In der Halloween-Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November, griffen Gruppen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in mehreren Arbeitervierteln in Hamburg Polizisten mit Eiern, Steinen und Böllern an. Insgesamt wurden vier Beamte so verletzt, dass sie ihren Dienst nicht fortsetzen konnten. Eine Diensthundeführerin erlitt unter anderem eine Kopfplatzwunde, nachdem sie und ihre Kollegen „unerwartet […] aus einem dunklen Bereich [...] aus einer Personengruppe heraus mit Steinen beworfen“ wurden. Außerdem wurde „ein Polizist, der einen Jugendlichen auf seinem Motorroller anhalten wollte, [...] von dem jungen Mann angefahren und am Bein verletzt.“ Die daraufhin eingeleitete Fahndung verlief erfolglos. Weitere Bullen erlitten Knalltraumata und andere kleine Blessuren.
Über die ganze Stadt verteilt, im Süden in Harburg und Wilhelmsburg, im Westen im Osdorfer Born und in Altona, sowie in den Vierteln im Osten, in Billstedt, Mümmelmannsberg, Neuallermöhe und Bergedorf versammelten sich, laut bürgerlichen Medien, Gruppen von bis zu 150 Jugendlichen. Dabei ist es kein Wunder das es gerade in diesen Vierteln zu den „Randalen“ kam, leben dort doch die tiefsten und breitesten Massen. Bereits in der Vergangenheit kämpften z.B in Mümmelmannsberg, Jugendliche spontan an Halloween gegen die Bullen. Es ist Ausdruck ihres Hasses diesem System gegenüber, der durch die Verhältnisse in denen sie leben geschürt wird. Dazu beigetragen dass es dieses Jahr zu einem Ausbruch diesen Ausmaßes kam, hat selbstverständlich die sich spürbar verschärfende Krise des Imperialismus und damit einhergehend der Umgang der Regierung mit der Corona-Pandemie. So drückt ein beteiligter Jugendlicher treffend aus: „Hier ist ein bisschen Krawall weil sich die Leute, weil sich der Hass in ihnen gestaut hat, auch wegen der Corona-Politik und ich glaub deswegen eskaliert das hier so ein bisschen. Weil die Leute halt auch viel zu Hause eingesperrt waren. Ja ich glaub das liegt eher daran, dass es hier so ist wie es ist.“
Zudem ist es nicht verwunderlich. dass es immer wieder junge Leute sind, die auf diese Art und Weise den richtigen Adressaten für ihre berechtigte Wut attackieren. Sie werden von den Bullen im Alltag schikaniert und wissen ganz genau auf wessen Seite sie stehen, wessen Interessen sie verteidigen. Außerdem sind sie es, die mit am stärksten unter dem Ausnahmezustand gelitten haben, eingesperrt in engen Wohnungen, ohne Zugang zu Schule und sozialem Umfeld, ohne Freizeitaktivitäten, Treffen mit Freunden, ständig umgeben von den Sorgen und Nöten ihrer Familien. Dieses System bietet den proletarischen Jugendlichen allerdings auch außerhalb des Ausnahmezustands keine Perspektive. Sie wollen mehr vom Leben als ihnen hier geboten wird und stecken voller Energie die Dinge nicht einfach so hinzunehmen wie sind sind. So sind sie wertvolle Kraft der Veränderung dieser Gesellschaft.
Die Vorfälle dieser Nacht reihen sich ein in die Ausschreitungen der letzten anderthalb Jahre in Augsburg, Stuttgart und Frankfurt, bei denen sich auch große Gruppen junger Menschen versammelten und sich gegen Bullenkontrollen und Einschränkungen im Rahmen des Ausnahmezustands wehrten. Im Gegensatz zu diesen Ereignissen war das Geschehen in Hamburg aber geprägt von einer dezentralen Dynamik kleinerer Gruppen in den Arbeitervierteln, was besondere Aufmerksamkeit verdient. Alle belegen aber, dass die Massen, entgegen der Behauptungen Vieler, kämpfen wollen. Nicht nur das, sie kämpfen schon!
Aufgabe der Kommunisten ist es diese Tendenz zu verstärken, ihr die richtige Richtung zu weisen, den Menschen eine Perspektive zu bieten und die Kämpfe der Klasse zu führen. Damit aus diesen Funken des Widerstands Brände werden, die die Reaktionäre und ihre Institutionen verschlingen und etwas Neues darauf entstehen lassen. Auf das, dass nächste Halloween nicht erst in einem Jahr statt findet!