Wir haben Nachricht von der Redaktion des Klassenstandpunkt erhalten, dass sich die neue Ausgabe gerade in Druck befindet. Folgenden Text haben uns die Genosse zur Vorabveröffentlichung geschickt:

Vorrede

Der nachfolgende Artikel Interview zu einigen geschichtlichen Aspekten des Volkskrieges in Peru und seiner heutigen Situation ist eine für die Veröffentlichung überarbeitete Version eines Interviews, welches ein Mitglied unserer Redaktion Genossen gab, die in der Massenarbeit der revolutionären Aktivistenorganisation Roter Bund (RB) involviert sind.

Der Hintergrund, vor dem dieses Interview stattfand ist, dass die Genossen des RB, in den letzten Jahren vielfach mit Personen ins Gespräch kamen die am Maoismus interessiert sind, insbesondere innerhalb der revolutionären und anti-imperialistischen Bewegung. Häufig ging es dabei um Themen wie die Bedeutung des Vorsitzenden Gonzalo1, der Kommunistischen Partei Perus (KPP) und des Volkskriegs in Peru. In den letzten Jahren sahen sich die Genossen zunehmen mit Aussagen und „Argumenten“ konfrontiert in denen behauptet wird „der Volkskrieg in Peru habe in einer Niederlage geendet“. Daraus wird dann geschlussfolgert: Warum sollten wir eine besiegte Partei als Vorbild nehmen?“ oder Ähnliches, was der gleichen Logik folgt. Diese Situation wurde besonders für junge Genossen schwierig zu handhaben, wenn sie auf Personen trafen, die über ein detaillierteres Wissen über die Situation in Peru verfügten, und diese Personen Fragen aufwarfen, auf welche die Genossen keine wirkliche Antwort in den Veröffentlichungen der Genossen fanden, die die KPP im Allgemeinen unterstützen, und, was besonders problematisch ist, auch nicht in den Dokumenten, die von der Partei selbst oder mit ihr assoziierten Organen veröffentlicht wurden. Darum sind diese Genossen auf der Suche nach Antworten an uns herangetreten, mit dem Ziel, die notwendigen Argumente zu erhalten, um fähig zu sein, die Falschbehauptungen zurück zu weisen und eine kraftvolle Verteidigung des Vorsitzenden Gonzalo, der KPP und des Volkskriegs machen zu können. Angesichts dieser Situation haben wir unsere Bemühungen gesteigert – wir stellen solche Anfragen seit Jahren – internationale Genossen diesbezüglich anzufragen, die wir für qualifizierter als uns halten über die Situation in Peru zu sprechen - besonders die peruanischen Genossen, mit denen wir, seitdem wir diese Zeitschrift veröffentlichen, zusammen arbeiten. Aber es wurden weder Dokumente noch Artikel veröffentlicht, die deutlich und für Genossen in Deutschland verständlich die gegenwärtige Situation der KPP und des Volkskriegs darlegten, egal wie sehr wir auch darauf insistierten. Dadurch haben wir verstanden, dass um diejenigen, die sich entschieden haben, die Lehren des Vorsitzenden Gonzalo, d.h. das Gonzalodenken, in ihrem Kampf gegen alle Formen des Revisionismus, Opportunismus und falsche Ideen im Allgemeinen hoch zu halten, zu verteidigen und anzuwenden, zu bewaffnen, wir die Sache in unsere eigenen Hände nehmen müssen. So sind wir, nachdem wir die Sache für einige Zeit ausführlich in der Redaktion diskutiert haben, der Bitte der Genossen des RB nachgekommen.

Die Genossen des RB haben Fragen ihrer Mitglieder aus verschiedenen Teilen des Landes zusammengetragen und anschließend eine Liste der grundlegendsten Fragestellungen, welche für sie beantwortet werden mussten, zusammengestellt. Diese Liste haben wir dann in einem Interview abgearbeitet. Nachdem das Interview ordentlich verschriftlicht wurde, wurde es zum tiefgehenden kollektiven Studium und zur Diskussion in den verschiedenen Apparaten des RB zirkuliert. Auch Genossen aus anderen Teilen der maoistischen Bewegung in Deutschland wurden eingeladen, daran teilzunehmen. Dieser Prozess dauerte in etwa bis zum Sommer diesen Jahres. Nachdem die Genossen des RB ein allgemein gleiches Verständnis erreicht hatten, wurden im September diesen Jahres mit Anlass des Jahrestages der Rede des Vorsitzenden Gonzalo2 - ein Jahr nachdem dieses Interview stattfand - öffentliche Veranstaltung organisiert, auf welchen dies präsentiert wurde und auch interessierte Genossen, die nicht in der maoistischen Bewegung organisiert sind, an der Diskussion teilhaben konnten und ein klares Bild der Situation der KPP, des Volkskriegs und seiner Auswirkungen auf den aktuellen Kampf in Deutschland und seiner Perspektiven erhielten. Jetzt stellen wir dieses Interview der revolutionären und anti-imperialistischen Bewegung im Allgemeinen zur Verfügung, weil wir davon überzeugt sind, dass es dazu dienen wird,die Linke in ihr zu stärken und jene zu entwaffnen, die danach streben, die komplexe und schwierige Situation auszunutzen, in welcher sich die heldenhaften Genossen in Peru befinden, die trotz aller Schwierigkeiten niemals die roteste Fahne des Vorsitzenden Gonzalo, der KPP und des Volkskriegs gesenkt haben. Wir haben bei den Genossen des Verein Neue Demokratie (VND) Hamburg - Genossen, die über Jahrzehnte die internationalistische Solidarität in diesem Land mit dem Volkskrieg in Peru angeführt haben - um das Einverständnis dies zu tun gefragt und es erhalten.

Für solche Genossen und Freunde, die unser Vorgehen in dieser Frage vielleicht nicht verstehen, empfehlen wir sich an die Worte des Vorsitzenden Mao Tse-tung zu erinnern: „Der Kommunist muß ein Vorbild sowohl an Realitätssinn wie an Weitblick sein. Denn nur wenn man die Wahrheit in den Tatsachen sucht, kann man die gestellten Aufgaben lösen; und nur wenn man weit vorausschauen kann, verliert man beim Vorwärtsschreiten nicht die Orientierung.“3

Wir sind vollständig davon überzeugt, dass eine klare Vorstellung über die Situation in Peru kein Grund für Pessimismus, sondern vielmehr essentiell dafür ist, die Schwierigkeiten zu überwinden. Die Frage des Volkskriegs ist eine Frage der Partei. So lange die Partei und die Massen existieren, können alle Windungen und Wendungen der Revolution überwunden werden. Keine temporäre Niederlage und kein temporärer Rückschlag können den Gang der Geschichte aufhalten und der Volkskrieg wird unausweichlich triumphieren. Wie der Vorsitzende Gonzalo es selbst sagte: „… ich glaube, ich bin ziemlich optimistisch, das liegt am Marxismus; es ist Vorsitzender Mao, der uns klar gemacht hat, dass wir Menschen, insbesondere wir Kommunisten, Optimisten sind. Immer wenn ich mich in schwierigen Zeiten befinde, bemühe ich mich, das Positive zu finden oder auch nur das Geringste, was sich aus einer Situation entwickeln lässt, denn es kann niemals alles schwarz oder alles rot sein. Selbst wenn es so wäre, obwohl wir bis heute keine große Niederlage erlitten haben, gäbe es immer einen guten Teil; das Problem besteht darin, die Lehre daraus zu ziehen und auf dieser Grundlage weiterzuarbeiten; man findet immer jemanden, der einen unterstützt, der einem intensive Wärme schenkt und im Kampf hilft, denn der Kommunismus verbindet.“4

In diesem Geist haben wir den folgenden Text vorbereitet.

Interview zu einigen geschichtlichen Aspekten des Volkskrieges in Peru und seiner heutigen Situation

24. September 2024

Roter Bund (RB):

Ich begrüße den Genossen von der Redaktion des Klassenstandpunkt (KSP) zu diesem Interview mit dem Thema: „Der Volkskrieg in Peru heute“, bei dem es darum gehen soll, welche Entwicklungen es in Peru gibt, was der Stand der Reorganisation der KPP ist und auch zu geschichtlichen Fragen des Volkskriegs in Peru.

Klassenstandpunkt (KSP):

Danke, Genossen, für die Möglichkeit heute mit euch zu sprechen. Wir glauben, dass es sehr symbolisch ist, dieses Interview heute, am 24. September, zu führen. Es ist heute 32 Jahre her, dass der Vorsitzende Gonzalo seine so berühmte Rede gehalten hat. Diese Rede ist eine Sache, die wir über die Jahre gefeiert haben, und die auch innerhalb des RB jedes Jahr gefeiert wird – soweit wirwissen. Die Bedeutung dieser Rede ist in der Definition, die das Zentralkomitee (ZK) der Kommunistischen Partei Perus mit Anlass des 5. Jahrestages der Rede gemacht hat, zusammengefasst. Die Definition ist: Die Rede des Vorsitzenden Gonzalo strahlt siegreich und kraftvoll vor der Welt, als eine Waffe im Kampf“5. Das ist die richtige Definition der Rede, also wie man die Rede nennen sollte.

Es gab über die Jahre hinweg hauptsächlich zwei andere Bezeichnungen, die der Rede gegeben wurden. Die eine kam aus den Reihen der RCP-USA (Revolutionäre Kommunistische Partei der USA; die Avakian-Partei) und dem CoRIM (Komitee der Revolutionären Internationalistischen Bewegung): Die Rede aus dem Käfig“, was bedeutete, genau das in den Vordergrund zu stellen, was die Reaktion mit der Show erreichen wollte, nämlich dass der Vorsitzende Gonzalo in Kriegsgefangenschaft geriet. Dass der Vorsitzende Gonzalo diese „Show“ mit einer hervorragenden, bewundernswerten, kommunistischen Haltung zerschlagen hat, wird entsprechend zu einer Nebensache, wenn man auf die Gefangennahme zentriert.

Die zweite falsche Bezeichnung, und der damit dritte, weiter verbreitete Name kommt von der Zweiten Rechtsopportunistischen Linie, auf die wir später mehrmals zurückkommen werden: Die meisterliche Rede des Vorsitzenden Gonzalo im historischen Umstand seiner Verhaftung“.Auch diese legt den Schwerpunkt auf die Gefangennahme als solche. Sie zentriert auf den Schlag, den das ZK, die Partei, die peruanische Revolution und auch die Weltrevolution mit der Kriegsgefangenschaft des Vorsitzenden Gonzalo getroffen hat.

Wenn wir die Rede betrachten, ist sie im Wesentlichen eine Zusammenfassung, eine Präzisierung der Beschlüsse des 3. Plenums des Zentralkomitees, welches genau in der Periode stattgefunden hat, in der der Vorsitzende Gonzalo gefangen genommen wurde. Das ist es auch, was der Vorsitzende Gonzalo in der Rede unterstreicht: Dass es die Aufgabe jedes Mitglieds der KPP, aller Kombattanten der Volksguerillaarmee bzw. der Volksbefreiungsarmee, aller organisierten Massen und des Volks im Allgemeinen, sowie natürlich aller Revolutionäre auf der Welt, die die peruanische Revolution unterstützt haben, ist, dafür zu kämpfen die Beschlüsse des 3. Plenums durchzusetzen. Das beinhaltet den 4. Strategischen Aufbauplan sowie den 6. Großen Militärplan „Baut die Eroberung der Macht im ganzen Land auf“. Wenn man das ein bisschen vereinfacht ausgedrückt sagen sollte, sind all die Probleme, die im Volkskrieg entstanden sind, Konsequenzen daraus, dass diese Beschlüsse nicht umgesetzt wurden.

Darüber hinaus können wir natürlich die immense Weitsicht des Vorsitzenden Gonzalo sehen: In der Frage des Verständnisses der proletarischen Weltrevolution, und wie der Vorsitzende Gonzalo es so treffend gesagt hat „der Maoismus verkörpert sich in den Völkern der Welt“6, und wie der Maoismus neue Kommunistische Parteien schafft. Ein Prozess, der sich mit unterschiedlichen Fort- und Rückschritten entwickelt hat und insgesamt durch die Kriegsgefangenschaft des Vorsitzenden Gonzalo und den Konsequenzen, die das hatte, verzögert wurde. Aber dieser Prozess der Verkörperung des Maoismus ist heutzutage mit dem Internationalen Kommunistischen Bund (IKBu), als eine Krönung in einer Etappe im Kampf um den Maoismus, sehr deutlich spürbar in der Welt.

In diesem Sinne ist heute ein gut gewähltes Datum, eine schöne Gelegenheit und setzt auch den Rahmen für die Arbeit, die wir zu entwickeln haben.

Wenn wir dann mit der besonderen Thematik beginnen, also was der Stand des Volkskriegs heute ist, wie die Situation der KPP ist, glauben wir, ist die erste Sache, mit der wir anfangen müssen, festzustellen, warum dieses Thema überhaupt so wichtig ist. Für uns ist das vor allem eine Frage des Verständnisses der Bedeutung des Vorsitzenden Gonzalo, der KPP und des Volkskriegs, als einen historischen Beitrag zur Entwicklung der Ideologie, der Ideologie des internationalen Proletariats, dem Marxismus-Leninismus-Maoismus, hauptsächlich Maoismus, mit den Beiträgen des Vorsitzenden Gonzalo, d.h. dem Gonzalodenken. Dabei ist es vor allem die Definition des Maoismus, die wir von all den Lehren, die durch sein Anwenden auf die peruanische Realität entstehen, von all den Beiträgen und Entwicklungen, die Vorsitzender Gonzalo macht, in den Vordergrund stellen. Es gibt viele praktische Erfahrungen, es gibt viele großartige Ausdrücke des Heldentums von den tiefsten Massen bis hin zu den Genossen in den Leuchtenden Schützengräben des Kampfes, den Gefängnissen, dem Kampf der politischen Gefangenen und der revolutionären Kriegsgefangenen usw. usf. Aber das ist nicht das, was für uns als Kommunisten in Formierung im Vordergrund stehen muss. Das bedeutet: Wenn wir über den Vorsitzenden Gonzalo, über die KPP und über die Revolution in Peru, den Volkskrieg, reden, ist das Wesentlichste nicht nur der Zustand heute, sondern seine geschichtliche Bedeutung. Und vor allem was diese für die Entwicklung unserer Ideologie bedeutet.

Dies ist eine Sache, die diametral im Gegensatz zu zwei Positionen, zwei Kriterien, zwei Maßstäben steht, die Revisionismus und Opportunismus immer in den Vordergrund stellen:

Der Revisionismus versucht immer mit einem extremen Empirismus zu behaupten, dass das, was erfolgreich ist, auch das ist, was richtig ist. Das ist eine Frage, die wir im Chruschtschow-Revisionismus sehen: Natürlich, man konnte Raketen ins All schicken man konnte den Weltraum erobern und man hatte einen „unglaublichen“ Sprung der Entwicklung der Produktivkräfte in der Sowjetunion und entsprechend war der Weg diesen Prozess voranzutreiben auf extrem arrogante Art und Weise der „einzig richtige“. Ein anderer Ausdruck des gleichen Kriteriums ist der weltberühmte Satz von Deng Hsiao-ping: „Ob die Katze schwarz oder weiß ist, spielt keine Rolle, solange sie Mäuse fängt, ist sie eine gute Katze.7

Die Konsequenz daraus wäre, dass wenn wir demjenigen folgen würden, der am „erfolgreichsten“ ist, wir in bestimmten Momenten der Geschichte der FARC in Kolumbien hätten folgen sollen; dass wir der PKK hätten folgen können, oder dass wir vielen, vielen anderen Kräften hätten folgen können. Unser Interesse aber, wenn wir ein Thema bewerten, ist nicht nur die Kraft und die Stärke die es gibt, sondern wozu diese dient, in welcher Funktion sie agiert. Dient sie den Zielen des Proletariats, dient sie dem Kampf für den Kommunismus? Das ist der entscheidende Punkt. Davon ausgehend sehen wir dann, was erfolgreich ist und was nicht erfolgreich ist.

Das zweite Kriterium, welches die Revisionisten haben, ist weit verbreitet, auch in Deutschland, in der revolutionaristischen Bewegung. Schauen wir uns z. B. die Revisionisten an, die in ihren Texten versuchen darzustellen, dass die Fehler, die im Aufbau des Sozialismus und in den revolutionären Prozessen der Kommunistischen Parteien, der Kommunistischen Internationale usw. begangen wurden, alle Konsequenzen aus der Anwendung des Marxismus seien. Das heißt was sie sagen ist, dass wenn der Marxismus falsch angewendet wurde, daraus Schwierigkeiten entstanden, und diese am Ende zur kapitalistischen Restauration geführt haben, oder zur Degeneration der Kommunistischen Parteien. Das ist die gleiche Schiene die Avakian fährt und ist ein sehr verbreiteter Standpunkt. Eines der Probleme dabei ist essenziell: Diese Leute vergessen den Klassenkampf. Der Revisionismus ist kein Resultat der falschen Anwendung des Marxismus, oder von „Fehlern im Marxismus“, sondern der Revisionismus ist der ideologische Widerhall der Bourgeoisie innerhalb der Reihen des Proletariats, d.h. er existiert als eine feindliche Strömung gegen den Marxismus, als Antagonist zum Marxismus.8

Wenn wir diese beiden Sachen in der Frage des Volkskriegs in Peru, der Beiträge des Vorsitzenden Gonzalo und der KPP beachten, müssen wir entsprechend das sehen, was der Vorsitzende Gonzalo uns gegeben hat, was unserem Kampf im Interesse des Proletariats, der proletarischen Weltrevolution, dem Kommunismus dient. Das ist der wichtigste Punkt, den wir beachten müssen. Dann müssen wir natürlich beachten, wie diese Sachen in der Praxis stattgefunden haben. Dabei können wir nicht sagen, dass die Probleme, die Fehler, die es innerhalb der Partei gegeben hat, im Gonzalodenken, im Marxismus, zu suchen sind, sondern die Fehler sind im Einfluss des Revisionismus zu suchen. Natürlich machen alle Fehler und es gibt auch Fehler in der Anwendung des Marxismus und es gab bestimmt auch Genossen, Apparate und sogar manchmal die Partei insgesamt, die falsche Beschlüsse getroffen, falsche Einschätzungen gemacht hat. Das ist normal. Alles andere wäre Metaphysik. Das bedeutet nicht, dass diese Fehler Revisionismus sind. Die Revisionisten machen revisionistische Fehler. Aber der Widerhall und die Konvergenzen, die innerhalb der Partei entstehen können, sind ein Ausdruck des Klassenkampfes. Das ist die Widerspiegelung des Klassenkampfes in der Partei. Der Fehler liegt nicht im Marxismus selbst. Diese zwei Aspekte zu beachten, erlaubt es uns, eine richtige Einschätzung zu machen.

Einige Fehler die sicherlich begannen wurden, waren eine ungenügende Entwicklung des Guerillakriegs und ein Mangel in der Entwicklung von Gegenoperation gegen den Feind, welche beide ihre Wurzel in einem Konservatismus, den es innerhalb der Partei gab, hatten. Es gab das Problem der Geringschätzung des Feindes. Es gab nicht ausreichend Zeit für die Partei vollständig zu erfassen, welche Veränderungen es in der Entwicklung des konterrevolutionären Krieges durch die neue Situation, die nach dem 5. April 1992 (dem „Selbstputsch“ von Fujimori, der von den USA dafür genutzt wurde , die Sache unter ihre direkte Kontrolle zu bringen) entstand, gab. Das führte dazu, dass die Partei in der Tat die „Deckung fallen“ ließ.

Betrachten wir die geschichtliche Bedeutung des Volkskriegs in Peru. Wir glauben - auch wenn jedes Beispiel und jeder Vergleich hinkt und es immer Besonderheiten gibt -, dass es zwei Meilensteine in der Entwicklung der proletarischen Weltrevolution gibt, die in einer Niederlage geendet haben. Wir haben die Pariser Kommune und wir haben die Generalprobe der Revolution in Russland, die Revolution 1905. Auch wenn beide niedergeschlagen wurden und in einer Niederlage geendet haben, haben beide Ereignisse Ergebnisse hervorgebracht; politische und militärische Ergebnisse von weitreichender, geschichtlicher Bedeutung, Beiträge zur Entwicklung des Marxismus, deren Bedeutung gar nicht überschätzt werden können. Im Fall der Pariser Kommune wird z. B. die Frage der Diktatur des Proletariats mit aller Deutlichkeit klargestellt, d.h. wie die Diktatur des Proletariats sich konkretisiert.9 Verbunden mit dieser Frage, der Entwicklung des Marxismus, sollten wir auch beachten, dass in der Revolution von 1905 die Form geboren wurde, wie diese Diktatur des Proletariats sich konkretisiert – mit dem Prozess der Entwicklung der sozialistischen Revolution (in dem Moment eine demokratische Revolution, aber auch später mit der Oktoberrevolution 1917 als sozialistische Revolution weitergeführt), mit der Form des Organisierens des Arbeiter-Bauern-Bündnisses unter der Führung der Partei – durch die Sowjets.10 Es gibt eine enorme Anzahl von anderen Entwicklungen des Marxismus, seines Verständnisses, die aus dieser Erfahrung hervorgehen und mit der Anwendung der Schlussfolgerungen und der Prinzipien, die dort herausgearbeitet wurden, konnte die Revolution in Russland siegen, konnte die Sowjetunion aufgebaut werden, und dann später die Revolution in China siegen und sich in anderen Ländern entwickeln.

Wir sind überzeugt davon, dass es in diesem Kontext richtig ist, die historischen Beispiele der Pariser Kommune und der Revolution von 1905 anzuführen, da beide als Meilensteine der Entwicklung der proletarischen Weltrevolution anerkannt sind – und wir erachten den Volkskrieg in Peru als einen ebensolchen Meilenstein.

Nur weil ein Prozess eine temporäre Niederlage erfährt, sagt dies nichts über seine Bedeutung aus. Für uns als Klasse sind unsere Niederlagen immer temporär, denn unser Sieg ist sicher. Der Kommunismus wird sich durchsetzen. Das bedeutet, dass jede Niederlage, die wir als Klasse erleiden, nur temporär und relativ sein kann. Eine definitive Niederlage des Proletariats würde bedeuten, dass das Proletariat am Ende nicht mehr siegen könnte, dass das Proletariat sich nicht mehr erheben könnte, dass der Kommunismus nicht eintreten würde. Das wäre eine Negation unserer Ideologie, unserer wissenschaftlichen Ideologie, unserer gesamten Weltanschauung. Das wäre Revisionismus. Unsere Niederlagen sind entsprechend immer temporär, vorübergehend. Das ist etwas, das passiert, aber niemals etwas, das unsere endgültige Niederlage bedeutet. Wenn sich jetzt also die Revolution in Peru in einer sehr, sehr schweren Lage befindet und die peruanische Revolution und damit die Weltrevolution diese Niederlage erleidet – der Volkskrieg in Peru spielte in einer bestimmten Periode die Vorreiterrolle in der Internationalen Kommunistischen Bewegung (IKB), und die Niederlage, die die KPP erlitten hat, ist eine Niederlage der Roten Fraktion innerhalb der IKB – dann kann keine dieser Niederlagen oder Misserfolge als endgültig bezeichnet werden. Sie sind immer temporär und, wie gesagt, die Ursachen für diese Niederlagen liegen nicht beim Marxismus, sondern im Widerhall und Effekt des Revisionismus. Das soll hier heute unsere Einleitung sein, wie an das Problem heran zu gehen ist.

Wir kommen auf die Frage der Ideologie zurück und vor allem darauf, welche Beiträge der Vorsitzende Gonzalo geleistet hat und dem hauptsächlichen Beitrag, der Frage des Maoismus. Aber gibt es zu unseren Ausführungen bis hierhin erst mal Fragen?

RB:

Der Grundpunkt ist klar geworden; entscheidend ist der Beitrag, den der Volkskrieg in Peru bis jetzt international geleistet hat. Man sieht ja tatsächlich, was der Vorsitzende Gonzalo gesagt hat, mit den neuen Parteien und Organisationen, die sich überall bilden. Ich wähle einfach eine der Fragen, die wir von unseren Aktivisten gesammelt haben, die an eure Ausführungen anschließt: „Was hat der Volkskrieg in Peru in der IKB und allgemein in der Welt (bürgerlicher Politik) ausgelöst?“

KSP:

Diese Frage ist von größtem Gewicht und wenn wir nachdenken hat das auch damit zu tun, wie der Vorsitzende Gonzalo den Volkskrieg konzipiert hat, wie er den Maoismus auf die konkreten Bedingungen in Peru angewandt hat, unter den herrschenden, objektiven Umständen. Objektive Umstände, national und international, nicht nur der Kampf zwischen Revolution und Konterrevolution im eigenen Land. Wir müssen als Kommunisten immer vom Prozess der Weltrevolution ausgehen, dem Kampf zwischen Revolution und Konterrevolution auf Weltebene und dem Kampf zwischen dem Marxismus und dem Revisionismus auf Weltebene. Der Putsch in China nach dem Tod des Vorsitzenden Mao – eine kurze Periode, der Vorsitzende Mao stirbt im September und der Putsch findet im Oktober 1976 statt – hat in der IKB einen enormen Effekt gehabt. Die Verwirrung, die durch die Verbreitung der revisionistischen, deng-istischen „Dreiweltentheorie“ gestiftet wurde, und vor allem der Vorteil, den die Hoxhaisten und die albanischen Revisionisten aus dieser Sache gezogen haben, war sehr groß. Das hat zu einer Welle von Kapitulationen geführt und einen immensen Pessimismus verbreitet. Es ist wichtig, dieses Problem zu verstehen: Der Tod des Vorsitzenden Mao und vor allem der Putsch, der danach stattgefunden hat. Die Situation war anderes als in der Sowjetunion. Dort konnte die Linke nach dem Tode Lenins bis 1956 die Macht in der Hand behalten, in China war es anders. Das hat dazu geführt, dass die Weltrevolution ihre Führung, ihr Hauptstützpunktgebiet binnen kürzester Zeit verlor. Was für alle Kommunisten und Revolutionäre, das internationale Proletariat und die Völker der Welt das Leuchtfeuer war, ging grundsätzlich von einem auf den anderen Tag verloren. Die Periode von 1976 bis 1980 war eine Periode von Verwirrung, von Unklarheiten, von Pessimismus und von Kapitulationen.

