Nach dem Tarifabschluss im Öffentlich Dienst vollbringt die gelbe Gewerkschaft GEW das Kunststück, mit dem Ergebnis unzufrieden zu sein, dem sie selbst voreilig zugestimmt haben: „Die GEW BERLIN bewertet den Tarifabschluss im öffentlichen Dienst der Länder kritisch.“
Zurecht, denn für Erzieher sind die 2,8 % mehr Gehalt ab Dezember 2022 viel zu gering, um auch nur die Inflation auszugleichen. Es hätte nicht so kommen müssen, denn der Arbeitskampf wurde schon nach nur drei Warnstreiktagen abgewürgt. Richtig wütend macht die vorgeschobene Begründung, die Universalausrede Corona: „Nur vor dem Hintergrund der sich verschlechternden epidemischen Lage und der sich zuspitzenden Situation in den Bildungseinrichtungen hat die GEW dem vorliegenden Kompromiss zugestimmt.“
Was Lehrer wollen: Kleinere Klasse, mehr Zeit für weniger Bürokratie
Für Lehrer geht der monetäre Zugewinn an den eigentlichen Forderungen vorbei. Mehr noch steht es um die Hauptforderung der Berliner Lehrkräfte, die Arbeitsbelastung u.a. durch kleinere Klassen zu reduzieren, nach dem Tarifabschluss wieder besonders schlecht. Die vorhandene Streikbereitschaft wurde ja bereits für die unter Lehrern unpopulären Gehaltsforderungen verpulvert. Hatte die GEW noch vor wenigen Monaten suggeriert, dass es bei den kommenden Streiks vor allem um den Tarifvertrag Gesundheit ginge, wurden tatsächlich nur Nachmittagsdemos für selbigen frech als „Streik“ deklariert. Der Druck, der damit ausgeübt wird, geht gegen null. Und solange sich die Arbeitsbedingungen nicht verbessern, wird auch der Lehrermangel bleiben. Denn engagierte Lehrer verzweifeln daran, wie wenig sie den Schülern unter den gegenwärtigen Bedingungen gerecht werden können. Auch die, durch die neue Berliner Regierung angestrebte, Wiederverbeamtung wird kaum mehr Lehrer nach Berlin locken, jedenfalls nicht an Gesamtschulen in Neukölln oder Marzahn. Stattdessen wird sie künftige Arbeitskämpfe erheblich schwächen.