Wer einmal nicht mehr kann der wird in diesem System, welches sich soziale Marktwirtschaft schimpft, vom „sozialen Netz“ aufgefangen. So zumindest wird es immer wieder in der Schule und den Medien erzählt. Das die Realität eine andere ist, dürfte nicht erst seit der Agenda 2010 bekannt sein. Nun vergrößern sich der Kosten für Pflegebedürftige die in einem Heim betreut werden müssen weiter. Heißt konkret, Pflegebedürftige Menschen müssen noch mehr Kohle für ein Pflegeheim bezahlen und können sonst schauen wo sie bleiben bzw. müssen sich – was die Regel ist – von Angehörigen pflegen lassen.

Letztes Jahr lag die monatliche Belastung noch bei 1772 Euro pro Monat (!). Dieser Beitrag setzt sich aus den Kosten für Unterkunft, Verpflegung und den Pflegekosteneigenanteil den das Heim festsetzt zusammen. Das „soziale Netz“ also die gesetzliche Pflegeversicherung kommt hingegen nur für die tatsächliche Pflegeleistung auf. Jetzt wurden neue Zahlen veröffentlicht. Durchschnittlich sind die Kosten 2019 auf 1830 Euro pro Monat angestiegen. Hier ist anzumerken das diese regional sehr stark schwanken. So liegt Sachsen-Anhalt mit 1218 Euro ganz unten im nationalen Durchschnitt während die Pflegebedürftigen in Nordrhein-Westfalen besonders geschröpft werden. Hier liegt der Betrag bei 2252 Euro.

Ein Haufen Geld den kein normaler Arbeiter bezahlen kann. Und wofür? Für ein Heim in dem man den Rest seines Lebens dahin vegetieren darf und von mies bezahlten Pflegekräften, die kaum Zeit für ihre Arbeit haben irgendwie durch den Tag gebracht wird. Deswegen ist es in proletarischen Familien keine Seltenheit das nach der Arbeit noch die Oma oder Mutter gepflegt werden muss. Denn wenn man eh schon überall sparen muss gibt man sein Geld in der Regel nicht für eine private Pflegeversicherung aus. Die private Pflege von Angehörigen macht den übergroßen Teil der Pflegebedürftigen aus. So wurden im Jahr 2017 von insgesamt 3 414 378  zu Pflegenden 2 594 862 zuhause versorgt und ganze 1 764 904 von diesen werden ausschließlich durch Angehörige gepflegt.

Dies ist für die Pflegenden eine belastende Situation da zusätzlich zur Lohnarbeit eine weitere emotionale und physische Belastung kommt. Der deutsche bürgerliche Staat hat damit allerdings kein Problem. Statt die Pflege anständig auszustatten und jedem die Möglichkeit zu geben professionell gepflegt zu werden gibt er proletarischen Familien Anreize dafür, dass die Pflege innerhalb der Familie – also eigentlich immer von den Frauen – geregelt wird. Dies zeigt sich nicht nur daran, dass der deutsche Staat für privat Pflegenden Beiträge in die Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung und  Krankenversicherung einzahlt. Also quasi alles was einem auch ein normales Lohnarbeitsverhältnis bringt, außer einem Lohn. Doch damit nicht genug, Da die Menschen die ihre Angehörigen Pflegen in vielen Fällen keine ausgebildete Pflegekräfte sind bietet die Pflegekasse kostenlose Schulungskurse an, welche das nötige Wissen vermitteln sollen.

Die erneute Preiserhöhung in Pflegeheimen ist eine Schweinerei, genauso wie die Notwendigkeit Verwandte privat pflegen zu müssen, weil es an Geld mangelt. Damit wird die professionelle Pflege in Pflegeheimen zu einem Luxus den sich eigentlich nur die Kleinbürger und die Bourgeoisie leisten können. Dies zeigt ein mal mehr wie wenig der Mensch in diesem System zählt so lange er nicht über das nötige Kleingeld verfügt.