Diese Frage sollten wir vielleicht in anderen Momenten mehr beleuchten: Es war nicht so, dass bewaffnete Kämpfe nur in Südostasien stattgefunden haben. In Kolumbien gab es Versuche, den bewaffneten Kampf entsprechend der Strategie des Volkskriegs zu entwickeln. Auch in vielen anderen Ländern wurde mehr und mehr die Strategie des Volkskriegs angenommen, mit unterschiedlichem Grad der Konsequenz und des Erfolgs. Aber all das ist innerhalb einer sehr kurzen Periode durch den Revisionismus liquidiert worden.

Der Vorsitzende Gonzalo und die Rote Fraktion um ihn bringen den Prozess der Rekonstitution der Partei zu Ende und leiten den Volkskrieg ein. So ergreifen sie die gefallene Fahne und erheben sie erneut. Alleine das wäre genug, um die geschichtliche Bedeutung des Volkskriegs in Peru zu belegen. In diesem Moment war die Revolution auf den Philippinen in schwerster Krise, Sison war damals im Gefängnis und grundsätzlich folgte die Kommunistische Partei der Philippinen (KPPh) einer Linie, deren Beispiel die sandinistische Revolution in Nicaragua war. Die indischen Genossen waren tief gespalten – in dieser Periode waren da nur einige kleine Arbeitsgruppen, die anfingen, die Arbeit in Bastar, Chhattisgarh usw., die später so kraftvoll wurde, zu entwickeln. Es war sehr wenig vorhanden. Um nur zwei Beispiele, die heute relevant sind, zu nennen. Das bedeutet, dass die Einleitung des Volkskriegs vor allem bedeutete, die Fahne wieder zu erheben, die Fahne des Kommunismus in seiner höchsten Form in der Welt wieder hochzuhalten.

Am Anfang war der Widerhall nicht so groß. Das ist auch etwas, das für die meisten unserer jüngeren Genossen schwer vorstellbar ist, dass es damals kein Internet gab. Kaum ein normaler Mensch hatte Zugang zu einem Faxgerät, das heißt die Vermittlung von Nachrichten durch die Welt geschah entweder durch etablierte Kontakte zwischen den Parteien, welche zum Großteil mit dem Untergang des sozialistischen Chinas verloren gingen, denn natürlich sind sehr viele der Koordinationen darüber gelaufen, oder durch den Widerhall in den bürgerlichen Medien, oder andere kleinbürgerliche Zeitschriften usw. Die peruanische Reaktion hat zu Anfang der Einleitung des Volkskriegs versucht, alle Informationen darüber zu unterdrücken, die Aktionen wurden in den Berichten am Anfang auf Aktionen von Viehdieben reduziert. Sie haben alles dafür getan, um vor allem die Aktionen auf dem Land kleinzureden. Die Aktionen in den Städten haben einen Widerhall gehabt, aber sie wurden dann natürlich von all den Revisionisten und Opportunisten dämonisiert. Es wurde behauptet, dass die Aktionen terroristische Anschläge waren, dass das Extremisten waren, Sektierer usw. Die haben versucht, das so klein wie möglich zu halten. Aber durch die Entwicklung des Volkskrieges mit kraftvollen Aktionen wurde es unmöglich und nach ein paar Jahren, ca. 1982/83, wurde der Volkskrieg wirklich auf Weltebene bekannt. Er wurde hauptsächlich unter den Kommunisten auf der Welt bekannt, die noch am Marxismus festhielten. Viele von denen sind dann in der Revolutionären Internationalistischen Bewegung (RIM) zusammengekommen und die RIM hat sich dann den Volkskrieg in Peru auf die Fahnen geschrieben. Das war einer der positiven Aspekte der RIM, der oft verleugnet wird: Die RIM hat tatsächlich massiv dazu gedient , die Bekanntheit des Volkskriegs in Peru, der KPP und des Vorsitzendenden Gonzalo auf der Welt zu verbreiten. Wie es auch in unterschiedlichen Dokumenten der RIM aus diesem Moment steht: Der Volkskrieg in Peru war eine Fackel der Hoffnung für die Kommunisten auf der Welt. Wie gesagt, das allein wäre eine Errungenschaft, die genug Ehre bedeutete.

RB:

Mit der zunehmenden Bekanntheit des Volkskriegs in Peru wurden mit Sicherheit auch Solidaritätsaktionen entwickelt. Dazu hätte ich zwei Fragen. Erstens, was für Solidaritätsaktionen mit dem Volkskrieg gab es aus anderen Ländern? Zweitens, gab es auch Genossen aus anderen Ländern, die sich an den Kämpfen in Peru direkt beteiligt haben?

KSP:

Wenn es zur Solidaritätsarbeit in dem Sinne kommt, oder besser gesagt der Entwicklung der Agitations- und Propagandakampagnen zur Unterstützung der Entwicklung der peruanischen Revolution, dem Volkskrieg und der KPP, hat die RIM eine wichtige Rolle gespielt. In der Propaganda der RIM, sei es in „A world to win“11 oder sei es in unterschiedlichen Flugblättern usw., war der Volkskrieg in Peru immer präsent, bis etwa Mitte der 1990er, als die Probleme richtig antagonisiert wurden. Dazu wurden im Rahmen der RIM auch internationale Unterstützungskampagnen organisiert. Die erste Kampagne, die international durchgeführt wurde,war für die Freilassung eines damaligen Mitglieds des ZKs, die verhaftet wurde, ihr Kampfnahme war „Meche“.12 Es wurden in unterschiedlichen Ländern, in denen die RIM aktiv war und auch in anderen Ländern, Aktionen entwickelt. Diese Sachen kann man alle in den Ausgaben von „A world to win“, die online13 sind, finden. Natürlich hat diese Arbeit vor allem mit der Kampagne zur Verteidigung des Lebens des Vorsitzenden Gonzalo einen großen Sprung gemacht. Aber wir denken, dass die Genossen das kennen, das ist z.B. in „You must tell the world“14 dokumentiert worden. Aber was dazu ergänzt werden muss ist die Arbeit, die die KPP selber entwickelt hat.

Diese Arbeit wurde unter der direkten Führung des Vorsitzenden Gonzalo und des Zentralkomitees organisiert. Die wichtigste Arbeit in diesem Bereich hat in Schweden und Frankreich stattgefunden. Diese Arbeit wurde durch die Partei organisiert, vor allem auch, weil es einige Kapitulanten gab, die sozusagen ihre eigene „Firma“ aufbauen wollten und tatsächlich mit dem Prestige des Volkskriegs und dem Namen der Partei geschachert haben. Die haben sich als Repräsentanten der Partei dargestellt, obwohl sie das nicht waren, und um diesem Treiben ein Ende zu setzen und die Arbeit im Ausland unter zentralisierter Führung zu entwickeln, hat die KPP dann die „Volksbewegung Peru“ gegründet, die „Movimiento Popular Perú“ (MPP), als einen geschaffenen Organismus für die Parteiarbeit im Ausland (nach genauen Anweisungen des Vorsitzenden Gonzalo und einem Beschluss eines Plenums). Diese Organisation hat sich dann in unterschiedlichen Ländern entwickelt, es gab organisierte MPP-Strukturen in einigen Ländern, sowie Arbeit mit Kontakten und Genossen in anderen Ländern. Das alles war eine Arbeit, die durch die respektiven Auslandsapparate der Partei geführt wurde, unter der Führung des ZK. Hier sehen wir auch wieder den felsenfesten Klassenstandpunkt des Vorsitzenden Gonzalo, sein tiefes Verständnis der Revolution, denn die MPP hat drei Aufgaben bekommen:

1. Allgemeine Meinung für die Unterstützung des Volkskriegs zu schaffen.

2. Beistand im Kampf für die Konstitution oder Rekonstitution der Kommunistischen Parteien zu leisten.

3. Der proletarischen Weltrevolution, und innerhalb dieser der RIM, zu dienen.

Die Aufgaben, die die Genossen der Auslandsarbeit der KPP erledigten, haben dazu geführt, oder zumindest einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass wir heute überhaupt, vor allem in Europa, Genossen haben, die unter der Fahne des Maoismus für die Konstitution oder Rekonstitution der Kommunistischen Parteien kämpfen. Die Bedeutung der Arbeit in Ländern wie Schweden, Deutschland, Frankreich, die diese Genossen den Anweisungen des Vorsitzenden Gonzalo folgend, geleistet haben, kann und sollte auf keinen Fall übersehen werden. Ohne die Arbeit, die die KPP gemacht hat, wäre die Arbeit definitiv nicht in dieser Entwicklungsstufe vorhanden, in der sie jetzt schon ist. Das zu der Frage der Solidaritätsaktionen. Es gibt dazu, wie gesagt, viele Details, für die man Materialien der RIM durchsehen kann.

Ob Genossen aus dem Ausland, also aus anderen Ländern, im Volkskrieg in Peru gekämpft haben? Ja. Es ist klar, da gibt es unterschiedliche Fälle, mit unterschiedlicher Bekanntheit. Was zumindest öffentlich bekannt wurde ist, dass definitiv Genossen aus anderen lateinamerikanischen Ländern, das heißt aus Chile und Bolivien, in Peru gekämpft haben und auch ihr Leben gegeben haben. Aber es gab auch spanische Genossen, die im Volkskrieg gekämpft haben, zumindest ist ein Fall bekannt. Dieser Genosse hat als Kombattant der revolutionären Armee sein Leben gegeben.. Ja, es gab Kommunisten, Internationalisten aus anderen Ländern, die in den Reihen der Volksguerillaarmee gekämpft haben.

RB:

Danke für die Antworten. Kommen wir jetzt zum Volkskrieg selber. Das Zentrale am Maoismus ist die Frage der Eroberung der Macht für die Klasse durch den Volkskrieg, das bedeutet, das Elementare am Volkskrieg ist die Frage des Neuen Staates. Wie hat die Partei die Volkskomitees konkret aufgebaut, wie kann man es sich vorstellen, dass die Volkskomitees, in den Bereichen, in denen sie noch nicht voll entwickelt sind, klandestin sind?

KSP:

Zunächst, um die Art und Weise, wie wir diese Frage beantworten werden, zu erklären, ist es wichtig zu sagen, dass wir zwei wichtige Artikel im KSP publiziert haben. Der eine befasst sich mit dem Prozess der Rekonstitution der KPP bis hin zur Einleitung und der andere damit, wie die zweite rechtsopportunistische Linie entstanden ist und sich entwickelt hat und welche Rolle das gespielt hat. Was dabei offensichtlich fehlt, ist die Periode der Entwicklung des Volkskriegs selbst. Wir haben seit längerer Zeit eine nicht-veröffentlichte Ausgabe des KSP vorliegen, mit dem Prozess von der Einleitung des Volkskriegs bis 1999. Wir werden später darauf zurück kommen, weshalb genau diese Periode. Was uns fehlt, ist die Periode von 1999 an bis heute zu vervollständigen und wir glauben, dieses Interview, das wir jetzt machen, ist ein Teil des Prozesses diese Arbeit zu erledigen.

Es gibt also Dokumente, die vorbereitet sind. Wegen unterschiedlicher Probleme, die wir an dieser Stelle nicht weiter kommentieren wollen, ist diese Arbeit auf Eis gelegt, der ursprüngliche Vorschlag ist seit Anfang des Jahres 2024 fertig und wir werden jetzt, wir hoffen sehr bald, mit den peruanischen Genossen wieder zu dieser Sache arbeiten.

Die Genossen, die diese Frage gestellt haben, sollten sich das Dokument „Our red flag is flying in Peru“15 angucken, welches auch auf DemVolkeDienen publiziert wurde. Das ist eine Übersetzung von einem Bericht des ZK der KPP an die RIM, der dann als Artikel in „A World to Win“, popularisiert wurde. Darin ist sehr klar dargestellt, was die unterschiedlichen Kommissare der Komitees / der Partei sind, deren Aufgaben; die Frage des Staatssystems; die Frage des Regierungssystems und der unterschiedlichen Typen der Volkskomitees, also die sechs Formen der Neuen Macht, usw. Es ist besser, dass die Genossen sich das selber aneignen.

Wir können aber ein wenig erklären, wie die Neue Macht in einer klandestinen Form existieren kann. Das ist nämlich durchaus wesentlich für die Strategie, wie wir in Perspektive den Volkskrieg in diesem Land zu entwickeln haben und dazu können wir noch ein paar Sachen wiederholen. Analysieren wir die Erfahrungen des bewaffneten Kampfes in Städten, oder zumindest in urbanen Gebieten, sei es im nationalen Befreiungskampf, wie in Irland, oder sei es – was natürlich auch hauptsächlich nationaler Befreiungskampf war – der Partisanenkampf im antifaschistischen Widerstand während des Zweiten Weltkriegs und auch andere Erfahrungen, wie in China oder in der Sowjetunion. Die Arbeiter und die Bevölkerung waren vor dem Aufstand organisiert. Es ist nicht so, dass es unorganisierte Massen waren, die die Aufstände durchgeführt haben. Deswegen ist das eine Frage, bei der es einen reichen Erfahrungsschatz gibt und ist an sich nichts Neues. Um das etwas einfacher zu sagen, denn häufig stolpern Genossen über das Wort klandestin, weil das ein Fremdwort ist und man das oft nicht exakt einordnen kann: Wenn man statt „klandestine“, „Untergrund“-Strukturen sagt, dann denken wir, dass die Idee davon für viele ein bisschen deutlicher wird.

Die Organe der Volksmacht sind anfangs kleinere Komitees, die aus den Mitgliedern der geschaffenen Organismen bestehen. Diese wiederum werden – entsprechend des konzentrischen Aufbaus – durch die Armee unter der Führung der Partei geleitet. Das bedeutet, die Genossen treffen sich in den Vierteln und treffen dann Beschlüsse, was zu tun ist, um die Direktiven der Partei umzusetzen. Wenn diese Arbeit dann wächst, muss man natürlich Formen finden, wie man Versammlungen abhalten kann.

Alle Genossen wissen, dass ein Treffen in einer bestimmten Form eine Deckung hat. Das bedeutet, man braucht eine Coverstory, ein Lokal, das man benutzen kann usw. Um zu zeigen, wie einfach das ist: In den meisten proletarischen Vierteln gibt es einen Fußballverein, der Fußballverein hat dann ein Vereinslokal, in dem Vereinslokal treffen sich die Mitglieder des Vereins und diskutieren unterschiedliche Sachen, daran ist nicht komisch. Das bedeutet, wenn der Fußballverein einen neuen Vorstand wählt, kann man im Rahmen dieser Versammlung, unter diesem Deckmantel, den Vorstand des klandestinen, im Untergrund organisierten Volkskomitees wählen. Das ist kein Hexenwerk, man muss nur ein bisschen kreativ sein, dann findet man auch Lösungen für diese Fragen und die Notwendigkeit des Krieges ist es, was uns erlaubt oder zwingt Lösungen zu finden. Und wie die Leute dann organisiert werden, kann man ganz einfach sehen: Wie organisieren wir die Massen? Was können die Massen beitragen?

Wenn wir über die Viertel reden, gibt es dort den besten Nachrichtendienst der Welt. Wenn ihr die Omas trefft, die sich vor dem Supermarkt darüber unterhalten, was im Viertel los ist, also wer mit wem zusammen ist, wer jetzt arbeitslos ist, wer wie krank ist und wer jetzt andere Sachen macht usw. werdet ihr sehen: Die kennen sie alle. Die Kassiererin im Supermarkt erkennt sofort, ob jemand aus dem Viertel kommt oder nicht, und seit wann die da wohnen usw. Die Kinder entdecken jeden komischen Typen, der irgendwie im Viertel rumhängt und können darüber informieren. Wenn wir da ein Komitee haben, können wir ganz einfach eine umfangreiche Kontrolle in nachrichtendienstlicher Form über das Viertel haben. So haben die Partisanen und die Widerstandsbewegungen immer gearbeitet.

Wie können wir die Verteidigung organisieren? Da haben wir erst mal den Beitrag von unserem Nachrichtendienst, unseren Informationskanälen, unseren Spähern, die die revolutionäre Armee informiert halten. Dann haben wir in jedem Haus, in jedem Treppenhaus die Leute organisiert. Das bedeutet, dass es Genossen gibt, die wenn das Viertel angegriffen wird oder es Aufgaben gibt, raus gehen und das Viertel verteidigen, in der Form und dem Maß, wie es entsprechend der Entwicklungsstufe der Revolution angemessen ist. Wir treffen uns dann in unserem Volkskomiteetreffen, Arbeiterkomiteetreffen, Ratstreffen oder wie auch immer das dann heißen wird, die Organe der Neuen Macht, in dem Vereinshaus.

Die Sache ist eigentlich, aufzuhören über Sturmgewehre, Raketenwerfer und Paraden zu phantasieren, und zu sehen, wie man das Volk, mit ganz einfachen Mitteln, ohne militaristischen Ausdruck, auf eine militarisierte Art und Weise organisieren kann dann ist das nicht so schwer. Dann erkennt man, dass wir auch hier klandestine Macht aufbauen können. Natürlich birgt die Situation in Deutschland, wo der Staat wesentlich stärker und wesentlich besser organisiert ist, als es der Staat in Peru jemals war, andere Bedingungen. Das bedeutet auch, dass die klandestine Macht eine längere Periode andauern wird, was auch mit dem hauptsächlich urbanen Charakter des Volkskriegs in diesem Land zusammenhängt, er wird also hauptsächlich ein urbaner Guerillakrieg sein, mit weiteren Komplementen, sprich weiteren Formen des Kampfes an anderen Orten.

Bezüglich des spezifischen Aufbau, der unterschiedlichen Kommissare, der unterschiedlichen Funktionsweisen in Peru, sollten die Genossen sich, wie gesagt, Our red flag is flying in Peru“ angucken.

RB:

Ich schließe jetzt mit einer anderen Frage an, bei der es auch um den Volkskrieg geht: Wie wurde die physisch-geographische Umgebung im Guerillakrieg zum Vorteil genutzt? Vielleicht dann auch eine Perspektive für Deutschland, wo die geografischen Bedingungen ganz andere sind, als in Peru.

KSP:

Natürlich war es eine Tatsache, dass man in den Bergen gekämpft hat, im Hochland und in Dschungelgebieten. Im Hochland vor allem in Ayacucho, den südlichen Zentralregionen in Peru, gibt es auch Regenwald bzw. Dschungelgebiete, und die günstigsten Bedingungen, in rein militärischer Betrachtung, sind die Gebiete, in denen die Berge und der Dschungel zusammentreffen, was la Ceja de Selva16 genannt wird.

Ein Gebiet, in dem sehr starke Kämpfe entwickelt wurden und auch Stützpunktgebiete aufgebaut wurden, war in der Region Huallaga, eine Fortsetzung des Amazonas-Regenwalds. Das Geographische hat natürlich eine Rolle gespielt, aber, und das ist der Kernpunkt in dieser Frage, der Volkskrieg ist ein Krieg der Massen. Das bedeutet, um den Volkskrieg zu entwickeln, muss man den Volkskrieg dort entwickeln, wo die Massen leben.

Konzentriert leben die Massen an relativ wenigen Orten im Regenwald, und wenn sie in den Bergen leben, dann nicht auf dem Gipfel, sondern auf einem Hochlandplateau. Das ist ein wichtiger Aspekt für viele Genossen, die es schwer haben eine Verbindung zu Peru herzustellen, weil sie das einfach nicht kennen: Im Hochland liegen die Dörfer häufig sehr offen, das bedeutet sehr hoch und isoliert, aber in einem flachen Gebiet, in das man nicht einfach ungesehen rein spazieren kann. Man kann so ein Gebiet ganz gut überwachen und das ist natürlich ein Vorteil für die Guerilla, die Höhen zu kontrollieren. Wenn die Guerilla das nicht macht, sondern die Reaktion, dann ist das ein verdammt großes Problem. Das bedeutet, die geographischen Gegebenheiten im Hochland sind nicht eindeutig nur zum Vorteil der Revolution, sondern hängen davon ab, wo man platziert ist und welche Kräfteverhältnisse man hat.

Die Vorteile wurden natürlich genutzt, aber der Kern bleibt, dass die Partei dort sein muss, wo die Massen sind. Die Massen machen den Volkskrieg.

Was seit 1999 vor allem passiert ist, als das Zentralkomitee gesprengt wurde: Die Militaristen haben sich bewusst als Kriegsherren zurückgezogen, aber um dort zu sein, wo es günstigste geographische Bedingungen für den Guerillakrieg gibt.

Die Militaristen sind vor allem José und sein Anhang, das was sich heute die „Militarisierte Kommunistische Partei Perus“ nennt, und diejenigen sind, die Aktionen machen, die manchmal in den Nachrichten kommen, also z. B. bei den letzten Wahlen in Peru, als die 16 Lumpen in einem Bordell umgebracht haben, was auch in Deutschland relativ viel Aufmerksamkeit bekommen hat.

Diese Leute entwickeln den Guerillakrieg in dem Gebietla Ceja de Selva. Der Kern dieses Gebiets ist eine Provinz der Region Ayacucho, die Vizcatan heißt. Deren Guerillaeinheiten bewegen sich innerhalb eines Gebiets von Apurimac, Huancavelica und Ayacucho und teilweise in einem Teil von Cuzco, eine Provinz, die La Convencion, heißt. Das sind in Peru die Regionen mit den vorteilhaftesten Bedingungen für den Guerillakampf, da sind Berge und Regenwald kombiniert, aber das Problem ist, dass es dort verhältnismäßig wenige Dörfer gibt, darum haben die etwas erfunden, das sie „mobile Volkskomitees“ nennen, was grundsätzlich bedeutet, dass sie die Massen mitbringen. Sie nehmen alle Leute mit. Das ist eine nomadische Existenz, die die da führen. Das zeigt auch, dass wenn man auf die günstigen geografischen Bedingungen zentriert und nicht auf die Frage der Massen, und dass die Massen den Krieg führen, dann ist das eine militaristische Abweichung.

Also ja, man kann und sollte die geografischen Bedingungen nutzen und hier in Deutschland ist das einer der Vorteile der Revolution, in den Ecken, in denen es große Konzentrationen von Massen gibt, ist diese Massenkonzentration ein Vorteil. Die Sache ist, dass die große Anzahl von mittelgroßen Städten eine sehr positive Rolle spielen kann. Es ist jetzt viel zu früh, um das im Detail zu analysieren, das kann aber eine sehr positive Sache sein.

Eine Sache, die in vielen Aspekten klar ist, ist die Frage der ländlichen Gebiete. Gucken wir uns z. B. Niedersachsen an. Die Dörfer in Niedersachsen sind zum Großteil relativ reaktionäre Hochburgen, da wird der imperialistische Staat höchstwahrscheinlich relativ stark mobilisieren können. Wenn wir uns jetzt aus gegebenem Anlass die Wahlen im Osten der BRD angucken, hat die AfD sehr viele Stimmen von Landwirten bekommen. In Sachsen waren es sogar 49% der Landwirte, die für die AfD gestimmt haben. Das hat natürlich damit zu tun, dass die Revolutionäre nicht versucht haben, Arbeit mit den Bauern zu entwickeln, wir haben das ganz einfach nicht geschafft. Aber wir müssen das machen, das sind sonst Hochburgen der Reaktion und da wird die Reaktion eine sehr starke Mobilisierungsquelle haben. Deswegen ist es wichtig, dass sich der Volkskrieg in Deutschland in ergänzender Form auch auf dem Land entwickelt, um diese Hochburgen der Reaktion nicht unangetastet zu lassen und auch aus rein militärischen Aspekten Sabotagen gegen die Infrastruktur, das Schienen- und Straßennetz oder auf die Stromversorgung usw., das sind Dinge, die auf dem Land stattfinden werden.

Aber wie gesagt, das Hauptkriterium ist für uns: Wo sind die Massen? Vorsitzender Mao schreibt in seinen frühen Zeiten, man sollte die Stützpunktgebiete in den bergigen Regionen, in den Seeregionen entwickeln und die Volkskomitees nicht in den Ebenen organisieren. Aber mit der Zeit erkennt er, dass man das doch machen sollte, dass dort wo die Massen sind, es richtig ist, aufzubauen.

RB:

Wie hat die Entwicklung des Volkskrieges die Basis der peruanischen Gesellschaft verändert, sodass sich die revolutionäre Situation im Land weiter entwickelt hat?

KSP:

Diese Frage ist eine Streitfrage von größter Bedeutung, weil die revisionistische, kapitulationistische, rechtsopportunistische Linie – also die zweite ROL – versucht hat, zu behaupten, dass mit der Entwicklung des Volkskrieges das halbfeudale Verhältnis auf dem Land weggefegt wurde. Weil dieses halbfeudale Verhältnis durch die Entwicklung des Volkskriegs angeblich weggefegt wurde, habe sich der Charakter der Revolution in Peru geändert und das ist das Argument für deren Behauptung, dass die Revolution in Peru nun eine sozialistische sei.

