrechtlern“ eine 42-seitige „Menschenrechtserklärung“ entwickelt, die angeblich überall rund um die EM die Durchsetzung und Gewährleistung der sogenannten „Menschenrechte“ bezwecken soll. Ein „Meilenstein“ sei das. Es gibt Anwälte, es gibt 'Awareness', es gibt „Changing Place Toilets“ und „All-Gender-Klos“, es gibt eine Antidiskriminierungskampagne, es gibt für all das scheinbar unzählige „Beschwerdestellen“ – typisch deutsch – wie auch z.B. für das „Risiko“, das für die EM produzierte Ware, wohl in erster Linie Textil, mittels Kinder- und Zwangsarbeit hergestellt werde.

Gleichzeitig bleibt in Deutschland alles voll mit kik-, Primark- und Co.-Filialen; es wäre eine Neuheit, wenn die deutsche Polizei neuerdings patriarchale Schweine im Deutschland-Trikot daran hindert, Frauen zu belästigen, anstatt während Großveranstaltungen Jagd auf migrantische Jugendliche zu machen. Ohnehin zeigt sich in Nancys Pamphlet, dass das Gerede, was man auch schon aus der „wertegeleiteten Außenpolitik“ von Annalena Baerbock kennt, allzuoft in Forderungen nach mehr bewaffneten Kräften des Staates, in diesem Fall also hauptsächlich Bullen, und mehr „Zugriff“ für sie mündet. So gehören gleich die ersten Sätze des Hauptteils der Erklärung der „Sicherheit“ und dem Einsatz von Polizeikräften. Überall in der Erklärung sind die reaktionären politischen Absichten der BRD zwischen den gutmenschlich geschmückten Zeilen zu lesen. Es werden auch „internationale Abkommen“ als Leitlinie in der Erklärung benannt; wie viel der BRD das Völkerrecht nebenbei wert ist, zeigen sie mit ihrer bedingungslosen Unterstützung für Israel und dessen gegenwärtige Eskalation seines Völkermords an den Palästinensern.

Untermalt mit Geigen-Pop von David Garrett und Showeinlagen vom Maskottchen „Albärt“, wurde am vergangenen Samstag nun die Zeremonie zur Auslosung der Gruppen der EM durchgeführt. In der 866 Millionen Euro teuren Elbphilharmonie durfte das Hamburger Elitepublikum sich darüber freuen, wie der mehrfache Welttorhüter Gianluigi Buffon der deutschen Elf menschenrechtlich einwandfrei ein angenehmes Gruppenlos zog; die auch unter dem neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann kriselnde Mannschaft wird gegen Schottland, Ungarn und die Schweiz antreten und haben somit zumindest eine kleine Chance, mal wieder die Finalrunde zu erreichen.

Die deutsche Wirtschaft erhofft sich Milliardeneinnahmen von der EM; unterdessen wird der Steuerzahler unter anderem für Sanierung von Stadien und für Infrastruktur kräftig zur Kasse gebeten. Ein Sitzplatzticket auf der Gerade kostet in der Gruppenphase 200 Euro, im Finale 1000. Ein Glück, dass „soziale Gerechtigkeit“ kein offizielles „Menschenrecht“ ist.

 

Bild: Losfee Gigi Buffon beschert dem DFB in der Elbphilharmonie eine machbare Gruppe (Quelle: welt.de)