Nicht erst seit Robin Thicks „Blurred Lines“, ist allen klar, dass in Musik das Patriarchat zum Ausdruck kommt. Während er ganz offensichtlich Gewalt und Vergewaltigung an Frauen verherrlicht, gibt es auch im deutschsprachigen Musik-Bereich immer wieder Aufrufe zu Gewalt an Frauen.
Etwas weniger offensichtlich wird das patriarchale Bild der Frau, ohne Gewalt, in Max Giesingers „Wenn sie tanzt“ vermittelt. Hier wird die alleinerziehende Frau als sich aufopfernd in ihrer reproduktiven Rolle dargestellt, die „Ne ganz normale 50 Stunden Woche „ hat, sich dennoch um ihre Kinder kümmert, „weil die Kids für sie an erster Stelle stehen „. Das hierbei das zutiefst reaktionäre patriarchale Bild der Frau der Bourgeoisie romantisiert wird, ist offensichtlich. Ihre „Freiheit“, wenn man es denn so zynisch nennen will, hat die besungene Frau nur, „wenn sie tanzt“.
Zu allem Überfluss singt auch noch ein Mann diesen Song, der den Song unter Anderem auch für seine Mutter geschrieben hat. Er könne sich gut in Andere hineinversetzen, sei unter diesen Umständen aufgewachsen. Wie genau sich ein Mann nun vorstellt, das Patriarchat mit all seinen Ausdrücken zu erleiden, sei mal nun so dahin gestellt.
2014 lebten 40% der Alleinerziehenden von Hartz 4. 90 % von ihnen sind Frauen. Proletarische alleinerziehende Frauen haben ganz sicherlich andere Sorgen, als sich darüber Gedanken zu machen, ob sie gerne „barfuß in New York“ spazieren würden. Für sie bedeutet jeder neue Tag ein Überlebenskampf. Lieder wie dieses sorgen dafür, dass den Frauen dieser harte Kampf abgesprochen wird, dass ja alles nicht so schlimm sei. Somit entpuppt sich dieser „Hit“ als ein Propaganda-Song für das Patriarchat.
Was im deutschsprachigen Raum fehlt, sind revolutionäre Künstlerinnen, die gegen das Patriarchat kämpfen. Frauen aus dem Volk, die wissen, was es heißt doppelt ausgebeutet und unterdrückt zu sein. Nur so kann eine proletarische Kultur entstehen, weit ab vom realitätsfernen Rumgeplärre irgendwelcher Männer, die den Frauen sagen wollen, dass ihre Situation doch nicht so schlimm sei.