Grundsätzlich ist deren Idee folgende: Der Volkskrieg fege die halbfeudale Basis auf dem Land weg, in dem Prozess, der anschließend entsteht, fände eine neue ursprüngliche Akkumulation statt – die ursprüngliche Akkumulation ist die erste Akkumulation, es kann entsprechend keine zweite oder neue ursprüngliche Akkumulation geben, das ist unhaltbar absurd, inkohärent, kognitive Dissonanz – entsprechend habe sich Peru von einem halbfeudalen in ein kapitalistisches Land verwandelt. Das ist auch eine Frage, die die Genossen der KPP bekämpfen, und die bekämpft werden muss und das ist auch eine entscheidende Frage innerhalb der IKB insgesamt.

Dieser Standpunkt ist parallel zu dem Standpunkt der MLPD über die angeblichen neuimperialistischen Länder17, die Frage der Türkei usw., was wir in unterschiedlichen Zusammenhängen diskutiert haben.

Was der Volkskrieg tatsächlich gemacht hat, war die allgemeine Krise des bürokratischen Kapitalismus im Moment seiner Zerstörung zu vertiefen. Das ist die hauptsächliche Form, wie der Volkskrieg seinen Widerhall innerhalb der Basis der alten Gesellschaft zum Ausdruck gebracht hat.

In den Stützpunktgebieten der Neuen Macht auf dem Land wurden die halbfeudalen Eigentumsverhältnisse weggefegt, da sprechen wir von nicht mehr als einigen Tausend Volkskomitees auf dem höchsten Entwicklungspunkt wenn jedes Volkskomitee einem Dorf entspricht, dann sind das ein paar Tausend Dörfer von unterschiedlicher Größe. Dort wurde die demokratische Revolution durchgeführt.

Aber was nachher passiert ist, als diese Volkskomitees besiegt wurden und die alte Ordnung zurückgekehrt ist, ist nicht die Evolution als Sprung zum Kapitalismus, sondern eine Restauration der halbfeudalen Verhältnisse. Also eine Restauration der alten Macht, der Staat hat seinen Klassencharakter durch den Volkskrieg nicht geändert. Die Macht, die der alte Staat wiederherstellt, entspricht seinen Klasseninteressen, das heißt den Interessen der Großgrundbesitzer. Das konnte dann in einigen Aspekten in „modernerer“ Form gemacht werden, weil man nicht Formen von vor 200 Jahren wiederherstellen muss, man kann das gleiche Ausbeutungsverhältnis wiederherstellen, aber in moderner Form. Statt „die Produktion der Hacienda Garcia“ oder „Hacienda de Sol“, oder wie das hieß, heißt diese Einheit jetzt „Produktionsfirma Agro Garcia“, also man ändert die Namen der Formen von Zeit zu Zeit, aber das Ausbeutungsverhältnis, das mit der Restauration der alten Macht wiederhergestellt wird, entspricht dem Klassencharakter der alten Macht und entsprechend wird sich dieser wiederherstellen. Es ist nicht so, dass der Volkskrieg die Klasse der Großgrundbesitzer in Peru liquidiert hätte.

Zusammengefasst hat der Volkskrieg vor allem die Krise des bürokratischen Kapitalismus vertieft in dem 3. Moment der Entwicklung des bürokratischen Kapitalismus, das heißt in dem Moment seiner Zerstörung, der 1980 mit der Einleitung des Volkskriegs begonnen hat. Was innerhalb dieses Moments dazu kommt, kann nur vorübergehendes Aufblühen sein, denn so wie wir uns in einem Prozess bewegen, in dem jede Niederlage für uns temporär, aber unser Sieg sicher ist, geschichtlich gesprochen bewegt sich auch die Großbourgeoisie innerhalb dieses Moments. Sie kann temporäre Siege erringen, temporär aufblühen, das ist nicht komisch, das ist ein Teil des Kampfes der Widersprüche und ihrer unterschiedlichen Seiten. Aber das bedeutet nicht, dass die Bourgeoisie nicht zur Niederlage verurteilt ist. Und deswegen bedeutet das nicht, dass nur weil die KPP, der Volkskrieg, die revolutionären Kräfte eine Niederlage erlitten haben und die Bourgeoisie entsprechend temporäre Siege und ein Aufblühen erlebt haben, dass das ein anhaltender Zustand ist.

Dieses Aufblühen war immer vor allem mit einer Sache verbunden und zwar mit dem Rohstoffexport, also z.B. Erze, vor allem durch die Bergbauindustrie, aber auch anderes. Es war tatsächlich niemals eine Entwicklung der peruanischen Industrie oder der peruanischen Industrieproduktion, oder eine Rationalisierung der peruanischen Wirtschaft, oder eine Erhöhung der Agrarproduktion in diesem Sinne, sondern dieses vorübergehende Aufblühen wurde vor allem durch den Export von Rohstoffen erreicht. Da spielt in der ganzen Welt die Entwicklung des Sozialimperialismus in China eine entscheidende Rolle, denn dieser hat die Nachfrage nach Rohstoffen gesteigert. Das ist in Lateinamerika extrem präsent. Sehr viele Exporte gehen nach China und versorgen den chinesischen Markt mit den Rohstoffen, die er braucht. Wenn die Chinesen jetzt mehr Probleme haben, mehr versuchen, unabhängig zu agieren, hat das auch seinen entsprechenden Widerhall in der Vertiefung der Krise des bürokratischen Kapitalismus in Ländern wie Peru.

RB:

Daran anschließend, als kleinen Exkurs sozusagen: Würdest du sagen, dass der Einfluss des chinesischen Sozialimperialismus im Moment in Peru größer ist, als der des russischen Imperialismus? Also gab es in diesem Sinne eine Veränderung?

KSP:

Insgesamt gibt es in der gegenwärtigen Situation keinen Zweifel daran, dass der chinesische Sozialimperialismus in Lateinamerika viel einflussreicher ist als der russische Imperialismus. In den ökonomischen Fragen ist das fernab von jeder Diskussion. Die Diskussion in vielen Länder Lateinamerikas ist, ob die Yankees die Hauptunterdrücker sind oder die Chinesen. Es gibt keinen Zweifel, dass die Yankees das sind, aber wenn man rein ökonomische Daten betrachtet und die politischen und militärischen Aspekte außen vor lässt, mag das in einigen Fällen so erscheinen. Der Einfluss des russischen Imperialismus in Lateinamerika gründet sich, so wie überall, vor allem auf seiner militärischen Macht und diese ist begrenzt, weil dessen ökonomische Basis begrenzt ist. Die Russen können z.B. Kuba nicht so aufrechterhalten, wie sie das über Jahrzehnte konnten. Sie können keine günstigen Waren nach Kuba schicken und den kubanischen Staat als einen Vorposten in Südamerika aufrechterhalten, das geht nicht. Das kommt auch in der enorm tiefen Krise zum Ausdruck, in der sich Kuba heute befindet. Venezuela hat nie aufgehört Öl an die USA zu verkaufen. Dieses ganze Theater, dass Venezuela mit den Vereinigten Staaten gebrochen habe, das war nie der Fall. Die ökonomischen Beziehungen von Venezuela und den Vereinigten Staaten sind immer weiter gelaufen in unterschiedlichen Variationen, unterschiedlichen Formen usw., aber die Beziehungen wurden nie abgebrochen. Die Russen haben selbst Öl, warum also sollten sie venezolanisches Öl kaufen? Russland könnte auf keinem Fall da reingehen und die Ökonomie von Venezuela retten, die haben einfach nicht die ökonomischen Ressourcen dafür.

Also ja, Chinas Einfluss ist groß, ist wachsend, aber vor allem durch deren ökonomische Stärke, die vor allem mit Im- und Exporten verbunden ist. Allgemein gesagt ist aber auch in der Sphäre der Ökonomie der US-Imperialismus der „größte Blutsauger“.

RB:

In den Mai-Direktiven für das Lima Metropolitankomitee18 macht der Vorsitzende Gonzalo die Unterscheidung zwischen Aktivisten und Kommunisten. Wenn die Partei existiert und der Volkskrieg geführt wird, was ist dann die Stellung der Aktivisten innerhalb der drei Instrumente der Revolution, arbeiten alle Aktivisten in der Front, gibt es Aktivisten in der Armee, gibt es Aktivisten in der geheimen Arbeit? Wie war die ideologische Entwicklung der Aktivisten in Peru? Hat es sich hier hauptsächlich um junge Leute aus der Intelligenz gehandelt oder hauptsächlich um Massen?

KSP:

Wenn es zu den Namen kommt, mit welchen man ein Mitglied auf einer bestimmten Ebene von Organisation benennt, dann unterscheidet die KPP grundsätzlich zwischen drei Ebenen. Die erste Ebene sind die Parteimitglieder, die Kommunisten in Formierung, die Militanten. Die zweite Ebene sind die Kämpfer der revolutionären Armee.

Diese Kämpfer werden in Peru Kombattanten genannt, und das hat eine bestimmte Bedeutung, wenn wir uns heute die Situation in Libanon oder Palästina angucken. Kombattant ist ein spezifischer Begriff der im sogenannten „Recht im Krieg“ festgelegt wurde und bedeutet, dass man einer legitimen bewaffneten Streitkraft angehört, ein Kombattant ist, und kein Bandit. Ein Bandit ist nicht durch das Kriegsrecht geschützt und kann z.B. kein Kriegsgefangener werden. Ein Bandit ist ein Mensch, der sich bewaffnet in einem Kriegsgebiet herumtreibt und entsprechend laut Kriegsrecht einfach erschossen werden darf. Wenn man in einem Land Kriegsrecht einführt und deswegen in einigen Bereichen die Verfassung außer Kraft setzt, z.B. dass die Armee nicht im Inneren aktiv werden darf – natürlich muss in einer Kriegssituation, in der auf dem Territorium eines Landes Gefechte stattfinden, die Armee da selbstverständlich agieren können und auch bestimmte Autorität haben, das bedeutet die Armee darf z.B. Banditen erschießen. Deswegen hieß der Anti-Partisanen-Kampf bei den Nazis „Maßnahmen zur Banditenbekämpfung“19, nicht „Partisanenbekämpfung“. Heute spricht man nicht mehr von Banditen – wie man es im 2. Weltkrieg getan hat – sondern von „Terroristen“. So spricht man diesen jeden Schutz ab, den das Recht im Krieg“ gewährt Aber laut dem Recht im Krieg“ ist es gar nicht schwer, Kombattant zu sein. Partisanen sind auch Kombattanten und definitiv sind z.B. die Kämpfer der Hisbollah Kombattanten, da gibt es keinen Zweifel. Denn was man braucht, ist eine klar definierte Führungsstruktur, also eine Hierarchie innerhalb der Armee, und man muss grundsätzlich anerkannte Abzeichen haben, wozu z.B. eine Armbinde ausreicht. Diese Sachen können die Genossen alles nachlesen.20 Aber das bedeutet, die Kämpfer der Hisbollah sind Kombattanten, keine „Terroristen“. Sie erfüllen alle Anforderungen, um Kombattanten zu sein. Das ist für uns nicht der Hauptaspekt, aber wie gesagt, die Bezeichnung Kombattant ist nicht zufällig gewählt, wenn wir über die Kombattanten der Volksguerillaarmee (VGA) sprechen.

Innerhalb der Massenorganisationen der Partei arbeiten die Aktivisten. Die Massenorganisationen der Partei arbeiten auf der Ebene der Front, sie dienen dazu, die Front aufzubauen und auf einer bestimmten Stufe der Entwicklung machen sie die Front aus. In der Neuen Macht, wo alle Massen organisiert sind, bedeutet das, dass alle Massen mindestens in einer Massenorganisation der Partei organisiert sind. Das ist der Unterschied zwischen den drei Begrifflichkeiten.

Alle drei sind Genossen. Das Wichtigste ist nicht, ob man Aktivist oder Militanter ist, das wichtigste ist, auf welcher Seite der Barrikade du stehst. Stehst du auf der Seite der Revolution oder der Konterrevolution, bist du Genosse oder nicht. Das ist das erste Kriterium. Manchmal haben wir die Tendenz, dass wir ein bisschen zu viel über Sachen reden, die eigentlich gar nicht sooo wichtig sind. Auf spanisch gibt es da einen Unterschied, der sehr wichtig in der Partei ist: Parteimitglieder sind „Camaradas“, was das gleiche Wort ist wie „Kamerad“, aber alle anderen Kämpfer, Aktivisten und Massen, die mit uns arbeiten, sind „Compañeros“, was eher „Genosse“ ist. „Compañero de escuela“ bedeutet hingegen „Schulkamerad“, das wechselt also ein bisschen, das sind keine exakten Übersetzungen ins Deutsche, aber „Camarada“ ist Parteimitglied und „Compañero“ ist kein Parteimitglied. Das ist der markanteste Unterschied, wenn man sich den Sprachgebrauch der Partei anguckt, aber weil die Partei klandestin ist, heißen natürlich alle „Compañeros“, die „Camaradas“ sagen das nur unter sich zueinander. Das bedeutet, in der täglichen Arbeit sind alle „Compañeros“, wenn man nicht nur mit Parteimitgliedern arbeitet.

In Bezug darauf, wie die Genossen organisiert werden, hat das natürlich mit der Entwicklung der Partei zu tun und in welcher Stufe sie sich befindet, in welchem historischen Moment. Die Forderungen an Militante sind sehr hoch, das ist eine ausgewählte Truppe, das sind diejenigen, die die Besten sind, die am meisten Bereitschaft und die größte Hingabe haben und vor allem vollständig –und das ist der Knackpunkt – ihr Leben voll und ganz dem Kampf für den Kommunismus widmen. Es kann natürlich sein, dass innerhalb bestimmter Arbeiten, oder bestimmter interner Apparaten einer Partei, die geheim sind, auch Aktivisten mitmachen. Es kann sein, dass diese dort Unterstützung leisten. Aber das sind dann natürlich besondere Formen der Organisation.

Man muss die Kirche im Dorf lassen. Was genau ein Aktivist ist, was genau ein Kämpfer ist, was genau ein Militanter ist, sind Fragen, die sich mit der Revolution entwickeln. Klar, der Unterschied ist da und sollte da sein, sonst gibt es keine Führung, sonst wird die Führung nicht in der Hand der proletarischen Vortruppe sein und dann landen wir in einer politisch-militärischen Organisation à la Revisionismus, und am Ende wäre das Wichtigste nicht, wer ein guter politischer Führer, sondern wer ein guter Kämpfer ist, also Militarismus.

Aber was ein Aktivist tut oder nicht tut - da verstehen wir nicht, warum das manchmal so wichtig für die Genossen ist. Wichtig ist, auf welcher Seite der Barrikade du stehst, damit fangen wir an.

RB:

Ok, ich mache direkt mit der nächsten Frage weiter: Wie wurde konkret unter den Genossen gegen die Pseudotheorie der minderwertigen weiblichen Natur vorgegangen? Nicht nur im ideologischen Sinne, sondern auch im Organisatorischen.

KSP:

Man kann den ideologischen Aufbau und die ideologische Schmiedung nicht von der politischen Schmiedung und nicht von der organisatorischen Schmiedung trennen. Das wäre eine Absurdität. Der Kampf wird natürlich mit dem Studium geführt, mit der Ideologie des internationalen Proletariats, dem Marxismus-Leninismus-Maoismus, im Fall von Peru mit Gonzalodenken, hauptsächlich Gonzalodenken, mit der Schmiedung im Programm und den Statuten der Partei und der Parteieinheitsbasis21, also die gesamten Dokumente der Parteilinie, und das wird dann im organisatorischen System umgesetzt.

Wenn wir z. B. festlegen, dass es keinen Unterschied nach Geschlecht bezüglich der Aufgaben innerhalb der Partei gibt, was sozusagen der Ausgangspunkt ist, dann werden die Aufgaben nicht nach Geschlechtern verteilt, sondern danach, welche politische Kapazität du hast. Diese Verteilung der Aufgaben, diese Verteilung der Führung ist dann natürlich die konkrete Umsetzung von der Zerschlagung dieser Theorie. Man bringt die Genossinnen vorwärts, indem man die Genossinnen ideologisch und politisch schmiedet, in der Ideologie und dem Programm und der Linie. Dann kriegen die Genossinnen auf dieser Basis Aufgaben, um die politischen Aufgaben innerhalb des organisatorischen Systems zu erfüllen. So schafft man weibliche Führung. Durch diese weibliche Führung wird die Pseudotheorie der minderwertigen weiblichen Natur in der Praxis zerschlagen. Der Kernpunkt ist, Genossinnen als Führung zu fördern. Die Praxis der KPP zeigt mit aller Deutlichkeit, dass man damit sehr erfolgreich ist. Konkret waren in einigen Momenten die Mitglieder des Zentralkomitees mehrheitlich Genossinnen, 80%des Politbüros waren in einigen Momenten Genossinnen22 und der Ständige Ausschuss war zum Zeitpunkt des Parteitages zu 2/3 von Genossinnen besetzt. Das waren die Genossin Norah, und die, die später die Ratte Miriam wurde und der Vorsitzende Gonzalo. Es war erst nach dem Tod von Genossin Norah, dass Feliciano dann inkorporiert wurde und das höchste Führungsgremium der Partei mehrheitlich von Männern besetzt war. Vorher gab es auf allen drei Ebenen eine Mehrheit an Frauen; Zentralkomitee, Politbüro und Ständiger Ausschuss.

RB:

Ja, Feliciano ist ein gutes Stichwort, um die nächste Frage anzuschließen: Welche Probleme gab es nach der Gefangennahme des Vorsitzenden Gonzalo, die dazu geführt haben, dass sich keine neue Führung „etablieren“ konnte? Ist die Partei seit der Gefangennahme des Vorsitzenden Gonzalo führungslos? Hat sich die Partei aufgelöst?

KSP:

Die Frage ist teilweise falsch formuliert, weil sie von Tatsachen ausgeht, die sich so nicht ergeben haben. Deswegen müssen wir mit der Situation vor der Gefangennahme des Vorsitzenden Gonzalo anfangen, dann das Problem der Verhaftung, um über den Prozess danach besser sprechen zu können.

Konkret gab es natürlich in der KPP vor der Gefangennahme des Vorsitzenden Gonzalos Probleme. Worüber am meisten gesprochen und in öffentlichen Texten dargelegt wurde, ist der Kampf der im ersten und zweiten Plenum des Zentralkomitees geführt wurde und auch über den, der im dritten Plenum stattgefunden hat.23 Wenn wir uns den Kampf in den drei Plena, von denen bekannt ist, dass sie seit dem ersten Parteitag stattgefunden haben, angucken, war das ein Kampf gegen Positionen, die dazu tendiert haben, sich als ROL innerhalb der Partei zu strukturieren, was aber durch die Führung des Zweilinienkampfes durch den Vorsitzenden Gonzalo verhindert wurde. Diese ROL konnte sich erst in den Gefängnissen strukturieren. Das ist auch in dem Artikel über die ROL24 herausgearbeitet und dargelegt. Aber das bedeutet natürlich, wenn es Menschen gibt, die rechtsopportunistische Positionen haben, also nicht nur Ideen, Kriterien und Haltungen, dass das natürlich auch eine entsprechende Praxis repräsentiert. Und diese Praxis hatte, als das Mitglieder im Zentralkomitee waren, in bestimmten Apparaten natürlich eine massive Auswirkung. Da gab es Probleme bezüglich des Zweilinienkampfes in der Partei und es ist Kampf darüber geführt worden. Diese Probleme zu negieren, macht die Gefangennahme des Vorsitzenden Gonzalo zu etwas, das aus heiterem Himmel kam, etwas, das keine Vorgeschichte hat, etwas das unmöglich ist zu verstehen, weil doch vorher alles perfekt war.

Das war es nicht. Dazu gab es andere Probleme, z. B. wurde auf dem ersten Parteitag ein Vorfall kritisiert, bei dem ein Mitglied des Zentralkomitees vergessen hatte, die Miete für eine Wohnung zu bezahlen und als Resultat ist die Vermieterin in diese Wohnung gekommen und hat grundsätzlich das gesamte Adressenarchiv für den Teil der Arbeit des Zentralkomitees, für den dieser Genosse verantwortlich war, gefunden. Was extrem eng mit allem, was mit Logistik usw. zu tun hatte, verbunden war. Ein guter Genosse, er ist später als ein Held des Volkskriegs gefallen, ein Genosse dessen Name nicht auf irgendeine Art und Weise in den Schmutz gezogen werden sollte, aber er hat vergessen, die Miete zu bezahlen und deswegen sind hunderte, wenn nicht tausende von Adressen in die Hände der Reaktion gefallen. Solche Probleme von Liberalismus und anderen Ausdrücken, die vor allem in der Arbeit in der Stadt zum Ausdruck gekommen sind, haben große Konsequenzen gehabt.

Der Putsch, der sogenannte Selbstputsch, von Fujimori – das Schwein ist jetzt krepiert – bedeutete, dass der Yankee-Imperialismus die direkte Kontrolle im kontersubversiven Krieg, also dem konterrevolutionären Krieg, übernahm. Der Selbstputsch bedeutete eine weitere Entwicklung dahin, dass man mit Problemen, mit denen man vorher durchgekommen war, nicht mehr durchkommen konnte. Dieser Prozess, hatte schon sehr stark mit den Einflüssen der CIA begonnen(die Zentralisierungen der Informationen, die Zentralisierung der Geheimdienste, die zentral koordinierte Führung aller repressiven Organe des alten Staates in einer Hand). Viele Sachen, mit denen man früher, durch die Schwäche des Staates, durch die Probleme, die es auf Seiten der Reaktion gab, durchgekommen ist - auch wenn das immer einen Preis gehabt hat, der aber verhältnismäßig gering war, hatten größere Konsequenzen. Jeder kleine Fehler, der früher in der Frage des Liberalismus und der fehlenden Militarisierung der Apparate innerhalb der Stadt existiert hat, hatte dann fatale Konsequenzen.

Ohne diese Fehler, diesen Typ des Liberalismus, wäre diese Situation nicht entstanden. Es fallen Materialien in falsche Hände: Bevor der Vorsitzende Gonzalo gefangengenommen wurde, ist ein Archiv der Partei in die Hände der Reaktion gefallen mit vielen internen Materialien, die nicht in die Hände der Reaktion hätten fallen sollen. Dann war es auch nicht nur der Vorsitzende Gonzalo, der gefangengenommen wurde. Vor seiner Gefangennahme sind viele Mitglieder des Zentralkomitees festgenommen worden, und auch nachher. Das war ein Prozess, in dem vor allem durch die Fehler, die in der Stadt existiert haben, viele führende Genossen ins Gefängnis gekommen sind oder getötet wurden.

Als der Vorsitzende Gonzalo gefangengenommen wurde, ist es nicht nur Vorsitzender Gonzalo, der gefangengenommen wird, sondern er wird zusammen mit Miriam gefangengenommen, die zu dem Zeitpunkt die zweite Verantwortliche der Partei ist. Diese beiden, auch wenn der Vorsitzende Gonzalo natürlich eine Sonderrolle als der Führer der Revolution hat, machen 2/3 des Ständigen Ausschuss aus, welcher damals aus Vorsitzendem Gonzalo, Miriam und Feliciano bestand.

Außerdem wird im gleichen Lokal Maria Pantoja festgenommen, welche ein Mitglied des Politbüros war. 2/3 des Ständigen Ausschuss und ein Großteil des Politbüros, wurde dann auf einen Schlag festgenommen.

In Freiheit bleiben einige Mitglieder des Zentralkomitees. Diejenigen, die davon am bekanntesten sind, waren Feliciano – der wie gesagt Mitglied des Ständigen Ausschuss und für das Hauptregionalkomitee verantwortlich war, also das Regionalkomitee, welches insbesondere Ayacucho aber auch Huancavelica, Junin usw. umfasste – aber auch Margie Clavo (ihr Kampfname war Nancy), welche auch Mitglied des Politbüros war, und derjenige, der als Artemio bzw. als Julio bekannt war. Dieser war Verantwortlicher für das Regionalkomitee in Huallaga.

Das bedeutet, die Verantwortlichen für die beiden wichtigsten Regionalkomitees (d.h. das Hauptregionalkomitee Ayacucho usw. und das Regionalkomitee Huallaga, welches das grundlegende Regionalkomitee war, also das zweitwichtigste Regionalkomitee) waren beide frei. Beide waren frei bis 1999, bis Feliciano verhaftet wurde, oder Kriegsgefangener wird, um das korrekter auszudrücken.

Das bedeutet, die Behauptung, dass die Partei nach der Gefangennahme des Vorsitzenden Gonzalo führungslos wäre, stimmt überhaupt nicht, das ist nicht wahr. Das ist, was die ROL behauptet hat, das ist was die Avakianisten usw. verbreitet haben. Die zentralen Führungsstellen in der Partei und der revolutionären Armee waren da, sie wurden nicht vernichtet, sie wurden nicht gefangengenommen. Wir wissen von mindestens drei anderen ZK-Mitgliedern, die frei waren. Das waren insgesamt mindestens sechs Mitglieder des Zentralkomitees, die zu dem Zeitpunkt frei waren. Diese haben die Arbeit weiter geführt und es gibt wichtige Dokumente aus dieser Zeit und diese sollten die Genossen kennen.

