Dystopie? Realität!
Boston Dynamics ist ein US-Unternehmen, das sich auf autonome Robotersysteme für das Militär spezialisiert hat. Nach außen hin jedoch vermarktet es sich als humanes Unternehmen, das vornehmlich zivilen Interessen diene und somit deshalb nützliche Alltagsroboter entwickele.
Autonome System sind gegenwärtig weithin ‚in Mode‘. So forscht die Automobilindustrie an autonomen PKW, das Militär an autonomen Drohnen – und eben auch Boston Dynamics an autonomen Robotersystemen. Im autonomen Automobilsektor liegt das Forschungsinteresse hinsichtlich des autonomen Fahrens hauptsächlich im Sammeln von Nutzerdaten. Route, Straßenverkehr und Interaktion zwischen Mensch und Maschine. Die Daten werden gesammelt, ausgewertet und oftmals direkt verkauft. Daten sind das Gold der kapitalistischen Gegenwart, und erklärt auch, weshalb Plattformen wie Facebook milliardenschwer sind, gleichwohl sie weder etwas produzieren, noch Abo-Einnamen der User hat. Facebook verkauft die Daten seiner Nutzer1, und dasselbe machen fast ausnahmslos alle IT-Firmen die irgendwie Zugriff auf personalisierte Datenströme haben. Das ist die eine Seite der ‚Autonomie‘. Die andere ist freilich der ganz praktikable Nutzen von Robotern, die (teilweise) eigenständig agieren können. Der angesprochene Militärische Nutzen der Roboter von Boston Dynamics sieht wie folgt aus:
„In den Bereich militärischer Forschung und Entwicklung ist das Projekt Autonomous Robotic Manipulation (ARM) einzuordnen, in dem autonome Robotersysteme (Militärroboter) entwickelt werden sollen, um den Menschen entlasten zu können, beispielsweise bei der Entschärfung von Bomben, Minenräumung, Rettung Verwundeter und Wartung von Waffensystemen. Auch bewaffnete Systeme sind denkbar.“2
( Boston Dynamics „Spot“ mit französicher Armee)
In Hamburg nun konnte man die andere nutzbringende Seite von Boston Dynamics betrachten: Der Datensammelei. Denn seit einigen Wochen wandert einer ihrer Hausroboter vor dem Rathaus umher und überwacht mit einer 360 Grad-Kamera das Geschehen.3
Während durch EU-Regelungen inzwischen jede geöffnete Website mit riesigen Popups hinsichtlich der „Datenschutzrichtlinien“ den Bildschirm einnimmt und jeder deutsche Politiker noch ein Loblied auf den „großartigen Datenschutz“ in Deutschland singt, pfeift man sogleich auf alle Regelungen, wenn es den eigenen Interessen dient. Denn mal ehrlich: was soll das für ein Daten“schutz“ sein, der mir einerseits in kleinsten Buchstaben auf zig Paragraphen unterteilt auf jeder Internetseite vorbetet, was dort gesammelt würde (aber ehrlicherweise kaum zu durchschauen ist), aber andererseits im öffentlichen Raum Rundumüberwachung und Datensammelei von Privatanbietern ermöglicht. Nein, der Daten“schutz“ schützt nicht unsere Daten, sondern ist ein Hebel der herrschenden Klasse die Daten für dritte (insbesondere ausländische Unternehmen) zu unterbinden, um den eigenen Standort nach außen möglichst Intransparent zu gestalten. Um uns geht es dabei nicht. Deshalb wird in Hamburg auch so offensichtlich nicht-reagiert auf streunende Überwachungsroboter. Mehr noch: die Überwachung durch autonome Systeme bietet den Herrschenden ganz andere Möglichkeiten zur Überwachung und Unterdrückung kommender Rebellionen.
So besitzen Roboter heutzutage oftmals voll funktionsfähige Gesichtserkennungen und können einzelne Gesichter aus Menschenmassen raus filtern. Zugleich sind ihre optischen Sensoren für Dunkelheit weniger anfällig und natürlich sind Roboter auch disziplinierter als menschliche Sicherheitskräfte, denn Roboter müssen nicht schlafen, essen oder auf die Toilette. Kurzum: sie sind die besseren Sicherheits- und Repressionsinstrumente. Und vermutlich dient dieser Probelauf auch einer Analyse der Reaktion der Hamburger. Reagieren sie erschrocken? Verstört? Wütend? Je nachdem die Reaktion ausfällt werden solche Systeme früher oder später eingesetzt.