Von den Ankündigungen des Ex-Gesundheitsministers Jens Spahn über große Veränderungen für die Pflege, die mit der Pflegereform 2022 geschaffen werden sollten, ist als wesentlicher Teil eigentlich nur die Tariflohnbindung übrig geblieben.
Ab dem 1. September 2022 wird es für alle Pflegekräfte in Heimen und Pflegediensten nun eine Tariflohnbindung geben, mit dem Ziel Pflegekräfte besser zu entlohnen. Andernfalls bezahlen die Kassen die Unternehmen nicht mehr. Da man sich nicht auf einen einheitlichen Tarifvertrag einigen wollte, können sich Unternehmen nun einen von zahlreichen Tarifverträgen aussuchen, oder in Höhe des regionalen Entgeltniveaus zahlen. Die Finanzierung der höheren Löhne muss bei der ganzen Planerei allerdings irgendwie unter den Tisch gefallen sein, denn trotz des edlen Vorhabens "Wir entlasten Pflegebedürftige und ihre Familien“ werden die Patienten/Bewohner, oder deren Angehörige, einen Großteil selbst zahlen müssen. Denn zum einen werden sich die Kassenbeiträge erhöhen und vor allem ist der Eigenanteil für die Körperpflege (z.B. duschen) prozentual dem der Pflegeversicherung nicht angepasst worden, weshalb sich dieser für den Betroffenen deutlich erhöhen wird. Und das, wo sich viele ohnehin kaum einen Pflegedienst, geschweige denn einen Heimplatz leisten können, denn die Sozialversicherung übernimmt den Eigenanteil der Körperpflege in Deutschland nur selten und erst wenn x-mal geprüft wurde, dass alle anderen Geldquellen ausgeschöpft sind.
Die Pflegekräfte hingegen sehen dem 1. September in gespannter Ungewissheit entgegen, denn um wie viel genau sich die Löhne erhöhen werden, wissen sie nicht. Was allerdings unter manchen Kollegen gemunkelt wird, ist, dass sich ihr Unternehmen für einen Tarifvertrag entschieden hat, in dem die tarifliche Einstufung, neben Qualifikationen und Tätigkeitszeit im Pflegeberuf, auch durch die Bewertung individueller Leistungen, durch den Vorgesetzten, erfolgen wird. D.h. man wird wie in der Schule benotet, und wer beispielsweise häufig eingesprungen ist und nicht häufig krank war, bekommt dann mehr Punkte im Bereich besonderes Engagement. Und diese Bewertung des Vorgesetzten entscheidet dann über die Einstufung im Tarifvertrag und somit über das Geld, was am Ende des Monats auf dem Konto ist und das Brot, welches im nächsten Monat auf dem Teller liegt. Also ein weiteres Druckmittel für Unternehmen um ihre Angestellten besser ausbeuten zu können und zu Mehrarbeit zu drängen, sie gegen einander auszuspielen und zu spalten. Auch dieses „Reförmchen“ ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein und bedeutet keine ernstzunehmende Verbesserung des Pflegesystems, dieses Beispiel zeigt es erneut.