Ein Kerndokument, um die Situation zu verstehen, ist das Dokument „Declaration“ des Zentralkomitees mit Anlass der Gefangennahme des Vorsitzenden Gonzalo, in dem das Zentralkomitee25 öffentlich Stellung nimmt für die Rede des Vorsitzenden Gonzalo, die Aufgabe den Kampf fortzusetzen usw. Es gibt die Resolution für die Kampagne für die Feier des 100. Jahrestages der Geburt des Vorsitzenden Mao26 usw. usf., ein paar Erklärungen des Zentralkomitees, die auch zeigen, dass das Zentralkomitee versucht hat die Aufgaben fortzuführen.

Die Arbeit des Zentralkomitees funktionierte und der Volkskrieg entwickelte sich weiter, es gab Schwierigkeiten, aber es wurden z.B. bewaffnete Streiks in Lima durchgeführt, es wurden sehr massive Kämpfe auf dem Land weitergeführt, aber es gab auch eine sehr starke Eskalation des konterrevolutionären Krieges. Die Reaktion flog z.B. erstmals mit Flugzeugen Luftangriffe auf die Stützpunktgebiete; vorher hatte man hauptsächlich Helikopter benutzt, jetzt fing die Reaktion an, massiv Gebiete zu bombardieren.

Innerhalb der Stadt sah das so aus: Wenn man vorher bei einer Malung verhaftet wurde, dann wurde man gefoltert. Man ist nicht zwangsläufig ermordet worden. Man wurde auf eine Art und Weise in Gewahrsam genommen, aber die Reaktion hat das geändert und die Genossen sofort erschossen, d.h. man wurde nicht verhaftet, sondern auf der Stelle getötet, wenn man eine Malung gemacht hat.

Die Universitäten in Peru hatten einen noch höheren Grad der Autonomie als in Deutschland, ohne die Erlaubnis des Direktors durfte die Polizei die Uni nicht betreten. Was die Reaktion tat, war regelrechte Militärbasen auf den Uni-Campussen aufzubauen. Stell dir den Zentralbereich der Uni vor; da hängen beim ASTA die Transpis mit den unterschiedlichen Parolen, so war das in Peru auch, aber da hingen die Transparente der KPP. Dann etabliert die Armee plötzlich gegenüber eine Militärbasis und kontrolliert alle, die in dem Gebäude ein- und ausgehen. Das ist, was tatsächlich passiert ist.

Das bedeutet, die Bedingungen sowohl auf dem Land, als auch in der Stadt haben sich verschärft. Und vor allem in der Stadt war der Preis sehr hoch. Die Anzahl der Verhaftungen ist stark angestiegen, genau wie die Anzahl der Toten, es gab eine Welle des weißen Terrors. Aber die Partei konnte diese Situation relativ gut handhaben, die Partei hat die Pläne weitergeführt und der Volkskrieg ging weiter und es war nicht so, dass es eine Stimmung der Niederlage gegeben hätte „jetzt geht alles bergab, weil der Vorsitzende Gonzalo weg ist“. Diese Stimmung ist erst mit der großen Lügengeschichte der angeblichen Kapitulation des Vorsitzenden Gonzalo entstanden.

Das war sozusagen der entscheidende moralische Schlag gegen die Revolution. Der entscheidende Schlag war nicht die Gefangennahme des Vorsitzenden Gonzalos selbst, denn die Revolution ging weiter, das Zentralkomitee arbeitete.Es war klar, dass es eine Führung gab, und diese Führung war anerkannt. Erst mit der Lügengeschichte wird die Führung in der Tat aberkannt und die Probleme entwickeln eine ganz andere Dynamik. Dabei spielt die entscheidende Rolle dieser Infiltrationsprozess, der dann aus dem Gefängnis heraus zu steuern versucht wird, was auch in dem Artikel beschrieben wird, und die unendlichen Spitzeltätigkeiten, die dann betrieben werden. Das führt zu enormen Problemen. Aber auch in dieser Situation sind die hauptsächlichen Führer auf Ebene des Politbüros, auf Ebene des Ständigen Ausschuss, auf der Ebene des Zentralkomitees noch in Freiheit.

Aus dieser Zeitperiode gibt es unterschiedliche Dokumente usw., die publiziert27 wurden, aber ein sehr wichtiges Dokument ist vom März 1995. Der ganze Name des Dokuments ist „Gegen die völkermörderische und landesverkäuferische Diktatur, beharrt auf den Volkskrieg!“, also auf spanisch „Contra la dictadura genocida y vendepatria, persistir en la guerra popular“28.

Dieses Dokument ist das Resultat von einem Treffen der Partei, des Zentralkomitees, und eine wichtige Rolle in seiner Ausarbeitung spielte diese Nancy. Sie hat eine wichtige Rolle in der Partei gespielt. Sie wurde zweite Verantwortliche nach Feliciano. Sie hatte eine höhere Verantwortlichkeit in der Partei als z.B. Artemio, der damals für die stärksten militärischen Einheiten der Partei in der Huallaga Region verantwortlich war.

Diese Nancy wird sehr kurz nachdem dieses Dokument fertig ausgearbeitet wurde, einige Wochen oder Monate später, festgenommen. Sie wird Kriegsgefangene und zusammen mit ihr fällt auch ein anderes Mitglied des Zentralkomitees, welcher innerhalb der Parteigeschichte als solcher nicht besonders wichtig war, in die Hände der Reaktion. Er war in dem Moment Teil des Zentralkomitees und spielte eine Rolle, aber er war kein Mitglied des Zentralkomitees beim ersten Parteitag, wurde später inkorporiert und die Bedeutung seiner Rolle war, dass er für die Parteiarbeit im Ausland verantwortlich war.

Weil das CoRIM wusste, dass Nancy sehr wichtig war, weil sie ein paar Monate vorher ein wichtiges Treffen im Namen der Partei mit dem CoRIM geführt hatte und weil sie, als sie festgenommen wurde, einen sehr kämpferischen Ausdruck gehabt hat – sie hat persistir, persistir, persistir also „beharrt, beharrt, beharrt [auf den Volkskrieg!] gerufen –, wurde sie dann von dem CoRIM sehr stark hervorgehoben, denn dieses versuchte eine Spaltung zwischen den Genossen des Zentralkomitees und dem Vorsitzenden Gonzalo zu befördern. „Wir unterstützen das Zentralkomitee und nicht Gonzalo, weil wir wissen nicht was die Position von Gonzalo ist“, war ihr Motto; das war die Liquidation der Partei, die sie vorantreiben wollten.

Mit der Verhaftung von Nancy kommen eine Menge Probleme in die Führung, vor allem Probleme in die Führung der Auslandsarbeit. Das ist, wo die ersten Probleme in den Verbindungen mit dem Kontakt zum Zentralkomitee und der Auslandsarbeit entstehen, was dann für die IKB von enormer Bedeutung ist. Die Auslandsarbeit war es natürlich auch, die – entsprechend den drei für die MPP festlegten Aufgaben (u.a. der Weltrevolution zu dienen, und innerhalb dieser der RIM) - mit der RIM zu tun hatte und die die Parteiarbeit in der RIM gemacht hat.

Wer zu diesem Zeitpunkt als zentrale Führung in der Partei übrig blieb, waren vor allem die beiden Verantwortlichen für die Regionalkomitees. Also Artemio in Huallaga und Feliciano in Ayacucho. Nach dieser Welle der Verhaftungen wurde ein Beschluss getroffen, dass die Partei grundsätzlich alle Kader aus den Städten zurückzieht, um Verhaftungen zu vermeiden.

Im gleichen Jahr wird dann, ohne Margie Clavo (Nancy) ein anderes Dokument verfasst, das sehr wichtig ist. Dieses Dokument heißt „¡Superar el recodo, desarrollando la guerra popular!29 also „Überwindet die Krümmung, entwickelt den Volkskrieg!“. Eine der Aufgaben, die in diesem Plan festgelegt wurden, ist die Einberufung des 4. Plenums des Zentralkomitees. Diese Aufgabe wurde also in einem Dokument von September 1995 gestellt und ist bis heute nicht erfüllt worden.

Das Plenum des Zentralkomitees ist natürlich entscheidend um militärische Pläne, Aufbaupläne usw. beschließen zu können. Das heißt, diese dringende Aufgabe, die gestellt wurde, wird auch im Verlauf bis zu Felicianos Verhaftung, von September 1995 bis Juli 1999, nicht erfüllt. In dieser Periode gibt es einen allgemeinen Plan, der Teil des 6. großen militärischen Plans ist, in diesem Fall mit dem „Plan Superar“ also „Überwindet die Krümmung, entwickelt den Volkskrieg!“, aber kein neuer allgemeiner, angepasster Plan wird angenommen.

Da fangen die groben Probleme wirklich an. In dem Dokument „Superar“ gibt es auch einen Teil, der nicht öffentlich ist, also es gibt interne Aspekte in dem Dokument, das ist nicht ungewöhnlich, das ist normal, und in diesem Dokument kommen auch ein paar Selbstkritiken, bezüglich der Frage, ob man zu spät war, den Faschismus also den Charakter der Regierung Fujimoris als faschistisch zu definieren, und man fängt an, über Probleme in der Frontarbeit zu reden.

Das ist wichtig dafür, was später kommt. Erst mal war es notwendig, ein neues Plenum durchzuführen, um neue Pläne zu beschließen und dann kann man sich natürlich auch die Notwendigkeit vorstellen, neue Mitglieder ins Zentralkomitee zu inkorporieren (einige neue Mitglieder wurden in diesem Prozess schon kooptiert, aber alle solche Beschlüsse sollten eigentlich auf einem Plenum beschlossen werden). Dafür brauchte man dieses Plenum. Aber dieses Plenum wurde, wie gesagt, nie durchgeführt.

Trotzdem arbeitete man mit diesem Plan weiter und ein neuer Plan wurde 1998 angenommen, ohne die Erfüllung aller Aufgaben des „Plan Superar“. Der neue Plan heißt „Vereint das Volk gegen die faschistische, völkermörderische, landesverkäuferische Diktatur, entwickelt den Volkskrieg mehr“, auf spanisch „Unir al pueblo contra la dictadura fascista, genocida y vendepatria, desarrollando más la guerra popular30. Im internen Parteiaufbau wurden die Aufgaben nicht erfüllt und jetzt ist plötzlich die Rede davon, das Volk zu vereinen. In dem Dokument „Superar“ wurden schon Andeutungen gemacht, dass Fehler in der Frontpolitik gemacht wurden. Was hiermit verbunden ist, ist das Argument, welches das CoRIM und andere, wie die RCP, immer benutzt haben, um zu zeigen, dass die Lügengeschichte wahr sei, dass es alte Mitglieder der Führung seien, die jetzt behaupteten, dass der Vorsitzende Gonzalo das sagt und deren Aussagen sozusagen Beweis dafür seien.

Ende 1995 gibt es ein Fernsehinterview, in welchem Margie Clavo31, auch unterstützt von diesem anderen Mitglied des Zentralkomitees Jorge Olivares – Roldan war sein Name in der Partei –, beide öffentlich „Selbstkritik“ machen und „die Position des Vorsitzenden Gonzalo annehmen“, weil sie jetzt „im Gefängnis direkt mit Vorsitzendem Gonzalo sprechen“ könnten. Wodurch sie ihr Argument dann wieder bestärkt sahen. Diese Sache ist verbunden mit der „Unir al pueblo“, also dem Plan von 1998.

RB:

Einmal kurz zum Verständnis, CoRIM stellt sozusagen den Vorsitzenden Gonzalo gegen das ZK, oder wie? Weil sie glauben, dass an dieser Friedensbriefgeschichte irgendwas dran ist?

KSP:

Nein, die glauben das nicht nur, die sind intern vollständig überzeugt, dass der Vorsitzende Gonzalo hinter den Friedensbriefen steckt und, dass es die Aufgabe des CoRIM bzw. der RCP ist, weil die RCP und das CoRIM sind in diesem Fall grundsätzlich synonym, dem Zentralkomitee den richtigen Weg zu zeigen, um mit „den Fehlern von Gonzalo“ zu brechen, um den Volkskrieg weiterzuentwickeln.

Die Rolle, derer sich Avakian hier annimmt, ist zu sagen, er könne jetzt alles vernichten, was Gonzalo gesagt hat, also das Gonzalodenken. Er behauptet, dass das Gonzalodenken falsch sei und weil die These, dass Vorsitzender Gonzalo „Jefatura“, also Führerschaft der Partei und der Revolution ist, auf diesem Denken basiert und weil dieses Denken falsch sei, könne er auch nicht der Führer sein. Deswegen müsse die RCP das Zentralkomitee unterstützen, sodass dieses einen Prozess der Selbstkritik einleiten könne, in welchem es dann mit dem Gonzalodenken brechen soll. Deswegen hat deren Überzeugung, dass Vorsitzender Gonzalo mit der Lügengeschichte zu tun hat, einen politischen Zweck. Das passt zu deren Plänen. Die wollen nicht, dass etwas anderes wahr sein kann. Deswegen dient es deren Sache, diese Geschichte immer wieder zu propagieren.

Aber reden wir jetzt über die Frage der Führung und den Plan „Unir al pueblo“. Als dieser Plan kam, kamen auch eine Reihe von anderen Dokumenten, die offenbar direkt mit Huallaga verbunden waren. Man sieht, dass innerhalb der Partei auf Führungsebene etwas passiert ist. Hierbei ist wichtig, was wir schon besprochen haben, dass in dem anderen Dokument die Frage der Front und wie man den Charakter der Regierung versteht, schon angesprochen wurde, und dann kommen neue Sachen, z.B. Flugblätter vom Regionalkomitee in Huallaga mit der Parole „Freiheit für die politischen Gefangenen“.

Die Partei hat diese Parole niemals benutzt, das ist niemals eine Parole der KPP gewesen.Die KPP hat diese Parole niemals benutzt und es ist eine falsche Parole, wenn man sie im Volkskrieg benutzt. Denn es geht darum, dass unsere Gefangenen Kriegsgefangene sind, die innerhalb der Leuchtenden Schutzgräben des Kampfes was die Gefängnisse sind weiter kämpfen und wir können natürlich innerhalb eines revolutionären Krieges auch Gefangenenaustausch oder Vergleichbares machen, aber wir bitten die feindliche Streitmacht nicht, die Kriegsgefangenen freizugeben das ist keine Parole, die wir erheben. Das ist so, als wenn die ukrainische Regierung eine Deklaration machen würde mit dem Titel „Freiheit für unsere Kriegsgefangenen in Russland“. Was ist das für eine politische Forderung? Schwachsinn.

Aber dieser Typ von Forderungen und auch andere Formulierung kommen auf, so dass man merkt hier ist etwas los, aber da ist der Plan der Partei und im Grunde genommen entspricht es der Parteieinheitsbasis, trotzdem gibt es merkwürdige Dinge und Probleme.

Der Moment, in dem zum ersten Mal das Zentralkomitee vollständig aufhört zu funktionieren, ist der 14. Juli 1999, als Feliciano festgenommen wird. Er wird durch eine militärische Operation festgenommen, die vom Verräter des Regionalhauptkomitees durchgeführt wird. Konkret durch die Spitzelei und direkte Zusammenarbeit mit Raul. Dieser kommuniziert mit Feliciano, bzw. mit dem Sicherheitsverantwortlichen für Feliciano, über Radio und lockt ihn in eine Falle, also ein reiner Verrat. Raul – der Bruder von José – wurde vor ein paar Jahren getötet. Es gibt ein ganzes Buch32 über diese Sache und das ist auch nichts, was José je verneint hätte. Für die war diese Aktion eine, (wörtliches Zitat) „Säuberung des Zentralkomitees“. Also eine Parteisäuberung des Zentralkomitees, und das, indem Feliciano in die Hände der reaktionären Armee ausgeliefert wurde.

RB:

Nochmal, bitte. José wusste von dieser Aktion? Also um sozusagen einen internen Gegner in der Partei auszuschalten. Für die eigene War-Lord-Stellung?

KSP:

Ohne ein reales Beispiel von uns zu nehmen, aber sagen wir, dass ein Genosse in einer Struktur wie der proletarische Vorhut in Formierung in diesem Land verantwortlich sei für die Arbeit im Osten, und dieser wüsste, wo sich das zentrale führende Organ der proletarischen Vorhut in Formierung trifft, und dieses Wissen an die Reaktion übergebe, um sich dann selber verantwortlich zu machen. Das ist das gleiche Vorgehen. Aber das wird von diesen Schweinen als eine Säuberungsaktion des Zentralkomitees verkauft.

Ab diesem Moment wird dann diese Tendenz, die es teilweise schon gegeben hat, dass kein Plenum abgehalten wurde, dass keine neuen Pläne gemacht wurden, sondern die Regionalkomitees sich relativ selbständig entwickelten, verschärft.

Es gab in dem Moment Kontakt mit der Auslandsarbeit, aber diese Auslandsarbeit wird auf unterschiedliche Art und Weise infiltriert und es gibt auf allen Ebenen unterschiedlich Probleme.

Ab diesem Moment explodiert die Sache vollständig.

An diesem Punkt - als, laut der Hierarchie der Partei, Artemio (bzw. Julio, das ist die gleiche Person) die Verantwortung übernehmen sollte und das formal auch so anerkannt wird - spaltet sich die Partei in der Praxis in zwei große relevante Teile. Das ist die Arbeit im Regionalkomitee Huallaga und im Hauptregionalkomitee in Ayacucho, welches dann von José, seinem Bruder und dieser ganzen Bande übernommen wird.

Von diesem Zeitpunkt an kann man davon reden, dass die Partei ohne eine zentrale Führung ist. Es gab auch Probleme in den Zeiten mit Feliciano, es war nicht so, dass alles perfekt war, aber es hat funktioniert, der Volkskrieg wurde weitergeführt und die Voraussetzungen für die Lösung der Probleme waren da, mit einer richtigen Handhabung des Zweilinienkampfes. Es hätte natürlich neue Sachen gebraucht usw., aber die Partei war noch intakt.

Aber in diesem Moment wird das Zentralkomitee in die Luft gesprengt. Was dann noch existiert, sind hauptsächlich diese lokalen Kriegsherren, die unterschiedliche Entwicklungen durchmachen.Es existieren Berichte über Genossen, Parteiführer, die Einheiten der revolutionären Armee führen, die um das Jahr 2010 darum kämpften die usurpierten Apparate zurück zu erobern. Aber diese wurden von den Kriegsherren ermordet. Soweit es uns bekannt ist, wurden diesbezüglich keinerlei Dokumente veröffentlicht.

Dann kann man sagen, dass das Problem war, dass Feliciano die ganze Zeit als der „rote Vorkämpfer“ interpretiert wurde usw. Natürlich haben die Genossen ihn damals so gefeiert, das war eine sehr wichtige Sache, die er gemacht hat nicht nur in Peru, wie gesagt, wegen der Bedeutung des Volkskriegs auf der Welt, auch international , aber dann hat auch er relativ schnell im Gefängnis kapituliert.

Was er gemacht hat, unterscheidet sich von den anderen Kapitulanten. Er hat nicht gesagt, dass er die Kapitulationslinie unterstützt, sondern er hat gesagt, er verabschiedet sich vom Marxismus insgesamt und hat ein Buch33 geschrieben, in welchem er dann behauptet, er habe jetzt verstanden, dass die bürgerliche Demokratie die beste Herrschaftsform ist, die es gibt usw. Er wird nicht nur zu einem Kapitulanten, sondern zu einem absoluten Renegat des Marxismus, was die Sache natürlich noch komplizierter macht. Nochmal: Dieser Prozess ist natürlich nicht von einen auf den anderen Tag gekommen, diese Probleme gab es vorher.

RB:

Bedeutet das, dass im Prinzip von 1995 bis 1999 keine neuen Mitglieder ins Zentralkomitee kooptiert wurden, also für vier Jahre?

KSP:

Es kann schon sein, dass es neue gab, aber welche das waren, ist nicht bekannt.

RB:

Und wenn, dann nicht auf dem formalen, korrekten Wege sozusagen, oder?

KSP:

Das Zentralkomitee und jeder Apparat kann grundsätzlich in jedem Moment, wenn es notwendig ist, Mitglieder kooptieren, aber das Problem ist, auf welcher Grundlage das geschieht. Das Problem sind die Pläne, mit welchen gearbeitet wird.

Wenn das Zentralkomitee, als die politische Führung der Revolution, seine Aufgabe erfüllen soll, dann muss es auch die politischen Pläne festlegen und damit, welche Ziele zu erreichen sind. Wenn man keine neuen Pläne ausarbeitet, oder richtige neue politische Parolen festlegt, dann läuft man im besten Fall im Kreis. Stagnation. Man muss einen Plan haben, der der bestehenden Situation entspricht. Diese Pläne werden in einem Plenum angenommen und in einem Plenum könnte man dann auch solche Sachen klären, wie das Zentralkomitee tatsächlich funktionieren sollte, also die Hierarchie innerhalb des Zentralkomitees definieren.

Es ist natürlich ein Problem, wenn du kein Plenum des Zentralkomitees hast, dieses würde die Anwesenheit aller Mitglieder des Zentralkomitees bedeuten. Das bedeutet, es gab in dem ganzen Prozess ab 1995 bzw. seit dem 3. Plenum bis heute kein Treffen, bei dem alle Mitglieder des Zentralkomitees anwesend waren, um Beschlüsse zu treffen. Wenn das so gewesen wäre, wäre das ein Plenum gewesen. Es kann sein, dass es irgendwelche Zusammenkünfte oder vergleichbares gegeben hat, bei denen es um kürzere Treffen ging, aber ein ordentliches Treffen des Zentralkomitees, bei dem alle neuen Sachen etabliert worden wären, neue Pläne vorbereitet worden wären usw., hat nicht stattgefunden – zumindest hat niemand in der Internationalen Kommunistischen Bewegung davon gehört. Es gibt einige Informationen über ein Treffen von Genossen, die den Kampf für die Reorganisierung der Partei führen. Das ist jedoch schon mehre Jahre her und die Ergebnisse der Beschlüsse, die auf diesem Treffen getroffen worden sein müssen, sind uns unbekannt. Es gibt natürlich sehr viele Dinge die wir nicht kennen und über welche wir überhaupt nicht urteilen können.

Das ist ein entscheidender Punkt, den man nicht unterschätzten darf. Bedeutet das, dass die Partei nicht existiert? Nein, natürlich existiert sie weiter, solange es Militante gibt, existiert die Partei weiter, aber – und das ist jetzt der Punkt, der relevant ist – diese Militanten, die weiter existieren, sind bis heute nicht in der Lage das Zentralkomitee zu reorganisieren und als tatsächlich führendes Organ der Partei zu etablieren.

Das ist Ausdruck von Schwäche und das kann man nicht anders sehen. Wie wir uns zu dieser Sache verhalten? Unterstützung für den Kampf für die Reorganisierung der Partei, eine Aufgabe die grundsätzlich seit „Superar“ läuft und seit 1999 akut ist. Man unterstützt die Genossen nicht korrekt, indem man mitspielt und sagt, nein, es gibt überhaupt keine Probleme, alles läuft in geordneten Bahnen. Dazu kommt der sehr große Schaden, der durch die Infiltration der Auslandsarbeit der KPP gemacht wurde. Die Genossen, die bis 1999, mit Problemen, weil der Apparat infiltriert wurde, die Linie des Zentralkomitees umgesetzt haben, den Volkskrieg verteidigt haben, fest basiert auf der Parteieinheitsbasis der Partei und unter Führerschaft des Vorsitzenden Gonzalo, fangen an zu behaupten, dass das Zentralkomitee funktioniert.

Bis Ende 2010, Anfang 2011, wurde das auch hier in Deutschland propagiert, also z.B. auf der Webseite des Verein Neue Demokratie, bspw. in „Hauptrede der Volksbewegung Peru auf der Internationalen Konferenz in Hamburg, 4. Dezember 201034. Das bedeutet, die Genossen, die diese Arbeit 10 Jahre lang gemacht haben, haben die IKB angelogen, weil die Genossen nicht korrekt über die Situation in Peru informiert waren.

Diese Sache hat viele Ursachen. Es ist eine Frage, die die peruanischen Genossen natürlich intern analysieren müssen, aber das hat eine sehr entscheidende Rolle in der Liquidation der Arbeit gespielt, auch in Peru. Denn die Genossen, die in Peru für die Linie der Partei waren, haben von den Genossen im Internet zu lesen bzw. die Information bekommen, dass alles in Ordnung sei, selber aber konnten sie sehen, dass das überhaupt nicht stimmt. Das hat für viele Genossen in Peru natürlich einen sehr stark demoralisierenden Effekt gehabt. Es wurde auch behauptet, dass José für die Partei verantwortlich sei oder dass José die Linie des I. Parteitags und des Vorsitzenden Gonzalo vertreten würde, obwohl alle in Peru wussten, dass das eine Lüge ist. Das war nicht so.

Dann gibt es in diesem ganzen Prozess unterschiedliche Momente, unterschiedliche Stufen, wie sich das entwickelte. Ab Anfang 2005 war da grundsätzlich eine Veränderung in der Auslandsarbeit und es wurde noch viel, viel schlimmer. Die Rechte setzte sich auf eine ganz andere Art und Weise durch und die Infiltrationsarbeit konnte vollständig ungestört auf Führungsebene weitergehen, um die gesamte Auslandsarbeit zu liquidieren was dann auch passierte. Mit Ausnahme von einigen wenigen, die dann anfingen das wieder aufzubauen, diejenigen die als MPP – Deutschland arbeiten bzw. mit VND und so weiter.

