Rigide setzt der bürgerliche deutsche Staat seine Corona-Verordnungen durch. Mit knallharten Strafgeldern wird gedroht, und durch die Bullen eingetrieben, was hausgemachte Probleme sind. Der seit mehreren Monaten andauernde „lock-down-light“ im Dienste der Bourgeoisie hat die Corona-Pandemie nicht beendet. Im Gegenteil: Weil man die Interessen der Kapitalisten an erste Stelle setzt und die Bürger nachrangig behandelt, war man gezwungen weiterhin in überfüllten S-Bahnen zum noch überfüllteren Arbeitsplatz zu fahren, an dem sich trotz großspurigen Worten und vollmundigen Versprechen seitens der Bonzen nicht an die staatlich verordneten Corona-Auflagen gehalten wird. Ein jeder Arbeiter hierzulande kann ein Lied davon singen, wie sehr auf die Hygieneeinhaltungen spätestens in den Kantinen der hiesigen Unternehmen gepfiffen wird.

Die Bullen sehen sich nun mit immer weiteren Befugnissen ausgestattet. Die Tendenz geht deutlich Richtung Polizeistaat. Und während sich die Bullen in ihrer neuen Rolle der Corona-Verordnungs-Wächter sehr gefallen, werden an die Bürger hierzulande Maßstäbe gelegt, die für die Bullen selbst nicht gelten (oder warum dürfen Bullen zu dritt im Auto fahren, jeder Zivilbürger aber nicht). Zuletzt hat man dies auf der angemeldeten LLL-Demo gesehen, als die Bullen mit fadenscheinigen Gründen die Demonstration zusammenprügelten und dann lautstark die Abstandsregeln einforderten. Quasi die Folge des eigenen Handelns als Ursache seiner Legitimation nehmen. Ein Schelm, wer hier ein Kalkül wittert. Doch es wird noch besser.

Während allerorts jedes kleinste Püpschen Irrelevanz durch die Medienlandschaft zwitschert und zum großen Skandal aufgebauscht wird (man denke nur an das mediale Großecho um Alexei Nawalny) rutschen die echten Skandale in die hintersten Nischen des world-wide-web. Da verwundert es kaum, dass der als rechter Hardliner bekannte bayrische Innenminister Herrman während der höchsten Corona Ansteckungs- und Todeszahlen hierzulande eine Corona nonkonforme Polizeifeier abhielt – aber bis auf der ‚Merkur‘ niemand darüber berichtet. Das ist die Folge, wenn Medien lediglich die DPA und Bundespressekonferenz wiederkäuen, anstatt der Aufgabe des investigativen Journalismus nachzukommen und kritisch zu hinterfragen. Denn während der bürgerliche Staat formal anstandshalber Vorbild zu sein meint und sich vermeintlich korrekt aufführt, werden im Hintertreffen deftige Feiern abgehalten. Für die Polizei gelten die Corona-Regeln nicht. Wer sollte sie auch kontrollieren? Die Polizei?

 

„Aktuell dürfen Menschen in Bayern nur noch eine weitere Person eines Haushaltes treffen. Mit einem 15-Kilometer-Bewegungsradius in Corona-Hotspots sollen Ausflüge vermieden werden. Die Gastronomie ist nach wie vor geschlossen, ab 21 Uhr gilt außerdem eine Ausgangssperre. (...) In ganz Bayern gelten strenge Maßnahmen. Besonders deshalb verwundert eine Feier der Polizei in Rosenheim. Am Donnerstag wurde dort der Abschied der Vizepräsidentin des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, Eva Schichl, gefeiert. Im Rahmen einer Pressekonferenz im Kultur- und Kongresszentrum wurde auch ihr Nachfolger, Frank Hellwig, von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) vorgestellt. Nachdem Journalisten den Raum anschließend durch den Notausgang verlassen mussten, servierte eine Catering-Firma Essen. Nach Informationen der Bild-Zeitung gab es ein Drei-Gänge-Menü (Suppe, Kalb, Bayrisch Creme).“1

 

Die Arbeiter in Deutschland stehen vor dem nervlichen Ende. Sie sind zerrüttet, erschöpft und überlastet. Es sind die Krankenpfleger, die Erzieher, die Supermarktmitarbeiter. Es sind die, denen Mitte letzten Jahres prahlerische Versprechen gemacht wurden, bei denen sich die bürgerlichen Parteien in angeblichen Dankesgeschenken und Anerkennung überboten, und jetzt mehr denn je verlassen und missachtet ihr Dasein fristen und mit leeren Händen dastehen. Man klatscht, weil es nichts kostet, man redet, weil es folgenlos bleibt. Die bürgerliche Politik versagt. Mehr noch: sie heuchelt. Den Massen werden unmögliche Auflagen auferlegt, immense Kosten verordnet (FFP2-Masken im öffentlichen Raum – verpflichtend selbst erworben) und die Schuld für die eigene missratene und unwissenschaftliche Pandemie-Politik den Massen zugeschoben („das kommt nur, weil sich ‚Covidioten‘ nicht an die Auflagen halten!“).

Sie heuchelt, indem sie vorgibt Politik im Dienste der Bürger zu machen, aber letztlich den Schlagstock nach ihnen schwingt. Sie heuchelt, indem sie die wahren Pandemietreiber mit Samthandschuhen und zärtlichen bitten hofiert und zugleich mit Steuergeldern beschenkt.

Sie ist – kurz gesagt – eine andere Klasse. Sie ist die Bourgeoisie. Die „Zwei-Klassen-Corona-Politik“ beweist die Richtigkeit der (hauptsächlich) zwei ökonomisch-politischen Klassen, die sich gegenüberstehen. Für die Einen gibt es Rechte (oder werden für sie bis zum zerreißen gedehnt), für die Anderen Strafe. Die Einen missbrauchendie Pandemie (Polizeistaat, auflösen der Arbeiterrechte), die Anderen haben sich dem Verordnungswahn zu beugen. „Corona“ ist Klassenkampf. Und selten hat man die Bourgeoisie schamloser und dreister Klassenkampf machen sehen.

 

 

1https://www.merkur.de/bayern/coronavirus-bayern-rosenheim-herrmann-polizei-lockdown-feier-soeder-innenminister-csu-dehoga-news-zr-90170880.html