Am Abend des 1. September wurden in der Nähe des Weserstadions in Bremen 179 Ultras von Werder Bremen nach der Bundesligapartie Bremen gegen Augsburg von der Polizei eingekesselt und insgesamt vier Stunden lang kontrolliert. Zunächst bestand die Gruppe aus 220 Personen, aus dieser filterte die Polizei aber erst einmal alle Frauen hinaus um anschließend nur die männlichen Fußballfans zu kontrollieren. Die Gruppe kam grade aus dem Stadion und wurde nach nur wenigen gegangenen Metern von der Bremer Polizei gestoppt. In der vier stündigen Kontrolle wurden alle Ultras mit einem Namensschild sowohl von vorn als auch von hinten Fotografiert und das obwohl die Personen in der Gruppe gültige Personalausweise vorlegen konnten. Ein Professor für Strafrecht der Bremer Universität kritisiert nun das Vorgehen der Polizei im Interview mit einem lokalen Nachrichtenmagazin: „Es grenzt aber aus meiner Sicht an Sippenhaft, wenn wahllos Menschen aus einer Gruppe zu verdächtigten oder sogar zu beschuldigten erklärt werden, um an ihnen die besagten Maßnahmen durchzuführen.“ Denn es ist der Polizei nicht gestattet sogenannte Identitätsbehandlungen bei Personen durchzuführen, die gültige Ausweisdokumente vorlegen können oder nicht dringende beschuldigte einer Straftat sind. Das sieht die Polizei anscheinend anders und verteidigt ihr Vorgehen weiterhin. Laut der Bremer Polizei ist die Situation folgendermaßen: „Die Maßnahmen dienen der Identifizierung von Tatverdächtigen einer schweren Straftat. Dabei ist die Feststellung von Identitäten eines der mildesten mittel.“
Die besagte „schwere Straftat“ liegt mittlerweile schon etwa drei Wochen zurück und geschah bei dem DFB-Pokalspiel Atlas Delmenhorst gegen Werder Bremen das ebenfalls im Weserstadion stattfand. Nach dem Spiel kam es in einer Seitenstraße nahe des Weserstadions laut der Polizei zu Ausschreitungen zwischen Ultras und Polizei. Ein Mann soll auf ein geparktes Auto gestiegen sein und trat dann einem Polizisten gegen den Kopf der dadurch verletzt worden sein soll. Anschließend sollen die Ultras die Polizei mit Eisenstangen und Steinen angegriffen haben. Der Polizei gelang es nicht eine Person an diesem Tag festzunehmen. Und eben genau diese Gruppe von Ultras aus der vor drei Wochen angeblich diese Straftaten hervorgegangen sein sollen, wurde am vergangenen Sonntag eben von der Polizei angehalten und kontrolliert, dass behauptet zumindest die Bremer Polizei. Doch Fakt ist, dass die Bremer Polizei tatsächlich eine Gruppe von fast 180 Menschen in Sippenhaft genommen hat. Alle männlichen Personen die am späten Sonntagnachmittag durch die Verdener Straße nahe des Weserstadions gelaufen sind, waren auf einmal beschuldigt eine schwere Straftat begangen zu haben. Offensichtlich handelt es sich hier um eine primitive Racheaktion der Bremer Polizei.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Polizei Ultras auf diese Art und Weise fest hält, kontrolliert und unter Generalverdacht, wegen was auch immer, stellt. Und es ist auch nicht das erste Mal, dass die Polizei gegen geltende Gesetze verstößt. Die Polizei führt so etwas wie die sogenannte Identitätsfeststellung andauernd bei Personen durch, völlig egal ob diese einen gültigen Ausweis haben oder nachweislich eine Straftat begangen haben. Und das ist nicht das einzige Beispiel an dem man sieht wie viel dieser Staat auf die Einhaltung seiner eigenen Gesetze gibt. Es sei am Rande nur noch einmal an den G20-Gipfel vor zwei Jahren in Hamburg und die Außerkraftsetzung der „heiligen“ Rechtsstaatlichkeit durch die Polizei erinnert.