Aber es gibt einige krasse Beispiele vor allem aus 2008/09. Es war so, dass es über eine längere Periode keine Berichte gegeben hatte und es war klar, dass Sachen nicht stimmten. Dann kam ein Bericht, der zum ersten Mal eine Auswertung der Situation der Partei gab und da wurde z.B. festgestellt „wir haben 65% von allem verloren und jetzt ist die Aufgabe … zu machen“. Aber was dann auch in diesem Bericht beschrieben wurde, war ein Kampf gegen diejenigen, die „Aktionen machen wollten, um Aktionen zu machen“, also die Aktionen in der Stadt, das ist eine Schlüsselformulierung. Dies ist dann im Ausland auf öffentlichen Vorträgen verbreitet worden. Es wurde erklärt, wie jetzt die Situation der Partei sei, wie der Zweilinienkampf der Partei wäre und alles mit Videos usw. untermauert. Und dann stellte sich raus, dass das ein Dokument war, das direkt von José kam oder direkt von der Polizei, denn es stimmte kein Wort, das darin stand.

Durch die Auslandsarbeit wurden diejenigen kritisiert, die dafür waren, die Aktionen in der Stadt weiter zu entwickeln. Das wurde als ein falscher Standpunkt dargestellt, der bekämpft werden müsse und entsprechend wurde die gesamte militärische Arbeit in den Städten eingestellt. D.h. grundsätzlich mit der Sprengung des Zentralkomitees hören auch die bewaffneten Aktionen in den Städten auf. Das bedeutet, dass diese in der Praxis eine freie Zone für die Reaktion wurden. Die einzige Ausnahme sind einige Aktionen, die nachher festgestellt wurden, welche von Genossen ausgeführt wurden und es scheint so das ist jetzt etwas, das eines Tages die peruanischen Genossen selber feststellen müssen –, dass das die letzte militärische aktive Einheit der Partei war, die wirklich eine Schlagkraft hatte. Diese wurde 2003/04 liquidiert. Sie hatte nur eine militärische Schlagkraft, sondern vor allem auch ein politisches Gewicht, das vielleicht tatsächlich die Reorganisierung der Arbeit hätte führen können.

Die Arbeit, die im Ausland gemacht wurde, wurde dann tatsächlich mobilisiert, um diese Genossen zu bekämpfen, die ohne jeden Zweifel heutzutage zumindest zur Linken gehört hätten. Das war eine sehr negative Rolle, die durch die Auslandsarbeit gespielt wurde und das hat natürlich innerhalb der IKB nur die Rechte gestärkt. Das ist erst vollständig aufgeflogen, als José ein Fernsehinterview gibt, in welchem er – ohne Platz für Missverständnisse zu lassen – seinen reaktionären Klassenhass gegenüber dem Vorsitzenden Gonzalo zum Ausdruck bringt. Es gibt auch weitere Interviews mit seinem Bruder. Darin werden Dinge wie „Vorsitzender Gonzalo ist ein Terrorist, ein Mörder, wir fordern, dass er ausgeliefert wird, wir erschießen ihn auf der Stelle“ gesagt35. Eine Schweinerei nach der anderen und eine Absurdität nach der anderen, über den „gegenwärtigen chinesischen Sozialismus“ und noch so viel mehr, also nur Absurditäten.

Erst dann macht VND, hier in Deutschland, einen vollständigen Bruch mit der Situation und publiziert ein Dokument36, welches diesen ganzen Prozess analysiert; dieses Dokument ist zugänglich auf der Webseite der Genossen und alle Genossen sollten das gelesen haben. Aber das passiert 2011, wo all der immense Schaden schon über ein Jahrzehnt lang verursacht wurde. Über ein Jahrzehnt wurde international eine Situation der Partei propagiert, die überhaupt nichts mit der Realität in Peru zu tun hatte. Der Schaden, der damit an der Glaubwürdigkeit der Partei entstanden ist, ist natürlich immens.

Nach dieser Situation rückt dann die Aufgabe der allgemeinen Reorganisierung der Partei natürlich in den Vordergrund und da haben die Genossen eine wichtige Selbstkritik gemacht und eine sehr gute Rolle gespielt. Andere Parteien und Organisationen in der IKB haben in dieser ganzen Zeit auch sehr wichtige Beiträge gemacht.

Als Resultat dieses Prozesses erscheint dann nach ein paar Jahren das Interview mit der sogenannten „Genossin Laura“ aus Vizcatan, als Beweis dafür, dass jetzt die Sachen kraftvoll in der richtigen Spur sind. Die Kräfte, die zusammen mit José gekämpft haben, fangen an Selbstkritik zu machen usw. Von diesem im März 2017 veröffentlichten Interview37 gab es viele Interpretationen. Das Problem ist, dass es in diesem Interview eine Menge Sachen gibt, die vorne und hinten nicht stimmen.

Angeblich macht „Genossin Laura“ in diesem Interview eine Selbstkritik, weil sie der Position Josés gefolgt war. Ja, das kann sein, aber wenn sie dann anfängt zu erzählen, was sie tatsächlich über die politische Situation denkt und was für sie wichtig ist usw., kommen Aussagen, die kein Militanter der KPP treffen kann; z.B. zitiert sie als einen wichtigen Einfluss und großes Vorbild für sich bis heute, einen Ausschnitt aus einer Novelle „El Mundo ancho y ajeno“38 („Die Welt ist weit und fremd“) von Ciro Alegria. Es geht um eine Szene in diesem Buch, in der ein ausländischer Ingenieur die Internationale singt und die peruanischen Bauern, die gezwungen sind in den Minen zu arbeiten, folgen ihm und sind berührt davon. Darüber sagt sie, dass das so eine kraftvolle Szene des Internationalismus sei. Nein, ist es nicht. Ciro Alegria ist von der APRA und der ganze Punkt, der mit dieser Szene gezeigt werden soll, ist, dass die peruanischen Bauern nicht auf dem Niveau der internationalen Arbeiterklasse wären und entsprechend einen ganzen Prozess dahingehend durchmachen müssten. Was sie in dem Interview ein Beispiel des Internationalismus nennt, würde ein Kommunist der KPP, vor allem eine Führerin, niemals sagen können. Das ist unmöglich und jeder sollte das wissen.

Sachen wie diese und ein paar andere machen deutlich, dass etwas schief läuft. Aber das Problem ist: was zur Hölle ist mit „Genossin Laura“ passiert? Dieses Interview wurde offiziell irgendwann 2014 gemacht und wurde dann 2017 im Ausland publiziert. Was ist seitdem mit „Genossin Laura“ passiert? Sie führte angeblich eine Gruppe Kombattanten der Armee. Aber was macht sie jetzt? In allen Berichten, die regelmäßig in der peruanischen Presse veröffentlicht werden, wird sie bis heute innerhalb der militärischen Struktur von José dargestellt. Die letzte große militärische Kampagne gegen José ist 1,5 bis 2 Jahre her, da gab es eine massive Einkreisungskampagne der Armee, die bombardiert und tausende Soldaten usw. geschickt haben. Das komplette Organigramm von Josés Struktur wird veröffentlicht und da ist „Laura“. All diese Jahre über war „Laura“ immer dabei. Also hat dieser Mensch vielleicht das Interview gegeben, aber am Ende hat sie mit José niemals gebrochen, sondern unter der Führung von José gearbeitet.

Wenn man beachtet, dass sie selber sagt „Derzeit wird es [das Gonzalodenken] durch eine opportunistische, als links getarnte rechte Linie, die derzeitige Führung, unterdrückt“, d.h. Laura sagt, dass die gegenwärtige Führung Rechtopportunisten sind, und dann macht sie eine ganze Auflistung von all deren revisionistischen Standpunkte und Praktiken, um zu dem Ergebnis zu kommen „All diese Probleme müssen in einem harten Zweilinienkampf inmitten des Sturms der Revolution gelöst werden, den wir bereits entfesselt haben.“,39 d.h. das Problem mit dem konterrevolutionären Kriegsherren José soll als ein Widerspruch innerhalb des Volkes mit Zweilinienkampf behandelt werden. Dass eine solche Handhabung ein Fehler ist, eine Verwechslung des Charakters des Widerspruchs, ist eine Sache, aber Laura wusste zum Zeitpunkt des Interviews, dass José keine „interne Opposition“ akzeptiert und solche Fragen dadurch löst, dass er seine „Gegner“ einfach erschießt.

Wenn sie später in dem Interview sagt Um ihnen die Unbesiegbarkeit der Revolution zu beweisen, genügt es, sich daran zu erinnern, was die Presse und die Reaktionäre selbst sagen:40 und dann Auszüge aus der reaktionären Presse über Aktionen, die alle von den Streitkräften unter der Führung von José handeln (komischerweise aus 2009, also auch keine aktuellen Beispiele, als das Interview gegeben wurde), dann ist die Sache ganz offenbar.

Diese Sachen wissen die Genossen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Aber niemand traut sich das öffentlich zu sagen, weil das bedeuten würde, dass der „letzte Beweis“, dass es militärische Aktionen in Peru gibt, zunichte gemachte würde. Diese Haltung macht das ganze Problem aus.

Wir haben mit unserer Sichtweise auf den Volkskrieg angefangen, aber in der Hauptsache interessiert es uns jetzt nicht, ob es im Volkskrieg in Peru Probleme gibt. Das ist nicht der Beweis, ob der Volkskrieg einen Wert hat oder nicht, ob die KPP einen Wert hat oder nicht, ob der Vorsitzende Gonzalo einen Wert hat oder nicht. Das interessiert uns natürlich in Hinsicht auf die Entwicklung der proletarischen Weltrevolution und der Revolution in Peru als Teil davon, aber das ist nicht die Kerndiskussion für uns.

Aber, wenn Genossen den Zustand des Volkskriegs und der Partei heute zum entscheidenden Punkt erklären, in dem sie einfach nicht die Realität darlegen, dann sind diese Genossen natürlich für viele Kräfte begründeter Weise unglaubwürdig. Das ist auch der Grund, weshalb wir dieses Gespräch führen müssen und die Genossen mehr über diese Sachen informieren müssen. Denn wenn unsere Genossen zu jemandem gehen, der etwas Ahnung von Peru hat und sagen: In Peru läuft der Volkskrieg in geordneten Bahnen und wir erobern jetzt die Macht. Wir sind im strategischen Gleichgewicht und nichts hat sich verändert. Alles ist wie früher, wir müssen nur ein paar Probleme lösen.“ Ja dann sagen die Menschen, „du spinnst, das stimmt nicht“ und es stimmt auch nicht.

Es gibt Probleme, und die Probleme sind hauptsächlich, dass es jetzt keine Genossen gibt, die in Theorie und in Praxis gezeigt haben, dass sie ein funktionierendes Zentralkomitee aufbauen können. Bis das Problem gelöst wird, wird dieser Zustand in der Partei fortbestehen. Das bedeutet, die Aufgabe, die der allgemeinen Reorganisierung der Partei voran gehen muss, ist die Wiederherstellung eines funktionierenden Zentralkomitees, welches dann tatsächlich Konsequenzen ziehen kann. Deswegen sagen wir ein funktionierendes Zentralkomitee. Es geht nicht nur darum, etwas mit dem Namen Zentralkomitee zu haben, sondern eines, das ein 4. Plenum, oder eine nationale Konferenz, oder egal wie man es nennt, organisieren kann, - ein Parteitag wäre nicht notwendig, es geht nicht darum, die Einheitsbasis zu ändern - wo dann neue Pläne41 etabliert werden. Es geht um Pläne, die dann von der Partei durchgeführt werden und diese können natürlich nicht herausgearbeitet werden, ohne eine Auswertung. Es gibt keinen neuen Plan ohne den vorherigen Plan auszuwerten. Das ist es, was getan werden muss.

Man kann spekulieren, aber offenbar haben viele Genossen ein Problem, weil die Genossen nicht verstehen, wie wir uns zu der Figur des Vorsitzenden Gonzalo zu verhalten haben. Genauer gesagt zur geschichtlichen Figur des Vorsitzenden Gonzalo, darum glauben sie, dass Kritiken gleich einen Angriff auf den Vorsitzenden Gonzalo bedeuten, was absurd ist. Das ist ein Beitrag zu dieser ganzen Problematik, der nicht zu unterschätzen ist.

Nochmal zusammenfassend: Die Probleme der Partei sind nicht erst mit der Gefangennahme des Vorsitzenden Gonzalo aus heiterem Himmel gekommen. Es gab vorher schon Probleme. Mit der direkten Übernahme der Führung des konterrevolutionären Krieges durch den Yankee-Imperialismus und der allgemeinen Zentralisierung des peruanischen Staatsapparats, vor allem der Armee, den Geheimdiensten und der Polizei, und der Eskalation des konterrevolutionären Krieges, der in der Stadt stattgefunden hat, konnten diese Probleme ausgenutzt und Vorsitzender Gonzalo festgenommen werden. Nach der Festnahme des Vorsitzenden Gonzalo hat das Zentralkomitee seine Aufgabe weiter erfüllt und den Volkskrieg fortgeführt. Der wirkliche Schlag gegen den Volkskrieg kommt mit der Lügengeschichte, als die Spaltung in der Partei vorangetrieben wird. Bis dahin war die Situation handhabbar. Dann erst fängt sozusagen die wirkliche Krise an. Diese Situation wird auch gehandhabt, bis 1999. Weil die Probleme aber nicht gelöst wurden, sondern sich verschärft hatten, explodiert das Zentralkomitee der Partei. Seitdem gibt es Genossen und einzelne Komitees, die weiter arbeiten usw., aber es gibt kein funktionierendes Zentralkomitee, das die ganze Partei führt. Das ist eine Tatsache.

Viele Sachen haben mit diesem 10-jährigen Prozess zu tun, in dem das totale Chaos geherrscht hat und in dem auch richtige Standpunkte bekämpft wurden, z.B. dass man militärische Aktionen in der Stadt weitermacht. Das Gewicht dieser 10 Jahre sollte man nicht unterschätzen. Deswegen war die Infiltration der Auslandsarbeit durch die Polizei ein sehr schwerwiegender Beitrag zu dieser ganzen Problematik.

RB:

Ich habe dazu zwei Fragen. Die erste Frage wäre: Würdest du sagen, dass diese mindestens 4 Jahre, in denen man versäumt hat, das 4. Plenum durchzuführen, dass die auch zu der Tendenz beigetragen haben, unabhängige Königreiche zu bilden? Wenn man tatsächlich keine Versammlung einberuft, die auch eine offizielle Beschlusskraft hat, wie ein Plenum, auf dem man Pläne macht und in dieser Zwischenphase die Verantwortlichen Prestige haben, ohne ein tatsächliches Parteigremium?

KSP:

Eindeutig: Ja. Aber wie gesagt, da gibt es auch äußere Umstände. Die ganzen Kontakte, alles wurde durch die Spitzelei der ROL bekannt. Man hatte einem massiven militärischen Angriff standzuhalten und das alles unter Bedingungen, in denen man den unangefochtenen Führer der Partei verloren hatte, dadurch , dass der Vorsitzende Gonzalo in Kriegsgefangenschaft geraten war, während eine massive ideologische Kampagne durchgeführt wurde, dass er ein Verräter sei. Dass es da schwer war, das 4. Plenum zu organisieren, ist zu beachten, aber ja, natürlich hat das eine Rolle gespielt. So denken wir.

RB:

Das bedeutet im Endeffekt: Es gibt keine bewaffneten Formationen, die bekannt sind, außer die feudalen Kriegsherren von José? Verstehe ich das richtig?

KSP:

Es gibt seit vielen Jahren überhaupt keine zuverlässigen Berichte (mit Ausnahme von dieser Geschichte mit Laura, von der sich dann auch herausstellte, dass sie nicht zuverlässig war), die die Existenz solcher Formationen tatsächlich bestätigen.

Aber, und das ist ein sehr wichtiger Punkt, um zu verstehen was der Volkskrieg in Peru ist, und weshalb wir auch sagen können, dass der Volkskrieg tatsächlich weiterhin existiert: Jeder Militante der KPP ist auch Kämpfer der Volksbefreiungsarmee. Das bedeutet es gibt Kämpfer, es gibt Parteizellen, es gibt Parteistrukturen und das bedeutet in diesem Sinn gibt es auch weiterhin militärische Einheiten. Die revolutionäre Armee existiert. Sie ist zwar in Kleinteile gespalten, im Vergleich zu ihrer ehemaligen Größe, aber sie existiert.

Was dann immer dazu kommt, sind die massiven Volkskämpfe. Z.B. war da der Kampf im Zusammenhang mit dem Sturz der Regierung Castillo. Da gab es mehr als 50 Tote42 und da gab es Aktionen, bei denen sehr deutlich war, dass da bewaffnete Kampfabteilungen agiert haben. Der einzige Akteur, der sowas in diesen Gebieten macht, ist die Partei - in der einen oder anderen Form. Das war klar, d.h da gibt es höchstwahrscheinlich Genossen. Nun haben die peruanischen Genossen von VND auch einige Berichte über die Kämpfe im Norden publiziert. Liest man genau, dann schreiben sie nicht, dass das die Partei war. Wenn man das aber schnell liest und nicht richtig hinschaut, dann gewinnt man aber leicht diesen Eindruck, und so haben die Genossen das natürlich auch geschrieben. Wir denken jedoch, das war keine besonders gute Art und Weise um über diese Angelegenheiten zu schreiben.

Es gibt tatsächlich keine Beweise dafür, dass die Partei das war. Aber es gibt immer wieder Fälle bei denen es so sein könnte oder höchstwahrscheinlich so ist, usw. Wir glauben aber, dass es eine krasse Tatsache ist, die sich nicht verneinen lässt,dass als der Vorsitzender Gonzalo ermordet wurde, überhaupt keine Aktionen in Peru durchgeführt worden sind. Es gibt zwar Berichte über einige Malungen, die irgendwie existiert haben, aber eine militärische Aktion oder etwas um zu sagen, „Wir gehen den Weg des Vorsitzenden Gonzalo weiter“, oder Sachen, wie sie im Ausland passiert sind,ist in Peru nicht geschehen. Das sind Tatsachen. Das kann man nicht verleugnen.

Die revolutionäre Armee hat nicht kapituliert. Sie ist zum Großteil zerschlagen, aber die Genossen sind da und sie kämpfen weiter. Das Problem ist: Wer übernimmt die Führung? Das gilt auch für die Massenarbeit, es gibt ohne Zweifel Genossen, die Massen bewegen und die der Linie der Partei folgen. Die Genossen von VND haben auch Dokumente dazu publiziert, das ist auch eine bisschen heikel, aber da werden regelmäßig aus Lima von einem Teil der Lehrergewerkschaft Flugblätter publiziert, die definitiv die ideologische und politische Linie der Partei vertreten. Es gibt auch Flugblätter und Statements, bei denen man dann auch auf Demos sieht, dass diese Genossen da sind, auch auf Facebook und anderen Plattformen. Dort werden dann Bilder von deren Aktivitäten publiziert. Die Lehrergewerkschaft in der Provinz ist in dem Sinne geschichtlich gesehen viel wichtiger, als die Lehrergewerkschaft in Lima, besonders da sie im Gebiet des Hauptregionalkomitees liegt. Man kann über die Kämpfe des Volkes sagen, es sei klar, dass da etwas geschieht, aber dass es eine zentralisierte einheitliche Führung mit einem gemeinsamen Plan für das gesamte Land gäbe, dem ist nicht so.

RB:

Dann zur zweiten Frage: Hat die Partei nach der Gefangennahme ausgewertet, wie diese Situation entstehen konnte und wenn ja, welche Schlussfolgerungen und Selbstkritiken wurden gemacht?

KSP:

Es wurden, wie gesagt, der Plan „Superar el Recodo“, also „Überwindet die Krümmung, entwickelt den Volkskrieg!“, sowie andere, kürzere Dokumenten veröffentlicht. Diese beinhalten teilweise Punkte, die nicht öffentlich gemacht wurden, in denen es aber mindestens drei oder vier Gelegenheiten gab, zu denen dann unterschiedliche selbstkritische Punkte hervorgebracht wurden, z.B. über Fehler, die gemacht wurden usw. Aber eine größere Auswertung, wie ein ganzes Dokument, das sich damit beschäftigt hätte, oder mehrere Seiten, d.h. mehr als die Stichpunkte, die genannt wurden, sind uns nicht bekannt. Insgesamt kann man sagen, ja, Selbstkritiken wurden gemacht, einige auch öffentlich, aber vor allem intern. Aber diese wurden nicht weitergeführt und weiterentwickelt und seit 1999, wie gesagt, gibt es da gar nichts mehr, soweit uns bekannt. Wir kennen einige Dokumente von Genossen, aber es ist nicht der Fall, dass etwas im Namen der Partei publiziert oder als Erklärung des Zentralkomitees kommuniziert worden wäre.

RB:

Jetzt haben wir schon über die Zentralisierung des konterrevolutionären Krieges durch die Yankees gesprochen, das ist auch teilweise Inhalt dieser Frage: Wie hat der reaktionäre peruanische Staat mit Hilfe der Yankees in konkreten Beispielen versucht, die Partei von den Massen zu trennen und wie ist die KPP gegen diese Angriffe vorgegangen?

KSP:

Wie der Vorsitzende Gonzalo das mit aller Präzision festgelegt hat, gibt es zwei Wege der Reaktion, zu versuchen, den Volkskrieg zu besiegen. Diese sind: Die Guerilla von den Massen zu isolieren oder die Führung zu vernichten. Die Guerilla von den Massen zu isolieren, ist eine Frage der Entwicklung der psychologischen Kriegsführung und der sogenanntenzivilen Aktionen“ der Streitkräfte. Bei letzteren haben sie z.B. Lebensmittel in den Armenviertel verteilt , oder versucht, bestimmte Grundbedürfnisse der Massen mit Almosen zu stillen,bis man die Guerilla erledigt hat. Auf dem Land hat man das sehr systematisch getan und sogenannte „sichere Dörfer“ errichtet, das heißt man hat die Dörfer auf dem Land, besonders im Hochland, zu einer Art militärischen Konzentrationslagern ausgebaut. Das sind keine Vernichtungslager im Sinne von Auschwitz, aber Konzentrationslager in dem Sinne, dass die Menschen dort leben und dort arbeiten müssen und dabei vom Militär kontrolliert werden. Das ist sehr massiv im Hochland durchgeführt worden und ebenso in Vietnam und in anderen Teilen des konterrevolutionären Kampfes in Zentralamerika.

Aber das Hauptproblem der Reaktion ist es, die Führung zu vernichten. Denn wenn die Führung in der Lage ist ihre Rolle zu erfüllen, dann schafft die Reaktion es nicht die Guerilla von den Massen zu isolieren. In dieser Frage hat man mit den Schlägen, die gegen das Zentralkomitee gerichtet wurden, Fortschritte gemacht und, wie gesagt, mit der Rolle der ROL und der Spitzeltätigkeiten, die zu all diesen Problemen geführt haben. Die Maßnahmen, die getroffen wurden, waren, wie wir dargestellt haben, z.B. dass das gesamte Zentralkomitee aufs Land zurückgezogen wurde. Aber offenbar haben sie das Problem nicht lösen können, da das Zentralkomitee nach 1999 nicht mehr funktionierte.

RB:

Die nächste Frage bezieht sich darauf, was der Volkskrieg in Peru im Vergleich zum Volkskrieg in China weiterentwickelt hat?

KSP:

Diese Frage hängt damit zusammen, warum wir überhaupt über den Volkskrieg sprechen, warum Peru eine so große Bedeutung für uns hat, warum wir dem Gonzalodenken so große Bedeutung beimessen und weshalb wir Vorsitzenden Gonzalo als den größten Marxisten-Leninisten-Maoisten unserer Zeit definieren und als Fortsetzer von Marx, Lenin und dem Vorsitzenden Mao Tse-tung. D.h. dies ist die Kernfrage, mit der wir uns hier tatsächlich beschäftigen.

Die wichtigste Errungenschaft der geschichtlichen Bedeutung des Volkskriegs in Peru ist bis heute – denn der Krieg nicht vorbei und er ist erst vorbei, wenn eine kämpfende Armee endgültig besiegt ist und das ist nicht der Fall –die Definition des Maoismus als eine neue, dritte und höhere Stufe des Marxismus. Vorsitzender Gonzalo hat auf die konsequenteste Art und Weise die Ideologie des internationalen Proletariats, was damals von den Kommunisten der Welt als Marxismus-Leninismus-Mao-Tse-tung-Denken definiert wurde, auf die peruanische Realität angewandt. Er hat mit der Entwicklung des Volkskriegs die vollständige Gültigkeit des Maoismus bewiesen,vor allem, indem er die universelle Gültigkeit des Volkskriegs bewiesen hat. Der theoretische und praktische Beweis für die allgemeine Gültigkeit des Volkskriegs ist also durch Vorsitzenden Gonzalo schon erbracht. Dieser Prozess, wie der Vorsitzende Gonzalo den Maoismus von all diesen Verfälschungen, der Rechten innerhalb der KPCh und von all den Angriffen auf den Maoismus,durch die chinesischen Revisionisten , gereinigt hat, wird in den zwei Ausgaben der offenen Zeitung der KPP aus den 70er Jahren „Voz Popular“43 sehr deutlich.

Das bedeutet, was Vorsitzender Gonzalo macht, ist, dass er das theoretische und praktische Werk des Vorsitzenden Mao nimmt und es in der Praxis beweist. Dieser Beweis ist wichtig für unsere Ideologie als Wissenschaft. Die Wissenschaftlichkeit kann mit praktischen Beweisen dargestellt werden. Man kann z.B. nicht beweisen, dass es Gott gibt. Auch wenn Scholastiker44, wie Thomas von Aquin45, versucht haben, einen Beweis zu erbringen, dass Gott existiert, ist dies am Ende auch eine Frage des Glaubens. Man kann nicht beweisen, dass Gott existiert. Dies ist ein Beispiel aus der Religion. Wenn du ein Beispiel aus der ökonomischen Wissenschaft der Bourgeoisie nimmst, ist die Frage des Homo oeconomicus46 eine zentrale, also des ökonomischen Menschen, der rationale Entscheidungen trifft.

Nennen wir ein Beispiel, das wir neulich auch mit anderen Genossen diskutiert haben: Du hast drei Typen von Cola. Die Cola von Aldi, die Cola von Rewe und Coca Cola. Würdest du rational entscheiden, würdest du immer die Cola wählen, die dir am Meisten für dein ausgegebenes Geld gibt. Jetzt kaufst du, wenn du allein bist, vielleicht die Aldi Cola, aber auf der Straße trinkst du die Coca Cola. Das ist eine total irrationale Wahl und du machst das, weil da eine Psychologie hinter steckt, mit Werbung und all diesen Sachen. Der Mensch trifft nicht immer rationale Entscheidungen, der Mensch ist kein Homo Oeconomicus. Das bedeutet, dass sich die ganze Frage um Konkurrenz drehen würde, denn die Konkurrenz basiere darauf, dass der mit den besten Produkten gewinnt und die ganze Grundlage zeige, dass der Kapitalismus immer die besten Waren für die Menschen produzieren würde, weil die Menschen rationale Entscheidungen treffen das stimmt nicht.

Wenn das schon in der Frage Coca Cola nicht stimmt, was eine banale Sache ist, wenn du das dann mit allen anderen Aspekten des Lebens vergleichst, dann zeigt das, dass die ganze Grundlage für die kapitalistische ökonomische Wissenschaft nicht stimmt. Die Linie, die sich durchsetzt, ist nicht diejenige, die die besten Produkte für den günstigsten Preis anbietet, sondern diejenige, die in der Konkurrenz die meisten Profite erreichen kann und die anderen so zerschlägt. Derjenige, der auf unterschiedliche Art und Weise am meisten ausbeuten kann, gewinnt. Aber nicht immer nur allein das, denn es zählt auch, welche Beziehungen du mit der Politik , mit dem Staatsapparat,mit dem Militär hast usw.

Alle Thesen des Marxismus kannst du mit praktischen Beispielen beweisen. Was ist die Kernfrage des Marxismus? Die Kernfrage des Marxismus ist die Philosophie, die materialistische Dialektik. Und da gibt es ein fundamentales Gesetz, das in jeder einzelnen Erscheinung existiert, die es gibt. Das ist das einzige Gesetz der Entwicklung der ewigen Materie. Das kann man beweisen. Kannst du ein Phänomen in der Natur oder der Gesellschaft vorlegen, welches keine Widersprüche beinhaltet? Das geht nicht. Du kannst Widersprüche in allem finden.

RB:

Sogar in Mathematik.

KSP:

Ja, auch in der Mathematik. Genau. Es gibt überall Widersprüche, und das kannst du beweisen. So auch, dass die Kommunistische Partei notwendig ist, um die Revolution siegreich zu führen. Wie viele siegreiche Revolutionen gibt es? Es gibt zwei. Es gibt auch andere von geringerer Bedeutung, aber zwei von großer weltweiter Bedeutung. Das sind die sozialistische Revolution in Russland und die demokratische Revolution in China. Natürlich auch die Große Proletarische Kulturrevolution (GPKR), wenn man diese als einen besonderen Typ der Revolution zählt. Alle drei wurden von der Kommunistischen Partei geführt. Welche andere siegreiche proletarische Revolution gibt es? Es gibt keine, die nicht von der Kommunistischen Partei geführt wurde, d.h. unsere Ideologie ist wissenschaftlich.

Das ist es, was Vorsitzender Gonzalo in Peru gemacht hat. Er hat gezeigt, dass alle diese Prinzipien des Maoismus richtig sind. Aber, weil es der Maoismus ist, ist es auch das theoretische und praktische Werk des Vorsitzenden Mao. Es sind Prinzipien, die dort etabliert und vom Vorsitzenden Gonzalo weiterentwickelt werden. Eine Frage, eine die von Marx kommt, „die allgemeine Volksbewaffnung“, ist eine Notwendigkeit, die durchgeführt wurde. Das hat Vorsitzender Gonzalo durchgeführt, indem in den Stützpunktgebieten alle Massen militärisch organisiert wurden. Das war in China nicht der Fall. Das Problem in der ganzen Frage der Restauration des Kapitalismus ist, dass jede einzelne der Restaurationen nur durch die Unterstützung des Militärs, der Armee möglich war. Die Linke in China, unter der Führung des Vorsitzenden Mao, hat dafür gekämpft, die Volksmiliz zu entwickeln, um die Armee zu ersetzen. Das führte dazu, dass die Volksmiliz in einem Moment 80 Millionen Mitglieder hatte. Sie hatten also Volksmilizeinheiten mit Fallschirmspringern usw. aber die Volksmiliz wurde nicht in die revolutionäre Armee integriert. In Peru wurde die Volksmiliz als Basisstreitkraft auf dem Land in die revolutionäre Armee integriert und als Miliz in den Städten. Das bedeutet, dass mit der Entwicklung der Revolution von Anfang an die Rolle der Miliz oder, wie sie es in Peru auf dem Land hauptsächlich genannt haben, der Basisstreitkräfte,, auf eine Art und Weise, wie es in der Revolution bis dahin niemals vorher gemacht wurde, verstärkt und entwickelt wurde. Das ist eine Weiterentwicklung von dem, was in China gemacht wurde.

Zur Frage des Verhältnisses zwischen den drei Instrumenten: Der Vorsitzende hat die Militarisierung der Kommunistischen Partei festgelegt und als organisatorischen Ausdruck davon, den konzentrischen Aufbau der drei Instrumente. Das führt dazu, dass durch die Armee die Front aufgebaut werden kann, weil die Partei sich militarisiert und weil die Partei die Armee absolut kontrollieren kann. Die Armee, das sind nicht nur die Hauptstreitkräfte oder die Guerillakräfte, sondern auch die Basiskräfte. Jede Ebene wird durch die Armee geführt und dadurch kann man die Front militarisieren, was auf dem Land mit der Neuen Macht als Konkretisierung der Front vollständig gemacht wurde. Das ist eine Entwicklung der Theorie des Vorsitzenden Mao von der Handhabung der drei Instrumente.

Dann gibt es die Frage, wie man den bürokratischen Kapitalismus versteht. Vorsitzender Gonzalo benutzt die These vom bürokratischen Kapitalismus, um die Analyse der peruanischen Gesellschaft zu entwickeln und beweist die Universalität und Funktionsweise des bürokratischen Kapitalismus als die Form, die der Kapitalismus in den unterdrückten Nationen annimmt. Das sind alles Sachen, die direkt mit der Entwicklung des Volkskriegs zu tun haben. Das ist für uns ein entscheidender Punkt in dieser Frage.

Zurück zur Philosophie, denn diese ist der Kern des Lebens der Partei. Wenn wir über die Partei sprechen, sprechen wir am Ende über die Frage der Philosophie und Weltanschauung. Wir verstehen, der Marxismus ist: 1.) der Standpunkt, d.h. proletarischer Klassenstandpunkt, das bedeutet sich in den Dienst der Klasse zu stellen. Wir sind nicht für die Wahrheit im Allgemeinen, wir sind nicht für die „Wahrheit“, sondern für das, was dem Proletariat dient und die Wahrheit dient der Entwicklung der proletarischen Revolution. Das ist es, was wir fördern, wir kämpfen für das Proletariat. 2.) die Weltanschauung, materialistische Dialektik, die Frage der Philosophie und daraus folgt 3.) die Methode.

Also Klassenstandpunkt, Weltanschauung und Methode. Was entscheidet, was wir tun, ist die Weltanschauung im Zusammenspiel mit unserem Klassenstandpunkt und das resultiert in der Methode. Worum es bei der Anwendung der Ideologie geht, also wie die Lehren aus China in Peru angewendet werden, dann ist das eine Anwendung der entstandenen Prinzipien in der Frage der Methode, es ist aber auch Resultat aus der Entwicklung des ideologischen Verständnisses.

Vorsitzender Mao hat nie gesagt, dass es in jedem Land ein wegleitendes Denken bräuchte. Vorsitzender Gonzalo sieht, was die KPCh sagt und der Marxismus muss an die konkreten Bedingungen in jedem Land angepasst werden, er muss sozusagen eine nationale Form annehmen. Was in China das ist, wie das Mao Tse-tung-Denken ursprünglich entsteht. Das ist, was der Vorsitzende Gonzalo dann analysiert. Er sagt, diese nationale Form, diese nationale Anwendung des Marxismus, muss es in jedem Land geben, wir brauchen ein wegleitendes Denken in jedem Land. Das sind alles Anwendungen des Maoismus.

Dann kann man sich fragen, und das ist keine spekulative Frage, sondern eine Überlegung, die wir anstellen sollten: Wie sähe die IKB ohne den Vorsitzenden Gonzalo heute aus? Wir haben über den Moment gesprochen, in welchem der Vorsitzende Gonzalo den Volkskrieg eingeleitet hat, welche Bedeutung es hatte, die Fahne zu erheben. Was Vorsitzender Gonzalo gemacht hat, ist, er hat die historische Mission erfüllt, den Maoismus zu definieren und das ist die Bewaffnung, die die IKB in diesem Moment brauchte, um überhaupt weiter zu kommen, um diese Krise nicht zu verschärfen und den Revisionismus zu besiegen. Das hat Vorsitzender Gonzalo gegeben, indem er den Volkskrieg eingeleitet hat. Deswegen redet die ganze IKB über Maoismus.

Heute sind diejenigen, die sich Maoisten nennen, die IKB. Damals gab es keine andere Partei, die das auf Weltebene gemacht hat, da gab es vielleicht kleine Gruppen, die sich Maoisten genannt haben, aber keine wirkliche Partei in der IKB. Das war nur die KPP. Über 40 Jahre hat die KPP die Kampagne für den Maoismus durchgeführt. Erst mit der Gründung des IKBu wurde eine internationale Organisation auf Grundlage des Maoismus gegründet. Was natürlich ein riesiger Sprung ist und zu einer neuen Etappe der Kampagne für den Maoismus führt welche übrigens nicht vorbei ist.

All diese Sachen sind für uns von Bedeutung, wenn wir über den Volkskrieg in Peru reden, weil das die Kernfrage betrifft und das ist die Definition des Maoismus: Was ist der Maoismus? Wie ist er anzuwenden? Derjenige, der das bewiesen hat, ist der Vorsitzende Gonzalo. Warum aber hat dann die Revolution noch nicht gesiegt? Ja, so einfach ist das nicht. Aber wir können nicht sagen, dass, weil die Revolution 1905 niedergeschlagen wurde, die Sowjets falsch waren. Es war nur das Verständnis, dass die Sowjets das Werkzeug zur Lösung des Problems waren, das Lenin erlaubte, dieses zu benutzen, so dass die Oktoberrevolution durchgeführt werden konnte. Es gibt viele andere solcher Beispiele. Entsprechend ist dies der Grund, weshalb unsere Genossen diese Sache so genau verstehen müssen. Zu Verstehen, dass das, was hier auf dem Spiel steht, nicht die Frage ist, wie viele Stützpunktgebiete es heute in Peru gibt oder nicht gibt, sondern die Frage, was der Maoismus ist. Deswegen müssen wir uns mit dieser ganzen Problematik ausführlich und gründlich auseinandersetzen. Der wichtigste Beitrag des Vorsitzenden Gonzalo ist die Definition des Maoismus, ohne jeden Zweifel. Denjenigen, die mehr daran interessiert sind, welches genau die Beiträge des Vorsitzenden Gonzalo zur Entwicklung der Ideologie des Proletariats sind, empfehlen wir dringend das Lesen des Dokuments „Es lebe der Vorsitzende Gonzalo und sein allmächtiges Denken!“ von Februar 1994.47

Nur noch ein Punkt, der angesprochen werden muss, wenn wir über dieses Thema sprechen: Vorsitzender Gonzalo hat den Maoismus als neue, dritte und höhere Stufe des Marxismus definiert. Neu ist ganz klar, das versteht man, denn vorher war es Marxismus-Leninismus. Dritte ist ganz klar, weil vorher waren es zwei. Aber wo viele Genossen ein Problem beim Verstehen haben, und einige Parteien lehnen das konsequent ab, ist das höhere, also dass es eine höhere Stufe des Marxismus ist. Denn das Verständnis, warum es eine höhere Stufe ist, ist entscheidend, um zu verstehen, warum es hauptsächlich ist. Wenn man anerkennt, dass der Maoismus höher ist, muss man auch anerkennen, dass er hauptsächlich ist. Das ist das Problem, das einige Genossen überhaupt nicht verstehen. Die sagen, dass es höher ist, aber nicht hauptsächlich. Das führt wieder zu der Frage des Widerspruchs. Wenn alles in der Welt einen Widerspruch hat, dann haben wir auch einen Widerspruch innerhalb des Marxismus. Der Marxismus kann nicht ohne Widerspruch sein. Was ist dann der Widerspruch innerhalb des Marxismus? Zwischen dem Marxismus und dem Revisionismus? So, wie die These, über die wir am Anfang gesprochen haben, laut der die Probleme innerhalb des Aufbaus des Sozialismus auf die Probleme innerhalb der Entwicklung des Marxismus selbst zurückzuführen sind? Oder ist das der Kampf gegen eine andere Klasse? Der Widerspruch zwischen dem Marxismus und dem Revisionismus existiert, aber das ist nicht der interne Widerspruch im Marxismus. Der Widerspruch innerhalb des Marxismus muss im Kern immer der zwischen dem Neuen und dem Alten sein, dann kann man das weiter spezifizieren.

Das heißt, es gibt Sachen innerhalb des Marxismus, die nicht der Stufe der Entwicklung der Ideologie entsprechen. Diese ist, wie gesagt, wissenschaftlich und wurde erreicht durch Entwicklung der Theorie und Praxis des internationalen Proletariats und der Völker der Welt, hauptsächlich durch die Kommunistischen Parteien. Das heißt, es gibt Sachen, die Vorsitzender Mao sagt, die nicht in Übereinstimmung sind mit dem, was Engels sagt. Es gibt Sachen, die Vorsitzender Mao sagt, die nicht in genauer Übereinstimmung sind mit dem, was Marx sagt. Die Frage der Bedeutung der Revolution in den unterdrückten Nationen, nur um ein kleines Beispiel zu nennen. Es gibt viele, viele andere. Wenn es einen Unterschied zwischen Marx und Vorsitzendem Mao gibt, ist Vorsitzender Mao die höhere Stufe. Entsprechend geht es darum, nicht alles gleichzustellen, sondern es geht darum, die meist avancierte Stufe anzuwenden. Deswegen ist der Maoismus hauptsächlich. Deswegen muss man den Maoismus in den Vordergrund stellen. Das ist keine lineare, evolutionäre Entwicklung, sondern eine Entwicklung durch Sprünge. Sprung bedeutet Bruch.

Dieser Punkt ist sehr wichtig und das ist etwas, worauf wir an anderer Stelle, wenn wir mehr über allgemein ideologische Fragen sprechen, noch tiefer zurückkommen müssen. Aber wir glauben, es ist notwendig, das auch an dieser Stelle gesagt zu haben, denn das ist auch ein Charakteristikum des Gonzalodenkens, die materialistische Dialektik immer genau auf einer unglaublich hohen Form handzuhaben. Deswegen ist genau diese Definition, warum der Maoismus hauptsächlich ist, sehr wichtig. Denn es gibt einen Widerspruch im Marximus und wenn man das nicht akzeptiert, dann ist man erstens kein Marxist und man wird zweitens den Maoismus niemals verstehen.

RB:

Ich füge jetzt einfach eine Frage ein, weil das nämlich ein Thema ist, was glaube ich gut ist, wenn du das mehr ausführen würdest. Du hast ja gesagt, die allgemeine Gültigkeit des Volkskriegs wurde durch die Einleitung des Volkskriegs in Peru schon bewiesen. Jetzt könnte man natürlich argumentieren: „Ja, aber Peru ist eine unterdrückte Nation. Inwiefern soll das die Allgemeingültigkeit für eine imperialistische Nation bewiesen haben?“

KSP:

Also erstmal führt diese Frage wieder darauf zurück, was der Volkskrieg ist, und über welche Prinzipien wir reden, wenn wir über den Volkskrieg reden. Wir haben grundsätzlich 4 Kriterien:

1. die Anwendung der Ideologie des Proletariats,

2. die Notwendigkeit der Führung durch die Kommunistische Partei,

3. der Krieg der Massen und

4. die Neue Macht.

Vorsitzender Gonzalo hat bewiesen, dass man Neue Macht in einer Stadt mit 10 Millionen Einwohnern errichten kann. Er hat gezeigt, wie man die Revolution in einem Land durchführt, in dem ein Drittel der Bevölkerung in der Stadt wohnt, er hat das Problem des Organisierens in der Stadt gelöst und er hat das gemacht, indem er die Erfahrungen in den imperialistischen Ländern genau berücksichtigt hat, also die Partisanenkriege in Europa usw. Dass andere Leute das anerkennen, ist etwas anderes. Das sind zwei unterschiedliche Sachen. Eine Sache ist der Beweis, die andere Sache ist, dass die Leute das anerkennen. Also z.B. wurde in der Entwicklung der Geschichte seit langem bewiesen, dass die Erde rund ist und sich um die Sonne dreht. Das wurde mehr als oft genug bewiesen. Trotzdem haben die Kirche und andere Kräfte darauf beharrt, dass die Sonne sich um die Erde dreht. Nur weil etwas bewiesen ist, bedeutet das nicht, dass alle das anerkennen. Das ist die Frage, die hier zu unterscheiden ist.

Wenn der Volkskrieg in einer imperialistischen Nation siegt, oder sich sehr dauerhaft und langfristig entwickeln kann, dann ist das unumstritten, dann kann niemand versuchen, diese Beweise anzuzweifeln. Aber dann können wir auch ein bisschen realistisch sein und sagen, dass wir dann über die Endphase der proletarischen Weltrevolution reden. Dann spielt es nicht mehr so eine große Rolle, ob die Leute Bock haben, das anzuerkennen oder nicht. Also zu dem Problem „ist das bewiesen oder nicht, ist das eine Tatsache oder nicht“ ist das die Haltung, die wir haben müssen.Dass dann diejenigen, die uns bekämpfen, sagen „das ist doch kein Beweis“, das können die immer finden, dass das kein Beweis ist, dann kann man auch sagen „es gibt keinen Beweis in der Welt, dass die Diktatur des Proletariats gut ist, weil die Macht der Bourgeoisie restauriert wurde“. Wenn du diese Art und Weise der Argumentation benutzt, ja dann ist alles im Marxismus „nicht bewiesen“. Gibt es einen einzigen Beweis dafür, dass der Kommunismus erreicht werden sollte? Man kann dafür argumentieren, man kann das zeigen, man kann sagen ja, das wird so sein, denn das ist die Lösung des Widerspruchs zwischen gesellschaftlicher Produktion und kapitalistischer privater Aneignung, also dem Grundwiderspruch des Kapitalismus. Dieser Widerspruch wird gelöst und die einzige Lösung dafür kann der Kommunismus sein, also die Aufhebung des Privateigentums“. Aber darauf kann auch erwidert werdenja das glaubst du, und ich glaube dein Argument nicht“.

der Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und kapitalistischer privater Aneignung

Deswegen ist unser Problem, weshalb diese Frage auch bei Genossen so oft kommt, erstmal die fehlende ideologische Schulung die wir haben und dann auch das Verständnis von dem, was tatsächlich geschult wurde bzw. was man lernt, aber insbesondere auch die Haltung. Statt die feste Klassenposition des Proletariats anzunehmen und die Position der proletarischen Vorhut in Formierung in diesem Land zu verteidigen, stellen sich die Genossen hin und sagen ich muss mich hier laut den Spielregeln der Kleinbürger irgendwie nicht blamieren mit dem, was ich sage und weil ich kein versierter Agitator bin, halte ich lieber die Fresse und laufe vor dem Zweilinienkampf weg“. Aber es ist doch so, natürlich hat jeder Genosse in unterschiedlichem Grad unterschiedliche Verantwortlichkeiten, aber jeder Genosse hat die Pflicht, den Marxismus zu verteidigen, wenn notwendig mit Händen und Füßen, auf jegliche Art.

Dann ist es auch so, dass man durch Misserfolge lernt. Wenn das dann bedeutet, dass man ein oder zwei Mal ein paar Fehler gemacht hat, ist es doch das Wichtigste, dass man daraus lernt.Dass man die Sache ernst nimmt und das beim nächsten Mal richtig macht.D.h. man braucht keine Angst zu haben und vor allem sollte man keine Angst haben, dass man vor den Kleinbürgern eine schlechte Figur macht. Die ganze Ursache, warum unsere Bewegung Kommunismus heißt – das steht im Vorwort des Kommunistischen Manifests – ist, dass wir nicht salonfähig sein wollen. Deswegen haben Marx und Engels unsere Partei die Kommunistische Partei und nicht die sozialistische Partei genannt, weil der Sozialismus salonfähig war, der Kommunismus nicht. Wir wollen nicht salonfähig sein, wir wollen nicht, dass die Kleinbourgeoisie uns feiert. Und warum sollten unsere Genossen sich dann darüber Sorgen machen, ob die Kleinbourgeoisie sie akzeptiert?

In der Arbeit des Frontaufbaus und des Aufbaus der Massenbewegung ist das etwas Anderes, in dem Sinne, dass wir natürlich innerhalb der Front die Kleinbourgeoisie gewinnen müssen.Aber in der Frage der Diskussionen und politischen Debatten, können wir nicht die Gesetze und Festlegungen der Spießer akzeptieren. Die können ihr Spielereien machen, wir machen unsere.

RB:

Die nächste Frage hast du im Prinzip schon beantwortet: Welche Probleme bestehen aktuell innerhalb der KPP, die die Genossen daran hindern, vergleichbar kraftvolle Aktionen wie in den 80er Jahren durchzuführen?

KSP:

Ja, wir haben die Frage beantwortet – das Problem der Führung, das wir dargestellt haben.

RB:

Ja genau. Machen die Genossen seit der Sprengung des Zentralkomitees nur klandestine Arbeit?

KSP:

Nein. Wir denken, das ist mit dem, was wir über die Aktivitäten in der Lehrergewerkschaft in der Provinz und in Lima gesagt haben, sehr deutlich. Das ist klandestin in dem Sinne, dass alle organisatorische Arbeit im Kern klandestin ist, das steht deutlich in der Parteieinheitsbasis. Aber in der Frage der Massenarbeit, offen zu den Massen zu gehen und die revolutionäre Position darzulegen, bzw. die Position der Partei, das wird in den Fällen sehr deutlich gemacht. Also wenn man die Texte liest, die die publizieren, weiß jeder, der die Partei kennt, dass das die Position der Partei ist. Die Genossen nehmen dann, wie gesagt, in den Massenkämpfen auch an unterschiedlichen Konfrontationen teil. Es ist, wie gesagt, nicht unwahrscheinlich, dass auch andere Aktionen durchgeführt werden, aber es wäre verantwortungslos über diese Dinge, von denen man glaubt, dass sie so sein könnten, zu sagen, dass sie so sind. Das Kernproblem ist, dass sich der Volkskrieg heute nicht unter einer zentralisierten Führung und einem zentralisierten Plan entwickelt.

RB:

Gut, ich schließe daran mit einem Block von Fragen an. Was gibt es an Massenarbeit? Gibt es Demos, Kundgebungen, Propaganda die verteilt wird, Volksschulen etc.? Wie nutzt die Partei die Proteste in den letzten Jahren in Lima für die Massenarbeit? Gibt es eine Zeitung, die vertrieben wird? Gibt es Massenorganismen, die der Partei unterstellt sind?

KSP:

Also, weil diese Arbeit nicht zentralisiert unter einem funktionierenden Zentralkomitee entwickelt wird, gibt es natürlich solche Arbeit, aber dann von einzelnen Parteikomitees. Wir haben im Verlauf des Interviews auch genau zu diesem Typ der Fragen, welche Massenarbeit es gibt, die Lehrergewerkschaft als ein Beispiel genannt, dann gibt es bestimmt vergleichbare Organisationen, in denen Genossen aktiv sind und solche Arbeit machen. Ja, das gibt es. Es gibt unterschiedliche Formen der Massenarbeit. Man sieht, dass da irgendwie die Genossen sind, auch wenn die nicht offen auftreten.

RB:

Was ja auch nicht geht, dann wirst du halt erschossen.

KSP:

Ja, heutzutage vielleicht nicht sofort, heutzutage würdest du höchstwahrscheinlich festgenommen. Aber was es in Peru gibt, und das ist sehr wichtig, ist die sogenannte Gesetzgebung „Apologia al Terrorismo“, also „Rechtfertigung von Terrorismus“, was bedeutet, dass du dich für jede Aussage, in welcher du irgendwelches Verständnis für die Tatsache zeigst, dass es bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen dem Alten und dem Neuen Staat gab, strafbar machst. Also, wenn du die KPP nicht ausdrücklich als terroristisch verurteilst, bzw. mörderisch und all die Attribute, die die da vor die Partei setzen, was Teil der psychologischen Kriegsführung ist, dann darfst du nicht über die KPP reden. Das passiert auch mit all diesen Rechtsopportunisten, die glaubten, die dürften politische Arbeit machen, die werfen sie auch einen nach dem anderen ins Gefängnis.

RB:

Wo wir gerade über Rechtsopportunisten sprechen: Ist „Patria Roja“ der neue Name von „Movadef“?

KSP:

Nein, Patria Roja wird doch sogar in der Parteieinheitsbasis genannt. Patria Roja hat sich 1969 von der Partei abgespalten. Movadef ist eine der Organisationen der ROL, aber wie gesagt, Patria Roja existiert seit den 1960er Jahren und ist eine verhältnismäßig große Partei. Die behaupten von sich auch, dass sie Marxisten-Leninisten-Maoisten sind. Wir wissen nicht, ob die das heutzutage genau so sagen, aber sie sagten auch, dass sie Maoisten“ sind. Aber die sind durch und durch Deng Hsiao-ping-isten.

RB:

Welchen Einfluss hat Movadef auf die aktuellen Unruhen gegen Minenbau und für Trinkwasser?

KSP:

Welchen genauen Einfluss die haben, da sind wir nicht auf dem aktuellsten Stand, so dass wir sagen könnten, wo genau das wie ist. Die versuchen, sich in all diese Sachen einzumischen und wo sie tatsächlich einen bestimmten Einfluss haben könnten, wo das in den letzten Jahren sichtbar war, das war teilweise in Ayacucho, aber vor allem in Cusco. Wenn da also in den Regionen solche Kämpfe stattfinden, dann sind die oft präsent. In der Hullaga-Region 2009 in Baugua z.B. waren wichtige Kämpfe, da gab es auch eine Menge Tote, aber das war vor allem unter Einfluss von den Überresten der MRTA, die das geführt haben. Das ist auch eine Sache, die man nicht gering schätzen sollte, dass die Leute von der MRTA noch aktiv sind, nicht als MRTA, aber die sind in unterschiedlichen politischen Zusammenhängen und unterschiedlichen Protesten dabei.

RB:

Wie stellen sich eigentlich die Massen zu Movadef? Also gibt es irgendwelche Berichte darüber, dass die von Demos vertrieben werden oder Vergleichbares?

KSP:

Dazu haben wir nichts gehört. Natürlich versuchen einige Revisionisten, die zu bekämpfen, indem die sagen „ihr seid Terroristen“ usw. und das kann bestimmt passiert sein, dass die versucht haben, die von Demos zu werfen, aber das sind nicht die Massen, das sind dann die revisionistischen Organisationen. Aber es ist natürlich so, Verräter werden von niemanden geliebt.

RB:

In oder mit welchen Organisationen, vor allem in Europa, aber auch darüber hinaus, treibt die ROL heute ihr Unwesen?

KSP:

Die ROL ist Teil der Arbeit der ICOR und deren respektiven Fronten, also die haben indirekt Kontakte mit der MLPD, die arbeiten nicht direkt miteinander zusammen, weil die sich hassen, aber der Kontakt existiert. Die arbeiten auf bestimmter Ebene mit den Philippinos zusammen, auch auf Frontebene, dann im Rahmen der ILPS. Die ROL war Teil der Führung (International Coordinating Committee) der ILPS, das ist nicht lange her48. Die haben unterschiedliche Kontakte in viel mehr Ecken, als man glaubt. Die haben, nach unserem Kenntnisstand, in Paris noch Radiosendungen und einen Verein, den sie betreiben. In Spanien haben die einen Buchhandel und auch Arbeit in anderen Städten und da arbeiten die zusammen mit einer Organisation, die einigen Genossen, die längere Zeit aktiv sind, bekannt ist. Die waren vor vielen Jahren in Deutschland und wollten Kontakte aufbauen mit deutschen Organisationen usw. Die haben gemeinsame Erklärungen mit den türkischen rechten Liquidatoren (denMinus“-Leuten) gemacht.

In Hamburg sind die zwischendurch aktiv, z.B. in der Frage der politischen Gefangenen. Die waren über eine längere Periode im Rahmen eines Cafés auf dem Universitätsgelände aktiv, um 2010 herum. Die haben auf der sogenannten „Revolutionären 1. Mai Demonstration“ in Berlin vor 2 bis 3 Jahren einen Auftritt gehabt. Das heißt, die existieren.

Die machen normalerweise einen sehr großen Bogen um uns, die meiden uns. Aber zwischendurch passiert immer wieder etwas.

RB:

Dann kommen wir mal zum strategischen Gleichgewicht. Befindet sich der Volkskrieg immer noch im strategischen Gleichgewicht oder wieder in der strategische Defensive? Ist es wahrscheinlich, dass mit der Reorganisation der Partei ein Sprung eintritt, der die Kräfteverhältnisse von Anfang der 1990er Jahre wiederherstellt?

KSP:

Dass heute ein strategisches Gleichgewicht existieren sollte, ist in politischen und militärischen Aspekten, die sehr relevant sind, überhaupt nicht der Fall. Das Problem ist, diese Sache ist nicht aus dem Ausland und vor allem nicht von uns zu definieren. Das Problem ist, dass die peruanischen Genossen das nicht gemacht haben.

Aber welche Argumente, außer den historischen Entwicklungsprozess der Revolution, sollte man dafür anführen, dass da ein Gleichgewicht existiert. Es ist möglich, dass kleine klandestine Volkskomitees existieren. Das ist vollkommen möglich. Die revolutionäre Armee ist, wie gesagt, nicht vernichtet, sie ist zersplittert und zerstreut, aber die Genossen sind da. Die haben ihre Kapitulation nicht erklärt. Aber, dass man sagen sollte, dass es in der gegenwärtigen Lage irgendeine Form von Gleichgewicht zwischen den revolutionären Kräften und der Reaktion gäbe, außer möglicherweise in einem historischen Sinn, das wäre absurd. Das Problem ist, dass jemand das definieren muss, in welcher Lage sich der Volkskrieg jetzt befindet. Aber das ist nicht unsere Aufgabe. Deswegen werden wir öffentlich nicht mehr darüber sagen.

Zur Frage über den Effekt der Reorganisierung der Partei. Die Sache ist, die revolutionäre Situation entwickelt sich kraftvoll in Peru. Alle Grundprinzipien für die peruanische Revolution sind festgestellt. Es gibt die lebendige Erfahrung der Partei. Wenn es Genossen gibt, die das in die Hand nehmen, kann sich das sehr, sehr schnell entwickeln. Vor allem als Teil des Prozesses in ganz Lateinamerika. Wir sind sicher, dass z. B. die Einleitung des Volkskriegs in Brasilien, oder auch die Weiterentwicklung des Kampfes in Ecuador einen enormen Widerhall in Peru haben wird, vor allem unter den neuen Generationen. Das würde bedeuten, dass eine ganze neue Generation der Führer geschmiedet werden könnte. Aber diese neue Generation Führer wird dann auf der Ebene des Gonzalodenkens geschmiedet, das bedeutet dieser ganze Prozess der Rekonstitution der Partei und die ideologische und politische Schmiedung der Führung und die Entwicklung der Parteieinheitsbasis, die Entwicklung des Gonzalodenkens hat schon stattgefunden, das heißt der Prozess wird viel schneller sein. Also ja, ein Sprung in der Reorganisierung der Partei, da sind wir sicher, wird dazu führen, dass sich die Situation sehr schnell entwickeln wird. Mit sehr schnell meinen wir nicht innerhalb von Monaten, das wird natürlich Jahre dauern, aber keine Jahrzehnte.

RB:

Ich mache mal weiter mit dem nächsten Block von Fragen, im Prinzip haben wir die meisten schon beantwortet. Gibt es aktuell militante Aktionen durch die KPP? Man sieht immer mal wieder Aktionen, die sich auf die KPP beziehen.

KSP:

Die Aktionen, die stattfinden und heute in der deutschen Presse publiziert werden, sind Aktionen von José.

RB:

Die nächsten Fragen sind sehr ähnlich. Welche Stützpunktgebiete gibt es noch? Gibt es in Peru heute Gebiete, die von der KPP kontrolliert werden, wenn ja welche? Existieren noch Volkskomitees? Wo gibt es überall Arbeit?

KSP:

Also grundsätzlich, wie wir gesagt haben, gibt es ohne Zweifel Arbeit z.B. in Lima, Huancavilica, es kommen auch aus anderen Ecken des Landes immer wieder Berichte von Aktionen, im Norden des Landes passiert etwas, da gibt es Genossen. Das ist, was wir dazu sagen können. Also wie gesagt, die öffentlichen Sachen haben wir hier genannt. Wie gesagt, wenn es Volkskomitees gibt, sind die klandestin und wo die sich dann entwickeln, können wir dementsprechend hier nicht sagen.

RB:

Wie stehen die Massen aktuell zum Volkskrieg in Peru? Wie ist die Stimmung unter den Leuten zur KPP und zum Volkskrieg?

KSP:

Sehr unterschiedlich. Vor kurzem, mit Anlass des Todes vom Vorsitzenden Gonzalo oder kurz vorher, gab es einige Untersuchungen unter den Jugendlichen und viele wussten überhaupt nicht, wer Vorsitzender Gonzalo war. Das waren Straßenumfragen und die Leute konnten nicht richtig beantworten, was damals passiert ist. Was es unter den tiefsten und breitesten Massen gibt und unter den Massen, die unter der Führung der Partei gekämpft haben, bzw. dort, wo die Tradition weiterlebt, ist natürlich Liebe und Respekt für die Partei, aber natürlich fühlen die Leute sich auch verlassen. Also, warum kommt die Partei nicht? Warum werden die Probleme nicht gelöst? Das spielt natürlich eine Rolle. Dann gibt es eine solche Verteufelung in den Medien, was die Partei alles gewesen sei, die Partei wird als die sinnloseste Mörderbande, die es je gegeben hat, dargestellt. Ein Großteil der Bevölkerung ist sicherlich sehr negativ eingestellt, auch weil es in Peru keine effektvolle Gegenpropaganda gibt, d.h. das ist schwierig. Aber, wie gesagt, der Großteil der Massen, und die Millionen insgesamt, die unter der Führung der Partei gearbeitet haben, oder die Partei gekannt und gespürt haben, da ist die Frage der Wiederherstellung des Vertrauens die einzige Sache und dann sind die mit uns. Aber das ist genau die Schwierigkeit. Wie stellst du das Vertrauen wieder her? Das kannst du nur mit Aktionen machen. Du musst die Realität verändern und das hauptsächliche Instrument, was es dafür gibt, sind bewaffnete Aktionen, bedeutet, du musst mit militärischen Aktionen im Volkskrieg dieses Vertrauen erreichen. Dann bedeutet das nicht, unbedingt die ganze Zeit Autobomben zu zünden oder große militärische Schlachten auszufechten, aber bewaffnete Aktionen, die die Realität verändern.

RB:

Kann unter den Massen in Peru die Arbeit der Genossen aus Brasilien popularisiert werden, damit die Massen sehen, welchen weltweiten Einfluss der Maoismus und das Gonzalodenken haben?

KSP:

Ja, das ist popularisiert, das wissen wir aus unterschiedlichen Gesprächen mit peruanischen Genossen. Die Leute haben z.B. über Jahre „A Nova Democracia“ gelesen, also diejenigen, die auf unterschiedliche Art mit der Partei arbeiten, auch in den Gefängnissen. Die Genossen haben Wachleute bestochen, so dass die ein Handy rein schmuggeln konnten, oder ein paar Minuten am Tag benutzen konnten, und dann haben die unter anderem „A Nova Democracia“ gelesen. Also unter den Genossen und unter denen, die die Revolution unterstützen, sind die brasilianischen Genossen bekannt. Unter den Massen hat der peruanische Staat relativ gut dazu beigetragen, also die bürokratkapitalistischen Monopole des Fernsehens. Das Video aus Brasilien nach der Ermordung des Vorsitzenden Gonzalo wurde im nationalen Fernsehen auf unterschiedlichen Kanälen in voller Länge gezeigt. Längere Ausschnitte daraus wurden dann analysiert, auch den Aktionen von den Genossen in Ecuador wurde in diesem Zusammenhang Aufmerksamkeit gewidmet. Die Aktionen aus Deutschland wurden nicht im peruanischen Fernsehen gezeigt, aber die Aktionen aus Brasilien schon.

Also definitiv ja, die Entwicklung der Arbeit in Brasilien ist bekannt unter den Genossen in Peru und auch unter einer bestimmten Schicht der Leute, die daran Interesse haben. Wenn sich die Sachen in Brasilien noch mehr entwickeln, dann wird das in Peru einen enormen Widerhall haben.

RB:

Ok, zur nächsten Frage; die wurde glaube ich schon von der Realität überrannt. Zur Situation von Fujimori, wenn dieser sich wieder zu den nächsten Wahlen aufstellen lässt.

KSP:

Ja, der ist tot. Also seine Tochter kann sich definitiv aufstellen lassen und es ist bestimmt nicht unmöglich, dass sie gewinnt. Das kann passieren. Wir waren überrascht als Alan Garcia die Wahlen 2006 gewonnen hat. Es war uns einfach unmöglich, uns vorzustellen, wie ein solches Schwein, der ein so unglaublich bankrottes Regime geführt hat, wiedergewählt werden konnte. Aber das konnte passieren. Wenn der wiedergewählt werden konnte, dann kann in Peru auch Keiko Fujimori gewählt werden.

RB:

Was ist die höchste territoriale Organisation, die funktioniert? Regionalkomitee, Zonenkomitee, oder?

KSP:

Das können wir nicht sagen.

RB:

Wie wird die Arbeit ohne zentrale Führung organisiert? Gibt es gar keine Führung? Wer trifft die Beschlüsse, was gemacht werden muss?

KSP:

Also es gibt Momente, wo Genossen zusammenkommen. Es gibt auch Dokumente, die erschienen sind, die mit KPP unterzeichnet sind. Das deutet darauf hin, dass es Genossen gibt, die zusammenkommen und daran arbeiten, aber bis jetzt gibt es kein, und deswegen haben wir das auch wiederholt gesagt, funktionierendes Zentralkomitee. Möglicherweise gibt es einen Zusammenschluss, der sich so nennt, aber, dass das tatsächlich auch so funktioniert, ist etwas anders.

RB:

Aber sind das tatsächlich Dokumente von Genossen aus Peru oder sind die von der Auslandsarbeit?

KSP:

Also natürlich gibt es Dokumente von der Auslandsarbeit, aber es gibt auch Dokumente, von denen wir bezeugen können, dass die Genossen, die in Peru aktiv und von der Partei sind, sie zusammen geschrieben und angenommen haben. Ob das eine permanente Form hat oder nicht, ist uns nicht bekannt. Aber es ist bekannt, dass es keinen allgemeinen Plan für die Entwicklung des Volkskriegs gibt. Es ist bekannt, dass es kein Dokument gibt, das über die Auswertung des ganzen Prozesses zirkuliert wurde. Das sind Tatsachen.

Ein Blick auf die Webseite banderaroja.org, welche in diesem Zusammenhang eine zuverlässige Quelle ist, zeigt, dass von 22 Dokumenten, die in der Periode von 2013 bis 2023 (welches das letzte Jahr ist, in welchem dort ein Dokument, das von der KPP unterschrieben wurde, publiziert wurde) dort veröffentlicht wurden, 16 mit KPP, drei mit KPP (Reorganisationskomitee), zwei mit KPP (Lima-Basis) unterschrieben sind und eines nicht unterschrieben, aber als KPP Dokument angegeben wird. Genossen, die mehr Interesse in diesen Dingen haben, sollen sich diese Dokumente sehr genau angucken. In keinem der Dokumente, das erste ist von März 2013, also über 11 Jahre alt, wird gesagt, dass ein Zentralkomitee existiert und keines der Dokumente ist mit Zentralkomitee unterschrieben. In keinem der Dokumente wird gesagt, welcher der aktuelle Militärplan ist, der angewendet wird. Es wird keine Definition von der gegenwärtige Phase des Volkskrieg (d.h über das strategische Gleichgewicht usw.) gemacht. In der Tat ist das letzte von diesen Dokumenten, in welchem über konkrete militärische Aktionen des VGA gesprochen wird, von Oktober 2017 und folgt der gleichen Logik, die wir angesprochen haben, als wir über das Interview mit Laura gesprochen haben.49 In den Dokumenten steht viel über unterschiedliche Fragen der internationalen und nationale Lage, aber über die Situation der Partei, die gegenwärtige Situation des Volkskrieges und seine Perspektive usw., steht sehr wenig. Eine Auswertung des Prozesses, der zu der (damals) gegenwärtigen Lage geführt habe, im Kampf für die Reorganisierung der KPP, gibt es in einem Dokument50, auch datiert auf Oktober 2017, aber dies ist nicht besonderes ausführlich und gründlich.

RB:

Welchen Stand hat die KPP denn aktuell bei der Reorganisierung?

KSP:

Wie gesagt, es gibt diese Dokumente, es gibt Publikationen usw., das bedeutet die Genossen sind da, aber der entscheidende Sprung ist nicht gelungen.

RB:

Machen wir Schätzungen zur aktuellen Mitgliederzahl der Partei oder der Armee?

KSP:

Nein, das machen wir nicht.

RB:

Inwieweit kann die Auslandsarbeit Sachen für die Revolution in Peru entscheiden?

KSP:

Die Partei wird vom Zentralkomitee geführt und das ist der einzige Apparat, der entscheiden kann. Die Führung der Partei kann nie im Ausland sein, das heißt die Auslandsarbeit kann alle möglichen Beiträge leisten und leistet auch wichtige ideologische Beiträge und politische Analysen usw., die sehr wichtig sind und bestimmt auch andere Sachen, über die wir nicht sprechen müssen. Aber die Auslandsarbeit der KPP kann niemals die Rolle des Zentralkomitees übernehmen.

RB:

Dann die letzte Frage: Die Gruppe „Grupo de Estudos Vale dos Pomares“, aus Brasilien, veröffentlichte am 17. März 2024 ein Interview mit einem Genossen aus Peru. Wie authentisch ist dieses Interview, was den Inhalt angeht? Der Retweet auf X (vormals Twitter) von einem „not affiliated Red Herald Account“ hat 2.500 Klicks.

KSP:

Also grundsätzlich gibt es keinen Red Herald Account auf X, der so heißt und der im organisatorischen Sinn etwas mit Red Herald zu tun hat – wir haben nachgefragt! Die Genossen machen diese Arbeit anders. Dann werden andere Sachen benutzt. Dass diese Sache davon retweetet wurde, bedeutet gar nichts in der Frage der Authentizität. Von dieser Art Webseite gibt es mittlerweile ein paar in Brasilien, die geführt werden von Genossen bzw. Freunden. Die sind nicht in der Partei, oder organisiert, oder überhaupt in Parteistrukturen eingebunden, sondern das sind Leute die Internetarbeit machen. Deswegen werden Genossen manchmal ein bisschen verwirrt von Dingen mit einem solchen Charakter. Die meiste Arbeit, die die machen ist sehr gut, aber die machen sehr gerne, wie auch besagte Webseite in diesem Fall, Interviews mit Maoisten auf der ganzen Welt. Das ist kein offizielles Interview und kann nicht als eine korrekte Darstellung der Situation der Partei akzeptiert werden. Das ist klar. Dieser Blog ist, wie gesagt, in keinem Fall ein autorisiertes Organ der brasilianischen Genossen.

RB:

Gut, ich meine in dem Interview steht ja auch, dass der Interviewte nur eine Einzelperson ist, der keiner Gruppe angehört usw. Da stellt sich sowieso die Frage, wie man Kommunist sein kann oder sich dafür halten kann und keiner Form der Organisation angehören? Wenn man keiner angehört, weil es keine gibt, dann sollte man eine machen.

KSP:

Ja, aber das ist vollkommen möglich, dass das ein ehrlicher Mensch ist, der glaubt, dass er etwas Gutes beiträgt. Aber das ist nicht das Kriterium, nach dem wir entscheiden, wie zuverlässig eine Quelle ist, ob jemand es ernst meint oder nicht. Wie gesagt, wir haben ernsthaft geglaubt, dass das, was José gemacht hat, die Arbeit der Partei war und das wurde dann massiv propagiert und das war alles falsch. Das bedeutet nicht, dass wir nicht ehrlich waren, indem wir glaubten, dass das so war. Aber das war nicht so. Deswegen können auch Genossen die aufrechte Revolutionäre, die ehrlich sind, getäuscht werden.

RB:

Ja, wenn es um den Revisionismus geht, ist der wichtigste Punkt, dass man ihn auch erkennt. Da liegt die Krux. Ok, ich glaube wir haben auf jeden Fall alle Fragen, die zentralisiert wurden, besprochen. Ich habe auch keine Fragen mehr. Alle, die ich hatte, habe ich im Verlauf gestellt.

Danke für deine Zeit und deine Anstrengungen. Danke für dieses Interview.

1Die grundsätzliche Position des RB in ideologischen Fragen ist folgende: „Die Ideologie des Proletariats – Weltanschauung, Standpunkt und Methode der Klasse – ist die einzige wissenschaftliche Ideologie und entwickelt sich entsprechend mit der Zeit. Präziser gesagt, durch Sprünge und in Spiralform, wie Lenin sich ausdrücken würde. Unsere Grundlage ist entsprechend die Ideologie, die von Marx gegründet, von Lenin und dem Vorsitzenden Mao Tse-tung jeweils auf eine höhere Stufe weiterentwickelt wurde, und deren wichtigster Vertreter in den letzten Jahrzehnten der Vorsitzende Gonzalo war. Das ist für uns die einzig korrekte ideologische Richtschnur.“ Interview des Roten Bund mit der Roten Post mit Anlass der Gründung des RB, zu finden auf RoterBund.de.

3Mao Tse-tung, „Der Platz der Kommunistischen Partei Chinas im Nationalen Krieg“, 1938

4El Diario, „Interview mit dem Vorsitzenden Gonzalo“, 1988; unsere Übersetzung

5KPP, Lima-Basis, „Die Rede des Vorsitzenden Gonzalo strahlt siegreich und kraftvoll vor der Welt“, September 1992; http://banderaroja.org/el-discurso-del-presidente-gonzalo-resplandece-victorioso-y-pujante-ante-el-mundo/; unsere Übersetzung

6ZK der KPP, ¡Viva el maoismo!“, 1993; http://banderaroja.org/resolucion-viva-el-maoismo/; unsere Übersetzung

7siehe Voz Popular Nr. 7; zum Hintergrund: Nachrichten der Kommunistischen Partei Chinas (中国共产党新闻), „Die Geschichte hinter Deng Xiaopings Theorie von der schwarzen Katze und der weißen Katze’, 2020

8Zum Verständnis dieser Sache empfehlen wir unseren Lesern den Abschnitt „Erfahrungen und Lehren“ aus „Die Führung der KPdSU ist der grösste Spalter der Gegenwart – Siebenter Kommentar zum Offenen Brief des ZK der KPdSU (4. Februar 1964)“, als Teil der „Polemik über die Generallinie der Internationalen Kommunistischen Bewegung“, worin unter anderem festgestellt wird: Was hat die Geschichte der internationalen kommunistischen Bewegung gezeigt? Erstens: Die Geschichte der internationalen kommunistischen Bewegung hat gezeigt, daß die internationale Arbeiterbewegung wie alle anderen Dinge in der Welt sich immer in zwei Teile spaltet. Der Klassenkampf zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie wird unvermeidlich in den Reihen des Kommunismus widergespiegelt. Im Laufe der Entwicklung der kommunistischen Bewegung wird unausbleiblich immer wieder diese oder jene Spielart des Opportunismus aufkommen, wird einerseits die Spaltertätigkeit der Opportunisten gegen den Marxismus-Leninismus wie auch andererseits der Kampf der Marxisten-Leninisten gegen die Opportunisten und Spalter entstehen. Der Marxismus-Leninismus und die internationale Arbeiterbewegung haben sich eben durch den Kampf zwischen diesen einander gegenüberstehenden Seiten entwickelt. Und gerade dank diesem Kampf hat sich die auf dem Marxismus-Leninismus beruhende Einheit der internationalen Arbeiterbewegung gefestigt und verstärkt.“ Diese Sache ist von grundlegender Bedeutung, um den Kampf zwischen Marxismus und Revisionismus und entsprechend den Zweilinienkampf zu verstehen.

9Die einzige „Korrektur“, die Marx am „Manifest der Kommunistischen Partei“ vorzunehmen für notwendig erachtete, machte er auf Grund der revolutionären Erfahrungen der Pariser Kommunarden: „Namentlich hat die Kommune den Beweis geliefert, daß ‚die Arbeiterklasse nicht die fertige Staatsmaschine einfach in Besitz nehmen und sie für ihre eigenen Zwecke in Bewegung setzen kann‘.“ (Vorwort zur deutschen Ausgabe von 1872). Lenin erklärte dies in seinem Werk „Staat und Revolution“ (1917): „In Wirklichkeit ist es gerade umgekehrt. Der Marxsche Gedanke besteht gerade darin, daß die Arbeiterklasse ‚die fertige Staatsmaschine‘ zerschlagen, zerbrechen muß und sich nicht einfach auf ihre Besitzergreifung beschränken darf.“ Karl Marx erläuterte diese prinzipielle Entwicklung durch die Kommune in seinem Werk „Der Bürgerkrieg in Frankreich“ (1871):Die Kommune bildete sich aus den durch allgemeines Stimmrecht in den verschiedenen Bezirken von Paris gewählten Stadträten. Sie waren verantwortlich und jederzeit absetzbar. Ihre Mehrzahl bestand selbstredend aus Arbeitern oder anerkannten Vertretern der Arbeiterklasse. Die Kommune sollte nicht eine parlamentarische, sondern eine arbeitende Körperschaft sein, vollziehend und gesetzgebend zu gleicher Zeit. Die Polizei, bisher das Werkzeug der Staatsregierung, wurde sofort aller ihrer politischen Eigenschaften entkleidet und in das verantwortliche und jederzeit absetzbare Werkzeug der Kommune verwandelt. Ebenso die Beamten aller andern Verwaltungszweige. Von den Mitgliedern der Kommune an abwärts, mußte der öffentliche Dienst für Arbeiterlohn besorgt werden. Die erworbenen Anrechte und die Repräsentationsgelder der hohen Staatswürdenträger verschwanden mit diesen Würdenträgern selbst. Die öffentlichen Ämter hörten auf, das Privateigentum der Handlanger der Zentralregierung zu sein. Nicht nur die städtische Verwaltung, sondern auch die ganze, bisher durch den Staat ausgeübte Initiative wurde in die Hände der Kommune gelegt.

Das stehende Heer und die Polizei, die Werkzeuge der materiellen Macht der alten Regierung einmal beseitigt, ging die Kommune sofort darauf aus, das geistliche Unterdrückungswerkzeug, die Pfaffenmacht, zu brechen; sie dekretierte die Auflösung und Enteignung aller Kirchen, soweit sie besitzende Körperschaften waren. Die Pfaffen wurden in die Stille des Privatlebens zurückgesandt, um dort, nach dem Bilde ihrer Vorgänger, der Apostel, sich von dem Almosen der Gläubigen zu nähren. Sämtliche Unterrichtsanstalten wurden dem Volk unentgeltlich geöffnet und gleichzeitig von aller Einmischung des Staats und der Kirche gereinigt. Damit war nicht nur die Schulbildung für jedermann zugänglich gemacht, sondern auch die Wissenschaft selbst von den ihr durch das Klassenvorurteil und die Regierungsgewalt auferlegten Fesseln befreit.

Die richterlichen Beamten verloren jene scheinbare Unabhängigkeit, die nur dazu gedient hatte, ihre Unterwürfigkeit unter alle aufeinanderfolgenden Regierungen zu verdecken, deren jeder sie, der Reihe nach, den Eid der Treue geschworen und gebrochen hatten. Wie alle übrigen öffentlichen Diener, sollten sie fernerhin gewählt, verantwortlich und absetzbar sein. […]

Ihr wahres Geheimnis war dies: Sie war wesentlich eine Regierung der Arbeiterklasse, das Resultat des Kampfs der hervorbringenden gegen die aneignende Klasse, die endlich entdeckte politische Form, unter der die ökonomische Befreiung der Arbeit sich vollziehen konnte.

Ohne diese letzte Bedingung war die Kommunalverfassung eine Unmöglichkeit und eine Täuschung. Die politische Herrschaft des Produzenten kann nicht bestehn neben der Verewigung seiner gesellschaftlichen Knechtschaft. Die Kommune sollte daher als Hebel dienen, um die ökonomischen Grundlagen umzustürzen, auf denen der Bestand der Klassen und damit der Klassenherrschaft ruht. Einmal die Arbeit emanzipiert, so wird jeder Mensch ein Arbeiter, und produktive Arbeit hört auf, eine Klasseneigenschaft zu sein.“

10Vgl. hierzu: „In knapp drei Jahren der Revolution (1905-1907) machte die Arbeiterklasse und die Bauernschaft eine so erfahrungsreiche Schule der politischen Erziehung durch, wie sie sie in dreißig Jahren gewöhnlicher friedlicher Entwicklung nicht hätte erhalten können. Einige Jahre Revolution machten das klar, was im Verlaufe von Jahrzehnten friedlicher Entwicklung nicht hätte klargemacht werden können.“ (ZK der KPdSU(B), „Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki) – Kurzer Lehrgang“) 1938) und „Eine eigentümliche Massenorganisation wurde im Feuer des Kampfes geschaffen: die berühmten Arbeiterdelegiertenräte, die Versammlungen von Delegierten aus jeder Fabrik. Und diese Arbeiterdekgiertenräte nahmen in mehreren Städten Rußlands mehr und mehr die Rolle der provisorischen revolutionären. Regierung an, der Organe und der Leiter des Aufstandes. Es wurden Versuche gemacht, Soldaten- und Matrosendelegiertenräte zu schaffen und sie mit den Arbeiterdelegiertenräten zu vereinigen.

Manche Städte in Rußland erlebten in jenen Tagen die Epoche der verschiedenen lokalen und ganz kleinen ‚Republiken‘, als die Regierungsgewalt abgesetzt wurde und der Arbeiterdelegiertenrat wirklich als neue Staatsmacht funktionierte. Leider waren es zu kurze Perioden und zu schwache, zu isolierte ‚Siege.“ (Lenin, „Ein Vortrag über die Revolution von 1905“, 1917)

11auf deutsch „Eine Welt zu gewinnen“, die Zeitschrift der RIM

12Vgl. die zweite Nummer #1 (es gab die Nummern #1 und #2 zweimal, 1981/82 und 1985) der „A World to Win“ von 1985

15Deutsch: „Unsere rote Fahne weht über Peru“; existiert aktuell noch nicht in deutscher Übersetzung; Englisch online zu finden: https://www.demvolkedienen.org/index.php/en/t-dokumente-en/2856-booklet-our-red-flag-is-flying-in-peru; ein Auszug auf Deutsch wird in der nächsten Ausgabe des Klassenstandpunkts publiziert werden

16Übersetzt ins Deutsche etwa „die Augenbrauen des Dschungels“

17Vgl. Stefan Engel, „Über die Herausbildung der neuimperialistischen Länder“, 2017

18KPP, Mai 1991

19Vgl. u.a. Heinrich Himmlers Bericht Nr. 51 an Hitler über den Zeitraum 01.10.1942 bis 01.12.1942; Schon die bedeutenden preußischen Militärs Albrecht von Boguslawski und Graf Helmuth von Moltke, der Ältere, argumentierten in ihren Schriften in diese Richtung. Otto von Bismarck forderte im deutsch-französischen Krieg 1870/71 alle „Freischärler“ zu hängen oder zu erschießen und die Dörfer niederzubrennen, in denen sie lebten. Es handelt sich also dabei um eine Tradition des deutschen Imperialismus.

20Artikel 4 des Genfer Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenen besagt mitunter:

„Kriegsgefangene im Sinne des vorliegenden Abkommens sind die in die Gewalt des Feindes gefallenen Personen, die einer der nachstehenden Kategorien angehören:

1. Angehörige von bewaffneten Kräften einer am Konflikt beteiligten Partei, ebenso Angehörige von Milizen und Freiwilligenkorps, die zu diesen bewaffneten Kräften gehören;

2. Angehörige anderer Milizen und Freiwilligenkorps, einschließlich solcher von organisierten Widerstandsbewegungen, die zu einer am Konflikt beteiligten Partei gehören und außerhalb oder innerhalb ihres eigenen Gebietes, auch wenn dasselbe besetzt ist, tätig sind, sofern diese Milizen oder Freiwilligenkorps, einschließlich der organisierten Widerstandsbewegungen:

a. an ihrer Spitze eine für ihre Untergebenen verantwortliche Person haben;

b. ein bleibendes und von weitem erkennbares Zeichen tragen;

c. die Waffen offen tragen;

d. bei ihren Operationen die Gesetze und Gebräuche des Krieges einhalten

[…]

6. die Bevölkerung eines unbesetzten Gebietes, die beim Herannahen des Feindes aus eigenem Antrieb die Waffen gegen die Invasionstruppen ergreift, ohne zur Bildung regulärer Streitkräfte Zeit gehabt zu haben, sofern sie die Waffen offen trägt und die Gesetze und Gebräuche des Krieges einhält.“

22Klassenstandpunkt Nr. 5, „Frauen kämpft und wehrt euch!“, 2015: „Die KPP hatte (von den relevanten Parteien) die höchste Beteiligung von Frauen im Allgemeinen, eine knappe Mehrheit der Parteimitglieder waren Frauen, die Mehrheit im ZK waren nach dem 1. Parteitag Frauen, im Politbüro waren es teilweise 80%, im ständigen Ausschuss waren von drei Genossen zwei Frauen. Wir sehen eine Dominanz der führenden weiblichen Genossen in der Partei, in der revolutionären Armee und auch in der Armeeführung.“

23Um dies zu verdeutlichen, Auszüge aus einem Dokument der KPP von 1992: „Wenn man die Partei betrachtet, gibt es Widersprüche. Wenn wir beispielsweise in der Partei vorankommen und einen Sprung im Aufbau machen wollen, indem wir das Prinzip des Aufbaus anwenden, müssen wir neue Formen des Kampfes einführen. also neue organische Formen, neue Führungsmethoden, einen neuen Arbeitsstil, das heißt mehr Marxismus-Leninismus-Maoismus, Gonzalodenken, entsprechend der Notwendigkeit, die Macht zu erobern. Das bedeutet nicht, neue Formen zu erfinden, sondern aus unseren Erfahrungen heraus neue, weiterentwickelte Formen einzuführen. […]

Nach materialistischen Prinzipien weigert sich das, was existiert, zu sterben, es bleibt bestehen, mehr noch, das Alte widersetzt sich und versucht, im Neuen fort zu bestehen, es wird wiederhergestellt. Denken Sie nur an das einfache Phänomen, das zu tun, was man bereits kennt. Es besteht die Tendenz, das zu tun, was man bereits kennt, was man bereits aufgrund des Gesetzes der Ökonomie der Anstrengung beherrscht. Das sind materielle Dinge. Das Problem besteht nicht darin, die Dunkelheit zu verfluchen, sondern darin, inmitten dieser Dunkelheit ein Licht zu entzünden. Das Alte wird wiederhergestellt, wieder etabliert, weigert sich zu sterben, zu verschwinden. […]

Wir haben unsere konkreten Probleme gesehen. Das Problem besteht nicht darin, unsere Ideologie abstrakt zu betrachten. Daher sind wir der Meinung, dass man bei der Analyse des RKN [Regionalkomitee Nord] von dem ausgehen muss, was der Kongress gesagt hat […] erstens mit dem Kongress als Waffe; zweitens, inmitten des Volkskrieges, Partei im und für den Volkskrieg; drittens, das RKN einheitlich aufbauen, der Aufbau und sein richtiges Verständnis bedeuten, den Aufbau der drei Instrumente zu sehen [...] Der Aufbau unserer Partei kann sich nicht am Rande des Krieges vollziehen, noch kann er sich vollziehen, ohne stets den Aufbau und die Entwicklung der neuen Macht als Ziel anzustreben. Das zeigt die Geschichte unserer Partei, es zeigt, dass unsere Linie sich nicht als APL [Allgemeine Politische Linie] entwickeln kann, wenn sie nicht mit der militärischen Linie verbunden ist […] noch kann sie sich von der Linie Front-Neuer Staat lösen, […] Wir können den Aufbau der Partei nicht vom Aufbau der Armee und vom Aufbau der F-NS (Front-Neuer Staat) trennen […] die vierte Frage betrifft die Eroberung der Macht und hat damit zu tun, wie der Beitrag, die Rolle des RKN für die Eroberung der Macht innerhalb des SEP (Strategischer Entwicklungsplan) des Volkskriegs, innerhalb des Plans, der aufgestellt werden muss, gesehen wird. Welche Rolle spielt das Komitee, inwieweit sieht man nur das RKN und nicht das Ganze, es geht darum, das Ganze zu sehen und nicht nur einen Teil, das ist wichtig, nur wer das Ganze sieht, sieht die Revolution; wer das Ganze nicht sieht, sieht die Revolution nicht; wer nur einen Teil sieht, begibt sich in Gefahr, er irrt.

Das Grundproblem. Darío errichtete im Norden ein unabhängiges Königreich […] Ist das ein Problem des Reichtums? [...] wir haben Erfahrung damit, Genossen die unabhängige Königreiche zerstörten und ihren eigenen bildeten, wie im Fall von Roberto. […] Es ist kein Problem des Reichtums einer Region, sondern der Ideen, die vertreten werden. Darío selbst ging, um sich in einer armen und in einer reichen Region eine Machtbasis aufzubauen. […] Warum kommt das in der Führung vor? Wegen des ausgeprägten Individualismus, in Piura gab es genauso einen Besserwisser. Es ist ein Problem der Ideen. Angesichts der Erfahrungen der Partei müssen Fragen geklärt werden, damit die Dinge klar sind. Probleme wie Konvergenzen, verstreute Ideen, die miteinander in Verbindung stehen, das wollen wir sehen, nicht vorverurteilen. Wir wissen nicht, ob es eine strukturierte Linie gibt. […]

Angst vor der Reaktion […] Das gibt es auch in eurem Ausschuss, aber man spricht nur von „zerstreuten Ideen” und nennt keine Namen. In anderen Ausschüssen sind das antagonistische Ideen, die der Linie entgegenstehen, das muss man bedenken. Es gibt Fragen zum strategischen Gleichgewicht, wer sich dem strategischen Gleichgewicht widersetzt, stellt sich hinter den Imperialismus und Fujimori. Das ist eine Vereinbarung der Genossen. Es sind Positionen, Ansätze, die unserer Linie entgegenstehen. […]

Ich frage: Erzeugt der rechte Flügel in eurem Komitee eine Linie? Wenn es ein rechter Flügel ist, versteht man, welche Linie. Das ist eine Frage, die wir uns stellen müssen ... und definieren müssen, und ihr wollt nicht definieren. Es wird gesagt: ‚Es gibt Ideen und Kriterien, wenn man sie nicht bekämpft, würde eine Linie entstehen.‘ Was bedeutet dieses ‚wenn nicht‘? Das nennt man Possibilismus […]

Es scheint, als würde das Sprichwort ‚Wer den Mund hält, bekommt keine Fliegen ins Gesicht’ gelten. Es gibt keinen Zusammenhalt, es wird argumentiert, dass ‚das Gute an diesem oder jenem Genossen ist, dass er kämpft und durchhält’ […]Persönliches Misstrauen gegenüber dem, der an der Spitze steht, oder ist es ein Problem der Linie? Beschäftigen wir Kommunisten uns mit persönlichen Problemen? Es ist ein Problem der Linie. […] Wir haben über die vier Veränderungen gesprochen, wissen wir, was wir sagen? Wenn es ein Problem ist, das in mehreren Sitzungen gesehen wurde, ist es ein Problem der Konfrontation der Linie? […] Ist es nicht dasselbe, ist es nicht gegen die Führung? Oder stellen wir uns hinter die Führung, um uns zu schützen?“ KPP, „Zentralbericht III. Plenum - Sitzung der Zentralen Führung mit dem Regionalkomitee Nord und Bericht über den historischen und bedeutenden Meilenstein“, 1992; unsere Übersetzung

Weitere wichtige Dokumente in diesem Zusammenhang sind der Bericht eines Treffens mit dem Komitee der Volkshilfe und der Bericht mit dem Zonenkomitee Cangallo-Fajardo.

24Klassenstandpunkt #20, „Die rechtsopportunistische Linie in Peru – eine Bande von Verrätern und Kollaborateuren, die den Volkskrieg vernichten will“, 2022

25Dokument zu finden unter: http://banderaroja.org/declaracion/

26Dokument zu finden unter: http://banderaroja.org/resolucion-viva-el-maoismo/

27Dokumente zu finden auf banderaroja.org

28Dokument zu finden unter: http://banderaroja.org/contra-la-dictadura-genocida-y-vendepatria-persistir-en-la-guerra-popular/

29Dokument zu finden unter: http://banderaroja.org/superar-el-recodo-desarrollando-la-guerra-popular/

30Dokument zu finden unter: http://banderaroja.org/unir-al-pueblo-contra-la-dictadura-fascista-genocida-y-vendepatria-desarrollando-mas-la-guerra-popular-comite-central/

31Sendung „Contrapunto“ auf Canal 2, 17. September 1995; der Text wurde durch die zweite ROL veröffentlicht: https://www.pagina-libre.org/MPP-A/Textos/PCP1995/Nancy.html

32Eduardo Fournier Coronado, „‘Feliciano’ Captura de un Senderista Rojo“

33Oscar Ramírez Durand, „El megajuicio de Sendero: Feliciano“

35Interview mit Jose, Punto Final: https://www.youtube.com/watch?v=-w7Utj6oLQ0

Interview mit Raul, IDL Reporteros: https://www.youtube.com/watch?v=NKsx76ufmBw

36Verein Neue Demokratie, „Für die Allgemeine Reorganisation der Kommunistische Partei Perus als Teil der Entwicklung des Volkskriegs für die Eroberung der Macht im ganzen Land!“, 2011; auch bekannt als „Wichtiges Dokument“; Dokument zu finden unter:https://vnd-peru.blogspot.com/2011/10/proletarier-aller-lander-vereinigt-euch.html

38Siehe Kapitel 13, Historia y Lances de Minería, im genannten Buch

39Dieser Teil des Interviews mit Laura in nze: Für uns ist das Gonzalodenken von größter Bedeutung, es ist die Anwendung des Maoismus auf die Revolution in rückständigen, halbfeudalen und halbkolonialen Ländern wie dem unseren. Derzeit wird es durch eine rechtsopportunistische, als links getarnte, Linie, die derzeitige Führung, unterdrückt. Wie sonst lässt sich ihre Haltung erklären: den I. marxistisch-leninistisch-maoistischen, Gonzalodenken, Parteitag, abzulehnen und die Aktion von Lucanamarca als ‚terroristisch‘ zu bezeichnen? Worin unterscheidet sich die Meinung der Opportunisten von der der reaktionären Regierung Perus in Bezug auf Lucanamarca? In nichts. Kann es so viele Übereinstimmungen geben? Offensichtlich handelt es sich um eine schädliche Linie, die der Revolution schadet: Die reaktionäre Regierung von Hugo Chávez in Venezuela und Evo Morales in Bolivien zu loben; die Regierung von Fidel Castro mit dem Argument zu loben, dass sie ‚irgendwie auf dem Weg zum Sozialismus sind‘; den Maoismus zu verleugnen, angeblich ‚weil er nicht die IV. Internationale aufbaut‘, Che Guevara zu verehren, den bereits besiegten Fokismus, indem man den Kämpfern der VBA [Volksbefreiungsarmee] militärische Ränge zuweist, den Comandantismo in seinem finsteren Versuch, eine Armee mit bürgerlicher militärischer Linie aufzubauen, ‚alle Armeen der Welt bestehen aus Männern, Frauen sind nur eine Ergänzung’. Die Forderung nach dem Tod des Vorsitzenden Gonzalo, was ein gigantischer Mordanschlag wäre, ein hinterhältiger Dolchstoß gegen die Arbeiterklasse. All diese Probleme müssen in einem harten Zweilinienkampf inmitten des Sturms der Revolution gelöst werden, den wir bereits entfesselt haben. (MPP, „Conversaciones con la Camarada Laura en las Bases de las Montañas Vizcatan“, 2017; https://vnd-peru.blogspot.com/2017/03/campana-internacional-por-la-defensa_21.html; unsere Übersetzung)

40Dieser Teil des Interviews mit Laura in nze: Was war das Argument der Opportunisten, um das Friedensabkommen zu stammeln? Dass die Partei enthauptet worden sei, dass unter diesen Bedingungen die Revolution nicht triumphieren könne, dass sie sich höchstens unter dem Risiko einer Niederlage halten könne usw. Unsere Partei wurde wieder aufgebaut, um die Revolution zu machen, um ihre historische Mission als Vorhut des Proletariats zu erfüllen. Wir haben einen Parteitag, den höchsten seiner Art auf Erden, Sohn der Partei und des Volkskrieges, den I. Parteitag, den marxistisch-leninistisch-maoistischen, Gonzalodenken Parteitag, eine Volksguerillaarmee, die ihre höchste Stufe als marxistisch-leninistisch-maoistische, Gonzalodenken, Volksbefreiungsarmee, erreicht hat. Für die Opportunisten zählt nichts davon. Um ihnen die Unbesiegbarkeit der Revolution zu beweisen, genügt es, sich daran zu erinnern, was die Presse und die Reaktionäre selbst sagen:

Die Zeitung La República vom Sonntag, dem 8. November 2009, kommentiert im Titel auf Seite 3: ‚Terroristische Gruppe im VRAE hat ihre Feuerkraft erhöht‘, basierend auf den Aussagen des ehemaligen Mitglieds der GEIN, General PNP r) Marco Miyashiro Arashiro, der außerdem kommentierte: ‚Die Terroristengruppe in der VRAE hat ihre Aktionen erheblich verstärkt und gezeigt, dass sie ihre Feuerkraft immer weiter verbessert ...‘

Am selben Tag, dem 08.11.2009, äußerte sich der ehemalige Innenminister Fernando Rospigliosi auf Seite 10 der Zeitung La Republica zum Plan Excelencia: ‚SL IN DER OFFENSIVE, MILITÄR IN DER DEFENSIVE‘

‚Die Ergebnisse sind offensichtlich: Mehr als fünfzig Tote auf Seiten der Ordnungskräfte und Dutzende Verletzte;

- Ein abgeschossener Hubschrauber; Kein einziger Terroristenführer gefangen genommen oder getötet laut offiziellen Angaben, ohne Bestätigung, einige Angreifer gefallen); Stärkung des Leuchtenden Pfades, der sein Waffenarsenal mit den der Armee gestohlenen Waffen um etwa 40 % erweitert hat; Zunahme der Zahl der Sendero-Luminoso-Kolonnen, was seit vielen Jahren nicht mehr vorgekommen war, aufgrund der Anziehungskraft der kontinuierlichen Siege und der Tatsache, dass die Terroristen keine Niederlagen erlitten haben; Hohe Moral bei den Sendero-Luminoso-Anhängern und sehr niedrige Moral bei den Sicherheitskräften, die sich nun vollständig in der Defensive befinden, keine Patrouillen mehr durchführen und sich in ihren Stützpunkten verschanzen, um auf den nächsten Angriff zu warten.

Rospigliosi äußerte sich auch zum israelischen Berater Baruch Ziv.‘ (MPP, „Conversaciones con la Camarada Laura en las Bases de las Montañas Vizcatan“, 2017; https://vnd-peru.blogspot.com/2017/03/campana-internacional-por-la-defensa_21.html; unsere Übersetzung)

41Um die Bedeutung von den Plänen für die KPP und die damit verbundenen Probleme in der Gegenwart, in welcher die notwendigen Pläne zu fehlen scheinen, zu verstehen, sollte man den Vorsitzenden Gonzalo im Interview verstehen, wo dieser sagte: „Haben wir schwierige Zeiten durchlebt? Ja, aber was hat die Realität gezeigt? Dass man, wenn man beharrlich bleibt, die Politik als Befehl beibehält, die politische Strategie beibehält, die militärische Strategie beibehält, einen klaren, definierten Plan hat, dann kommt man voran und ist in der Lage, jedes Blutvergießen zu bewältigen (auf das Blutvergießen haben wir uns seit 1981 vorbereitet, weil es kommen musste; also waren wir ideologisch schon vorbereitet, das ist das Wichtigste) […] Was schließlich die Pläne angeht, so haben wir gelernt, wie man den Krieg mit einem einzigen strategischen Plan unter Anwendung des Prinzips der strategischen Zentralisierung und taktischen Dezentralisierung führt; Wir führen den Krieg nach einem einzigen Plan mit Teilen, nach Kampagnen, mit strategisch-operativen Plänen, taktischen Plänen und konkreten Plänen für jede Aktion; aber der Schlüssel zu allem ist der einzige strategische Plan, der es ermöglicht, den Krieg als Einheit zu führen, und das ist entscheidend für die Führung des Volkskrieges. Ich glaube, das ist es, was ich dazu sagen kann.“ (El Diario, „Interview mit dem Vorsitzenden Gonzalo“, Kapitel 3 „Volkskrieg“, 1988; unsere Übersetzung; unsere Hervorhebungen). Das Vorhandensein von richtigen Plänen ist also alles andere als eine Formalität.

42Amnesty International, „Peru: Lethal state repression is yet another example of contempt for the Indigenous and campesino population“, 16. Februar 2023

43Eine deutsche Übersetzung wurde 2024 veröffentlicht: https://ostwindverlag.com/product/voz-popular-nr-6-und-7

44Zum Beispiel Anselm von Canterbury (1033–1109), Johannes Duns Scotus (1265-1308) oder Wilhelm von Ockham (1288-1347)

45Vgl. die sogenannten „nf Wege“ (quinque viae)

46„Der ökonomische Mensch im allgemeinsten Sinne ist also derjenige, der in allen Lebensbeziehungen den Nützlichkeitswert voranstellt.“ (Eduard Spranger, „Lebensformen. Geisteswissenschaftliche Psychologie und Ethik der Persönlichkeit“, 1950)

47KPP, „¡Viva el Presidente Gonzalo y su todopoderoso pensamiento!“, 1994; https://banderaroja.org/2025/09/27/viva-el-presidente-gonzalo-y-su-todopoderoso-pensamiento/

48International League of People’s Struggle, „Urgent Action for Peru!“, 11. Mai 2024; https://peoplesstruggle.org/en/urgent-action-for-peru/

49KPP, „Saludos comunistas por las fechas y el mes de Octubre rojo“, 2017; https://banderaroja.org/2025/09/27/saludos-comunistas-por-las-fechas-y-el-mes-de-octubre-rojo/

50KPP, „¡¡Cien anos del triunfo de la revolución socialista dirigida por el gran Lenin y larga, larguísima vida a nuestro querido Presidente Gonzalo!!“, 2017; https://banderaroja.org/2025/09/27/cien-anos-del-triunfo-de-la-revolucion-socialista-dirigida-por-el-gran-lenin-y-larga-larguisima-vida-a-nuestro-querido-presidente-gonzalo/